Menschen interessieren Rolf Sachs. Und Emotionen. Der Designer, Künstler und Bühnenbildner will mit seinen Arbeiten vor allem berühren. