(ul) „Wir spielen das gemeinsam, wir wissen noch nicht, wie, aber es wird schön“, kündigt Darius Rossol das Stück im Konzert „Gospel und Klassik“ in der Auferstehungskirche an. So ein Konzert haben die Besucher wohl noch nie erlebt. Nicht nur, dass die beiden Musiker Manfred Schmidt und Darius Rossol völlig neue Wege eingeschlagen haben, auch die „Gospel-Laien“, die sie aktivierten, übten sich in Ungewöhnlichem.
Auf einem Korsika-Urlaub hatte Ingrid Kunkel, Musiklehrerin und Organistin in der evangelischen Gemeinde, Darius Rossol kennengelernt und ihn zu einem Workshop mit Konzert nach Schwebheim eingeladen. Zwei Tage lang trafen sich 20 Musikbegeisterte jeden Alters mit ihm zum Gospel-Workshop. „Da waren auch Leute dabei, die sich nicht sicher waren, ob sie überhaupt singen können“, erinnert sich Angelika Lauer, eine der Teilnehmerinnen. „Am Anfang war es ziemlich steif“, erzählt sie weiter, „aber Darius verstand es, uns schnell zu aktivieren. Gospels sind etwas Lebendiges, man lässt sich von der Musik tragen und bewegen, klebt nicht an den Noten, wer etwas dazu machen will, macht was dazu.“
Im zweiten Teil des Konzerts zeigten die Workshop-Teilnehmer dann, was sie gelernt und „dazu gemacht“ hatten. Mit Musikinstrumenten, Chor und Rhythmusinstrumenten wurde gesungen, geswingt und gejazzt. Den Teilnehmern war ihre Begeisterung anzumerken und es fiel ihnen nicht schwer, auch das Publikum anzustecken.
Die Zuhörer allerdings waren bereits vor der Pause auf neue Wege eingeschworen worden. Manfred Schmidt ist eigentlich Kammermusiker und Dozent an der Universität der Künste in Berlin. Der Konzertpianist greift virtuos in die Tasten, entlockt dem Klavier erstaunliche Töne und schafft es, in einem Stück fast alle 88 Tasten zum Einsatz zu bringen. Er spielt unter anderem Chopin, „der die Hämmer fürs Klavier komponiert hat“. Die „Ozean-Etüde“ kündigt er so an: „Man bricht sich die Finger dabei und es hört sich auch noch gut an.“
Während Schmidt Appetit auf Klassik macht, ist Rossol für die moderne Variante der Musik zuständig. Er ist Leiter vieler Gospel-Seminare, fördert aktives Musizieren bei Kindern, Jugendlichen und auch Senioren. Klavier und Stimme, der Wechsel zwischen sanften, weichen Tönen und harten Rhythmen ist sein Gebiet. Er sorgt auch für den kreativen Spannungsaufbau zum Publikum, das summend und singend seine Hintergrundmusik liefert. Er ist für die christlichen Inhalte der Musik zuständig. „Gott ist immer da“, lautet seine Botschaft und so erklingen auch altbekannte Kirchenlieder in neuen musikalischen Variationen. Was die beiden Musiker, die gemeinsam studiert haben, auf keinen Fall wollen, ist die gängige Unterscheidung zwischen „ernster Musik“ und „Unterhaltungsmusik“. Das schränke nur ein, meinen sie und verbinden beides in einer unglaublich lebendigen Art und Weise. In eine bestimmte musikalische Ecke wollen sie sich nicht drängen lassen.
Zwei Musiker, denen eine unerwartete Symbiose gelungen ist. Sie bringen nicht nur ihre unterschiedliche Musik in Einklang, sie strahlen diese Harmonie auch aus. Beide sind mit Herz und Seele und großer Begeisterung auf ihrem ungewöhnlichen musikalischen Weg.