Tommy M. sei Alkoholiker, sagt die Frau, die ab 1990 mit ihm verheiratet war, im Zeugenstand. Und "nicht einer der netten Art". Einmal sei sie kurz davor gewesen, ihn zu verlassen, berichtet die 62-Jährige, ohne auf Details einzugehen. Schon immer habe er betrunken Geschichten erzählt, an die er sich im Nachhinein nicht mehr habe erinnern können und die sich teilweise als erfunden herausgestellt hätten.
Doch bei der Geschichte, die er ihr Mitte der 90er erzählt habe, sei er nüchtern gewesen. Er sei gerade von einem abgebrochenen Alkoholentzug zurückgekommen, als er ihr gesagt habe: "Während ich in Deutschland war, habe ich jemanden umgebracht."
Mitte der 90er meldete sie die Beichte ihres Partners der Polizei und der Armee
Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den gewaltsamen Tod der damals 18-jährigen Cornelia Hümpfer belastet die 62-jährige Frau aus den USA ihren Ex-Mann Tommy M. schwer. Sie war diejenige, die Mitte der 90er Jahre die Beichte ihres damaligen Partners in einem Fax der Polizei und der Armee meldete. Sie habe das nicht getan, weil er während ihrer Beziehung mit einer anderen Frau geschlafen habe, stellt sie vor Gericht klar, sondern "weil Cornelia und ihre Familie Gerechtigkeit verdienen".
Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 70-Jährigen, der in den 70ern als Soldat in Schweinfurt stationiert war und mit seiner ersten Frau und seinem Sohn dort gelebt haben soll, Mord aus niederen Beweggründen und Heimtücke vor. Er soll seiner Geliebten im April 1978 vierzehnmal in den Rücken gestochen haben, weil sie ihm gesagt haben soll, dass sie schwanger sei und es seiner Frau sagen werde. Passanten fanden die junge Frau aus Dittelbrunn auf einem Acker neben der Straße zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt).
Zeugin: Damalige Frau von Tommy M. habe Tatwaffe verschwinden lassen
Es ist auch die Version, die die Frau vor Gericht erzählt. M. habe ihr gesagt, er habe Cornelia Hümpfer mit einem Bajonett-Messer erstochen, wohl um die Affäre vor seiner damaligen Frau geheimzuhalten, mutmaßt die 62-jährige Amerikanerin. Dennoch habe er dieser die Tat im Anschluss selbst gestanden. Die damalige Frau sei daraufhin "ausgerastet", habe die Tatwaffe an sich genommen und diese verschwinden lassen – so habe M. es ihr zumindest erzählt, sagt die 62-Jährige.
Den Grund, warum M. ihr nach mehreren Ehejahren plötzlich etwas Derartiges gebeichtet haben soll, nennt die Zeugin ebenfalls: Seine Therapeuten im Alkoholentzug hätten ihn beauftragt, seiner Frau davon zu erzählen. Während der Beichte sei er niedergeschlagen gewesen – aber auch "sehr ernst".

Schon im Vorfeld der Beichte habe es ein Telefonat zwischen ihr und seiner ersten Ehefrau gegeben, in dem diese gesagt habe: "Du musst damit leben, genauso wie ich es getan habe." Was die Frau damals damit gemeint habe, habe sie nicht verstanden, sagt die Zeugin vor Gericht. Schon kurz nach ihrer Hochzeit, sie waren in den Flitterwochen, habe sie erfahren, dass eine Ex-Freundin von Tommy M. seinetwegen ins Krankenhaus musste. Damals will sie dann gesagt haben: "Ich weiß nicht, wer du bist."
Tommy M. schüttelt während der Aussage der Frau den Kopf
Während der Aussage der 62-Jährigen schüttelt Tommy M. immer wieder den Kopf. Die Frau lässt sich davon nicht verunsichern, wirkt entschlossen in dem, was sie sagt. Zu Prozessbeginn am Montag hatte M. zu den Vorwürfen geschwiegen. Der Angeklagte werde zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen, hatte sein Verteidiger Johannes Makepeace gesagt.
Er und sein Verteidigerkollege Wolfgang Staudinger befragen die Frau am Dienstag intensiv. Während die 62-Jährige aussagt, Tommy M. habe ihr damals sogar den Namen Cornelia Hümpfer genannt, halten die Anwälte ihr das Fax an die Behörden von damals vor: Darin habe sie geschrieben, sich nicht mehr an den Namen erinnern zu können. "Welche Aussage soll ich Ihnen glauben?", fragt Verteidiger Makepeace.
Schnaufend kommt der Angeklagte nach einer Verhandlungspause wieder in den Raum und wirft sichtbar genervt seine Jacke neben den Stuhl. Das Gericht entlässt die Ex-Frau aus dem Zeugenstand. Er habe einen Asthma-Anfall gehabt, sagen seine Verteidiger im Anschluss an die Sitzung. Sie kündigen an, in einer der kommenden Sitzungen eine Verteidigererklärung abzugeben, weil sich große Differenzen zwischen dem Fax und der heutigen Aussage der Frau ergeben hätten.
Die Verhandlung wird am 6. Februar fortgesetzt.