Er bezeichnet sich selbst gerne als "Indiana Jones unter den Friseuren", mit Schere und Kamm bewaffnet, war er die letzten Jahre unermüdlich im ganzen Land unterwegs und seit kurzem hat er nun auch seinen eigenen Salon in Schweinfurt. Die Rede ist von Oliver Hammerl, dem 26-jährigen Herrenfriseur aus Leidenschaft. "Es war an der Zeit, dass wir auch einen stationären Stützpunkt erschaffen", erzählt Hammerl in seinem über 180 Quadratmeter großen Laden am Schelmsrasen.
Mit "wir" ist ein ganzes Netzwerk aus Freunden, Kunden und Familie gemeint. Der erste eigene Laden soll nämlich viel mehr als nur Ort sein, an dem man sich schnell die Haare oder den Bart schneiden lässt. Am Eingang werden die Gäste von Gatsby empfangen, einem Eurasier-Rüden, der seinem Herrchen in Sachen Herzlichkeit und Offenheit in Nichts nachsteht. "Man teilt sich so viel Intimes bei einem Friseurbesuch", erzählt Hammerl, der seit knapp fünf Jahren unter dem Namen "Königshaupt" unterwegs ist: "Ich will mehr sein als nur ein Dienstleister um die Ecke." Das gelingt dem charismatischen jungen Mann, der das traditionelle Handwerk als Herrenfriseur einst bei Joachim Groha erlernte. Anschließend ging es viel auf Reisen. Seine Bilderwand über dem Sofa im Wartebereich bezeugt, dass es kaum einen außergewöhnlichen Ort gibt, an dem er noch nicht Haare schnitt.
Als reisender Friseur will er natürlich auch noch künftig unterwegs sein. Als festen Anlaufpunkt wird er jetzt aber von Dienstag bis Donnerstag im "Königshauptquartier" anzutreffen sein. Der Umbau zog sich über zwei Monate. Herausgekommen ist ein Schmuckstück mit stylischen Möbeln, die er sich über die Jahre angesammelt hat. "Ein Ort zur Entschleunigung" sollte es werden und wurde es. Im Hinterzimmer, in dem bereits ein Kickertisch steht, soll ein kleines Spielzimmer entstehen. Draußen im Garten wird es spätestens bei den ersten Sonnenstrahlen im nächsten Frühling, die ersten Grillpartys geben. "Hier soll echtes Leben stattfindet", erzählt Oliver Hammerl mit einer ansteckenden Begeisterung: "Die Leute sollen hier einfach mal abschalten." Den Sozialgedanken spinnt er auch noch viel weiter. Im Zuge des "Nikolauskonvoi", der Spenden direkt zu hilfsbedürftigen Menschen nach Rumänien bringt, ist "Königshaupt" eine offizielle Sammelstelle. Ein junger Schweinfurter, der anpackt und hilft und seine Kunden, die oft zu Freunden werden, nebenbei auch noch gut aussehen lässt.
