Sie begleiten Schwerstkranke und Sterbende zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim, sie helfen Trauernden bei der Verarbeitung von Verlust: Die 18 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Hospiz-Regionalgruppe Volkach-Gerolzhofen im Hospizverein Würzburg sind für ihre Mitmenschen da – und das seit 26 Jahren. Über ihr mobiles Einsatztelefon sind sie erreichbar. Trauerbegleitung in offenen Gesprächsgruppen findet zweimal im Monat statt.
Doch wie sieht der Alltag der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter aus, wie geht es ihnen bei ihrer Tätigkeit? Was machen Tod und Trauer mit ihnen selbst? Einige der Wegbegleiter mit Schwerpunkt "Trauerbegleitung" sind zu einem Gespräch in die Volkacher Sozialstation gekommen, um diese und weitere Fragen zu beantworten. Die heute 72-jährige Martha Martin ist seit Gründung der Hospiz-Gruppe dabei. Die Rentnerin aus Volkach ist als Sterbe- und Trauerbegleiterin im Einsatz, ebenso wie ihre Mitstreiter Frank Auer (66, Rentner aus Gerolzhofen), Gabi Richter (59, Altenpflegerin aus Gaibach), Arian Hühsam (59, Hauswirtschafterin aus Bimbach) und Sonja Prexler-Schwab (69, Ärztin aus Astheim).
Berufliche Erfahrung mit Tod und Trauer
Die Frauen und der Mann der Hospizbegleiter-Gruppe haben ein vordringliches Ziel: Menschen in schweren Zeiten nicht alleine zu lassen. Martha Martin war früher Krankenschwester in einer Klinik. Ihre Erfahrungen mit Patienten vor dem Tod, mit Einsamkeit und mit Trauer ließen sie damals zu dem Entschluss kommen, eine Ausbildung als Sterbe- und Trauerbegleiterin zu absolvieren.

Zunächst setzte sie das Erlernte im Berufsleben um und wandte es später auch im Ruhestand aktiv an. "Das Mysterium Sterben und Tod ist ein unerschöpfliches Thema", schildert sie. Ihre Erfahrungen in der Hospizbegleitung ließen sie "bewusster leben, und fröhlicher sogar", sagt sie. "Leben ist so wertvoll und kostbar."
Das Erlebte selbst zu verarbeiten, dabei hilft ihr die Hospiz-Gruppe selbst. "Wir tauschen uns regelmäßig aus. Alle Informationen verbleiben in unserem Kreis und dringen nicht nach draußen", sagt sie. Außerdem findet regelmäßige Supervision statt, geleitet von Fachleuten aus Würzburg. Eigene Probleme, die durch die Begleitung entstehen, würden dabei beleuchtet.
Erschwerte Bedingungen während der Corona-Zeit
Etwa fünf bis zehn Sterbende hat sie in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten pro Jahr begleitet. Trauerbegleitungen lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken. "Während Corona haben wir die Trauerbegleitung telefonisch durchgeführt."
Ihre erste Sterbebegleitung ist ihr ziemlich unter die Haut gegangen. Sie wird sie nicht vergessen. Eine junge Frau musste wegen eines Krebsleidens sterben. "Ich habe sie ein ganzes Jahr begleiten dürfen, sie war meine beste Lehrmeisterin", blickt Martha Martin zurück. "Sie hat mir immer gesagt, was sie braucht und was sie sich von mir wünscht." Ihre Erkenntnis: Sterbende wollen nicht auf ihre Krankheit reduziert, sondern als Mensch gesehen werden. Martha Martin erläutert in diesem Zusammenhang auch den Unterschied von Sterbe- und Trauerbegleitung: "Beim Sterben begleiten wir die Menschen zum Tod, beim Trauern zu neuem Leben."
"Leben ist so wertvoll und kostbar."
Martha Martin über ihre Erfahrung als Hospizbegleiterin
Gabi Richter arbeitete früher im ambulanten Pflegedienst. Dabei musste sie immer wieder feststellen: "Keiner hat Zeit für die Patienten." Oft besuchte sie diese Menschen nach der Arbeit. Beim Hospizverein Würzburg nahm sie an der Schulung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin teil, um gut ausgebildet auch heute noch der ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen zu können.
