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Schweinfurt: "Er war ein guter Mann": Ehemaliger Kumpel des Angeklagten Tommy M. sagt im Schweinfurter Mordprozess aus

Schweinfurt

"Er war ein guter Mann": Ehemaliger Kumpel des Angeklagten Tommy M. sagt im Schweinfurter Mordprozess aus

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    Der ehemalige US-Soldat Tommy M. steht seit Ende Januar 2025 in Schweinfurt vor Gericht. Er soll im April 1978 die 18 Jahre alte Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn mit 14 Messerstichen getötet haben.
    Der ehemalige US-Soldat Tommy M. steht seit Ende Januar 2025 in Schweinfurt vor Gericht. Er soll im April 1978 die 18 Jahre alte Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn mit 14 Messerstichen getötet haben. Foto: Daniel Löb, dpa (Archivbild)

    Wenn er an Tommy M. denke, dann habe er ihn als "guten Mann" in Erinnerung, als "liebevollen Vater", sagt der US-Amerikaner im Prozess um den gewaltsamen Tod der 18-jährigen Cornelia Hümpfer. Er erinnere sich noch gut an die Zeit, in den späten 70er, frühen 80er Jahren, als er und der Angeklagte "sehr gute Freunde" gewesen, gemeinsam zum Angeln gegangen seien. Mit den Familien hätten sie Barbecues veranstaltet, die Kinder seien im selben Alter gewesen.

    Dass Tommy M. zu dem fähig sei, was er ihm in einer Nacht vor rund 40 Jahren gestanden haben soll, habe er damals nicht glauben können, sagt der Zeuge jetzt vor dem Schweinfurter Landgericht: M. habe 1978 in Deutschland eine junge Frau umgebracht. Er habe gedacht, M. übertreibe bloß, berichtet der US-Amerikaner. Denn er habe "durchaus auch mal Geschichten erfinden" können, habe in Gesellschaft gerne getrunken. Dann sei M. auch schonmal wütend geworden, schildert der Zeuge, fügt aber gleich hinzu: "Wie die meisten von uns."

    Zeuge aus den USA: Tommy M. wurde emotional und schilderte Panik und Stiche

    In der fraglichen Nacht habe er mit M. ein paar Bier getrunken, sagt der 65-Jährige am vierten Prozesstag zum Fall Cornelia Hümpfer vor Gericht. Dann sei M. plötzlich emotional geworden und  habe erzählt, dass er sich in seiner Zeit in Deutschland mit einem Mädchen getroffen habe, "das nicht seine Frau war". Das Mädchen sei schwanger gewesen und habe gewollt, dass er seine Ehefrau für sie verlasse.

    "Er sagte, er sei in Panik geraten und habe mehrfach auf sie eingestochen. Dann sei sie im Auto verstorben", sagt der ehemalige Freund des Angeklagten. Bei der Beichte sei Tommy M., der sich seit Ende Januar wegen Mordes verantworten muss, am Boden zerstört gewesen, habe geweint. "Der Mann, den ich kannte, von dem konnte ich mir nicht vorstellen, dass er so etwas getan haben könnte", sagt der 65-Jährige. Heute wolle er sich darüber kein Urteil mehr erlauben.

    Früherer Freund: Nach Festnahme von Tommy M. an das Gespräch erinnert

    Als er vom Schwager des Angeklagten im Sommer 2023 von der Festnahme erfahren habe, habe er erst gedacht, M. könne womöglich im Streit seiner Ehefrau etwas angetan haben. Dann habe er sich "an das Gespräch vor 40 Jahren erinnert" und sich bei der Polizei gemeldet – aus moralischen Gründen, wie er sagt. "Und, weil ich glaube, dass es das Richtige ist, was man tun sollte. Unabhängig von meiner Beziehung zu Tom."

    Ihre Freundschaft sei nach einem Streit irgendwann zerbrochen, dennoch hege er "keinen Groll" oder gar "Rachegelüste" gegen M., sagt der Zeuge aus den USA. "Er war ein guter Mann, einer meiner besten Freunde, deshalb ist es heute auch so schwer, hier zu sein."

    Dem Angeklagten geht die Aussage seines ehemaligen Kumpels augenscheinlich nahe. Als der Zeuge den Gerichtssaal verlässt, wischt M. sich mit einem Taschentuch Tränen aus den Augen.

    Verteidigung beantragt Suche nach verlorenen Beweisstücken

    Von Seiten der Verteidigung kommt an diesem Verhandlungstag ein weiterer Beweisantrag. Die Anwälte wollen, dass die Asservatenräume der Rechtsmedizin Würzburg sowie der Kriminalpolizeiinspektion Schweinfurt durchsucht werden. Die Unterhose der Getöteten sowie ein Abstrich gelten mindestens seit 1996 als vermisst. Die Rechtsmediziner hatten darauf damals Spermaspuren festgestellt.

    Außerdem fehlt ein Messer, das ein Polizeibeamter damals unweit vom Tatort gefunden haben will, als Beweismittel. "Das Auffinden der Gegenstände und eine daran anknüpfende DNA-Analyse werden ergeben, dass die Spermaspuren nicht unserem Mandanten zuzurechnen sind, sondern er vielmehr als Spurenleger ausschließbar ist", trägt Verteidiger Johannes Makepeace vor.

    Noch mehr Prozesstage am Landgericht abgesprochen

    Ursprünglich waren noch zwei weitere Verhandlungstage geplant. Die Kammer hat am Freitag allerdings weitere Termine bis April mit den Verfahrensbeteiligten abgesprochen. Der Prozess wird am Dienstag, 11. Februar, fortgesetzt.

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