Passend zum Herbstwetter wurde es mit Enno Bunger auf der Nachsommer Bühne in Schweinfurt am 15. Oktober melancholisch nachdenklich. In intimer Atmosphäre und ganz nah dran am Publikum berichtet er in seinen Songs von Kindheitserinnerungen, Herzschmerz und dem Verrinnen der Zeit.
Es ist nicht sein erster Besuch in Schweinfurt, wie er erzählt. Das Konzert ist gut besucht, im Publikum sitzen viele Fans. Nicht wenige kennen die Texte, summen oder singen tonlos mit. Andere bewegen sich zur Musik, oft aber ist es mucksmäuschenstill und alle lauschen gebannt, was der Sänger und Songwriter aus dem hohen Norden zu berichten hat.
Musikalisch begleitet er sich selbst, mal am Piano, mal am Keyboard
Die zu Beginn im Spaß angekündigten 40 Songs aller vier Alben sind es zwar nicht geworden – obwohl diese Ankündigung beim Publikum eher für Jubel- als Schreckensrufe sorgte. Dennoch gelingt dem Sänger ein weiter Einblick in sein Repertoire. Musikalisch begleitet er sich selbst, mal am Piano, mal am Keyboard. Obwohl seine Texte für sich genommen schön sind, sind es seine Stimme und die gefühlvolle Art, in der er sie widergibt, die die Songs strahlen lassen und ihre Bedeutung vertiefen. Die Wahrheit der aus seinem Leben gegriffenen Lieder klingt durch und bestätigt seine Einstellung zum Musikmachen: "Ich find' jetzt keine Worte, dann mach' ich halt Musik drüber".
Die kreativen Anleihen aus Folk, Pop, Retro Synth oder deutschem Sprechgesang werden besonders spannend, wenn Melodien aus Beethovens "Ode an die Freude" oder "God Save The Queen" anklingen, um den Inhalt seiner Texte zu untermauern oder ad absurdum zu führen. Emotionale Highlights waren Songs aus seinem zuletzt veröffentlichten Album "Was berührt, das bleibt". Das Lied "Konfetti" dürfte niemanden unberührt lassen, der schon mal mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen musste, während "Ponyhof" ein Hoch auf die Freundschaft anstimmt.
Songs gegen Rechts, den Klimawandel und die CDU
Auch die obligatorischen Songs gegen Rechts, den Klimawandel und die CDU waren natürlich vertreten. Das gehört bei einem politisch interessierten Künstler heutzutage ja fast schon zum guten Ton. Und politisch geworden ist Enno Bunger mit seiner Kunst. Begonnen habe alles "damals, als es mit Pegida losging." Und weil er nicht nur ein weißer, heterosexueller Mann sei, sondern auch noch eine privilegierte Position einnehme, sei daraus eine Verantwortung entstanden, für jene zu sprechen, denen es nicht so gut gehe.

Während ernste Themen durchaus Raum bekamen, war der Abend im ZF Kesselhaus alles andere als trist. Das ist vor allem der lockeren Art des 34-Jährigen zu verdanken, mit der er durch die Songs führt. Witzige Anekdoten, Gespräche mit Zuschauern, Hintergrundinfos zum Entstehen der Lieder oder verschiedenen Auftritten und das Reagieren auf Zwischenrufe sorgten für mehr Lacher als sich bei den Themen der Songs vermuten lassen würde.
Da verwundert es nicht, dass es SKF-Geschäftsführer und Sponsor Thomas Burkhardt und seiner Frau, die ihn 2015 bei einem Auftritt erlebten und Fans wurden, ein persönliches Anliegen war, den Songwriter für den Nachsommer Schweinfurt zu gewinnen. Dass sich dieser – selbstverständlich im Zug – sofort auf den Weg machte, dürfte viele im Publikum sehr gefreut und die Kulturszene in Schweinfurt durchaus bereichert haben. Oder um mit den Worten Enno Bungers zu sprechen: "Endlich wächst zusammen, was zusammengehört" – auch wenn der Name Schweinfurt letztlich doch nichts mit Schweinen und demnach dem Schweinemastbauernhof, auf dem Bungers aufgewachsen ist, zu tun hat.
Weitere Künstler des Schweinfurter Nachsommers, sowie Tickets und Termine können im Internet unter https://www.nachsommer.de/ eingesehen werden.