Zusammentreffen mit alten Bekannten tat gut
Acht Jahre ist sie jetzt in der Hospiz-Gruppe im Einsatz. Nicht vergessen wird sie eine Frau, die ihren Mann bis zum Tod pflegte und dabei ihr eigenes Leben aus den Augen verlor. "Ich habe sie mit in ihr Heimatdorf genommen und dort zum Mittagessen in der Gastwirtschaft an den Stammtisch gesetzt." Das Zusammentreffen mit alten Bekannten von früher habe ihr Leben komplett verändert. "Sie bekam wieder Luft zum Atmen und stellte fest, dass es noch etwas anderes gab als die eigenen vier Wände zuhause."
Für Ariane Hühsam ist die Tätigkeit als Sterbe- und Trauerbegleiterin eine persönliche Bereicherung. "Wenn man die Hand von Sterbenden hält, spürt man, wie diese immer ruhiger und gelassener werden. Ein schönes Erlebnis." In der Ausbildung hat sie bestimmte Griffe und Methoden für die Begleitung erlernt, die sie anwendet, "wenn die Sterbenden das wollen". Sie weiß um die Gefahr der eigenen Belastung. "Man muss schon schauen, dass man all das Leid nicht zu nahe an sich heranlässt."
Freude und Trauer treffen hart aufeinander
Im Vordergrund müsse immer stehen, dass man anderen Menschen etwas Gutes tue. "Dann kann man mit der Situation auch gut umgehen." Manches in ihrer langjährigen Tätigkeit ist ihr aber dennoch sehr nahe gegangen, beispielsweise der Tod einer Frau, die den Krebs erfolgreich besiegt hatte und plötzlich an einer völlig anderen Erkrankung starb. Hier hätten die Freude über die Heilung und die Trauer über den Tod ganz nahe beieinander gelegen.
"Patienten starben auf Intensivstationen ganz allein."
Ariane Hühsam zum Sterben während der Corona-Pandemie
Einziger Mann in der Regionalgruppe ist Frank Auer. Früher war er Krankenpfleger und arbeitete viele Jahre in der ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratung für den Hospizverein Würzburg. Vor zwei Jahren hat er sich der Hospiz-Gruppe angeschlossen und leitet sie heute. "Für mich war schon immer klar: Wenn ich in Rente gehe, werde ich mich weiter engagieren."
Männer haben andere Bedürfnisse
Sterbe- und Trauerbegleitung sieht er als eigene Berufung. Dass auch ein Mann in der Hospiz-Gruppe tätig ist, sieht er als großen Vorteil. "Manchmal suchen gerade Männer einen Ansprechpartner und besprechen ihre Probleme lieber mit einem Mann."
Die Corona-Pandemie war eine erhebliche Belastung für alle Mitglieder der Hospiz-Gruppe. "Menschen konnten nicht trauern, konnten sich nicht von ihren Liebsten verabschieden, Patienten starben auf Intensivstationen ganz allein", erzählt Ariane Hühsam. Mit Blick auf die Würde des Menschen habe die Politik in den zurückliegenden zwei Jahren große Fehler gemacht, denn "Verabschiedung ist so wichtig".
So sind die Hilfsangebote erreichbarDas Einsatztelefon der Hospiz-Regionalgruppe Volkach-Gerolzhofen für die Hospizbegleitung hat die Nummer (0151) 10601177.Der offene Gesprächskreis "Trauern und Trösten" findet jeden ersten Mittwoch im Monat von 9 bis 11 Uhr und jeden dritten Mittwoch im Monat von 19.30 bis 21.30 Uhr in den Räumen der Caritas-Sozialstation in der Engertstraße 7 in Volkach statt. Das Angebot ist kostenlos und es ist keine Anmeldung erforderlich. Während der Ferien finden keine Treffen der Trauergruppen statt.Weitere Infos im Internet unter www.hospizverein-wuerzburg.de.fp