Den letzten Einsatz seines Berufslebens absolvierte Hubert Kimmel mit Bravour: Zu einer "Pensionärsfahrradprüfung" hatten die Kollegen den Polizeihauptkommissar geschickt, bevor er sich in den Ruhestand verabschieden durfte. Auf einem Parcours im Innenhof der Polizeiinspektion Gerolzhofen musste er sicher um Pylonen herumkurven, unter Absperrbändern hindurchfahren und Verkehrsanweisungen befolgen. Als Belohnung für die fehlerfreie Fahrt gab es einen Ehrenwimpel, den ihm sein Vorgesetzter Bernhard Warmuth bei einer Abschiedsfeier überreichte.
Der E-Bike-Test war ein trefflicher Abschluss seiner mehr als 35-jährigen Laufbahn bei der Polizei. Denn seit Sommer fuhr der gebürtige Sulzheimer, der im Jahr 1988 seinen Dienst in Nürnberg begann und über Erlangen, Würzburg und Schweinfurt 2004 nach Gerolzhofen und damit zurück in die Heimat kam, auf einem blau-weiß lackierten Dienstrad mit Polizei-Schriftzug Streife.

Bei Wind und Wetter mit dem Zweirad unterwegs
Das insgesamt fünfköpfige Fahrrad-Team sorgt seitdem nicht nur für Aufsehen und hält Ausschau nach dem Rechten, sondern soll vor allem Bürgernähe zeigen, als nahbarer Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung stehen und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken. Kimmel passte perfekt dazu: Der leidenschaftliche Radfahrer ist 20 Jahre lang jeden Tag mit dem Drahtesel zur Arbeit gefahren, zuerst immer nach Schweinfurt, dann nach Gerolzhofen, "bei Wind und Wetter". Und dazu, wie man so schön sagt, bekannt wie ein bunter Hund.

Seine größte Freude hatte er an der Verkehrserziehung der Jüngsten. Die letzten elf Jahre machte Hubert Kimmel die Vorschulkinder und Erstklässler im Raum Gerolzhofen mit den Regeln im Straßenverkehr vertraut. Gut und gerne 2500 Kinder hat er in dieser Zeit geschult.
„Es gibt kein Kind und keinen Schüler, der dich nicht kennt.“
Bernhard Warmuth, Leiter der Polizeiinspektion, beim Abschied von Hubert Kimmel
Regelmäßig wird er von Kindern und ehemaligen Schülern darauf angesprochen, selbst wenn er ohne Uniform unterwegs ist. Dann ist er trotzdem der „Herr Polizist“. Für den Leiter der Dienststelle ist Kimmel „das Gesicht und Aushängeschild“ der hiesigen Polizeiinspektion gewesen. „Es gibt kein Kind und keinen Schüler, der dich nicht kennt“, sagte Bernhard Warmuth bei dessen Verabschiedung.
Dankeschön der Kindergartenkinder aus Zeilitzheim
Stellvertretend für alle bedankte sich der Kindergarten Zeilitzheim bei Hubert Kimmel. Mehrere Kinder sangen zusammen mit ihren Erzieherinnen Maria und Ramona Brand einige Ständchen ("Einfach spitze, dass du da warst") und überreichten ihm kleine Geschenke: ein selbstgebasteltes Herz, einen Helm und ein Kissen zum Ausruhen im Ruhestand.

Der Polizeihauptkommissar Kimmel hatte darüber hinaus eine Vielzahl von Aufgaben. Sein Chef erinnerte an die Tätigkeiten als Streifen- und Schichtbeamter, Geräte- und Waffenwart, sowie als Mitarbeiter für die Verkehrssicherheit; auch als Karrierelotse, Hausmeister und "Mädchen für alles" sei er im Einsatz gewesen. Für keine Arbeit sei er sich zu schade gewesen, habe immer angepackt, mit Herz und Fachkompetenz, lobte Warmuth den Neu-Pensionisten und fügte mit etwas Wehmut in der Stimme an: "Wir werden dich sehr vermissen."
Das Berufsleben bleibt Hubert Kimmel, der zunächst Maurer gelernt hatte, bevor er sich bei der 25. Hundertschaft in Nürnberg bewarb, in guter Erinnerung. Mangelnden Respekt habe er, im Gegensatz zu manchen Kollegen, eher nicht erlebt, auch sei er nie angegangen worden. Vielleicht, weil er zu lange weg war von Nachtdiensten, vielleicht weil er einfach nur Glück hatte, so recht weiß er es das selbst nicht.
Trotz Diskussionen mit Parksündern: "Ich war gerne Polizist"
Natürlich habe er bei Geschwindigkeits- und Parkkontrollen reichlich Diskussionen erlebt. Wichtig sei ihm dabei aber immer ein Grundsatz gewesen: Behandle die Leute so, wie du behandelt werden möchtest. Sein erfreuliches Fazit nach mehr als 35 Dienstjahren im Staatsdienst: „Ich war gerne Polizist.“

Jetzt freut sich Kimmel, der am 18. Januar 60 Jahre alt wird, auf seinen Ruhestand. Viel hat er sich noch nicht für die neue freie Zeit vorgenommen, obwohl es zahlreiche Anfragen gab. Auf den Sport und speziell die Touren mit dem Rad will er nicht verzichten. "Schließlich habe ich drei Fahrräder, die bewegt werden müssen."
Zum Nachfolger bei der PI Gerolzhofen für die Verkehrserziehung an Kindergärten und Schulen sowie für den Bereich Verkehr wurde übrigens Michael Kraft ernannt. Er war die vergangenen Monate des Öfteren auf Fahrradstreife gemeinsam mit Kimmel unterwegs. Der eine oder andere hat ihn womöglich schon kennengelernt.