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GEROLZHOFEN: Eine Schatzkiste für die Denkmalpfleger

GEROLZHOFEN

Eine Schatzkiste für die Denkmalpfleger

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    Er war einst der stolzeste Hof der Stadt. Hier wohnten nur die reichsten und wichtigsten Persönlichkeiten, sei es der Amtsschreiber vom Zabelstein oder der Stadtschreiber, bevor hier später eine Gastwirtschaft inklusive Brauerei Einzug hielt. Die Rede ist vom sogenannten Stumpf-Haus am Marktplatz, einer absoluten Schatztruhe für Denkmalschützer. Für die Stadt stellt sich allerdings die Frage der weiteren Verwendung, weshalb sich nun der Bauausschuss ein eigenes Bild von dem historischen Gebäude machte, in dem zuletzt die verstorbene Betty Stumpf wohnte.

    Älteste Teile von 1489

    Geführt wurden Bürgermeisterin Irmgard Krammer und die Ausschussmitglieder von Museumsleiter Klaus Vogt. Laut seinen Ausführungen stammen die ältesten Teile des Hauses, sprich Keller und Erdgeschoss, aus den Jahren 1489/1490. In der Zeit von Fürstbischof Julius Echter war das ursprüngliche Gebäude von oben herab abgerissen und ein neuer Fachwerkbau auf Keller und Erdgeschossmauern als spätmittelalterlichen Kern aufgesetzt worden.

    Das Haus besticht von oben bis unten durch die Original-Farbgebung und -bemalung aus der Echter-Zeit sowie den Holzvertäfelungen in der Herren-Stube. Nur wenig wurde hier im Lauf der Jahrhunderte verändert, wie der Blick auf Fenster, darunter das älteste Gerolzhöfer Holz-Schiebefenster, auf Türen, Türschlösser, Beschläge, Stuckdecken, Schwarzküche (sie wurde so wegen des offenen Feuers genannt) und Böden zeigt. Oft ist alles an den Wänden nur unter wenigen Kalkanstrichen versteckt und leicht freizulegen. Und wenn einmal Fenster ausgetauscht wurden, dann lagern die Originale noch unter dem Dach.

    Die wohl einzige größere Nutzungsänderung erfuhr das Anwesen, das einst bis zur Salzstraße reichte, durch die Umwandlung in eine Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern und Brauerei im Hof um 1700. Davon zeugt vor allem noch im Erdgeschoss der mit Weinmotiven bemalte, historische Gastraum mit abgehängter Decke, unter der die ursprüngliche Stuckdecke vollständig erhalten ist. Die Brauerei wurde um 1850 abgerissen.

    Das Vertrauen der Bauherren in die Statik war so groß, dass sie in dem Fachwerkhaus im 1. Stock einen gepflasterten Steinboden verlegten und die Dachbalken einfach zersägten, um nachträglich den Kamin einzubauen. Das herrschaftliche Wohnzimmer mit Blick auf den Marktplatz und das historische Rathaus ist der einzige Raum aus der Echter-Zeit, der im Barock neu verputzt wurde. Auf die alte Bemalung wurde ein Lehm-Stroh-Gemisch aufgebracht und die Wand mit einer Schablonenmalerei, einem Vorläufer der heutigen Tapete, verziert.

    Besonders interessant ist die Fassade. Wie vor allem noch an der der Stadtapotheke zugewandten Seite gut zu erkennen ist, wurde der auf das Holzfachwerk aufgebrachte Putz mit einem besonderen Strichmuster versehen, so dass der Betrachter beim Anblick dieser Scheinarchitektur meint, es handele sich um einen Sandsteinbau.

    Trotz der aufgrund des Alters nicht verwunderlichen Wasser- und Feuchtigkeitsschäden, Holzfäulnis, Absenkungen und Setzungen im Untergrund sowie statischer Probleme findet der Fachmann hier am Marktplatz also in einem selten gekannten Ausmaß Ursprünglichkeit pur, vom historischen Keller bis unter den zweistöckigen Dachboden. Und so zählt das Stumpf-Haus wie übrigens auch das Anwesen Iff in der Häfnergasse, unter den Denkmalschützern zu den „Top Ten“ seiner Art in Nordbayern.

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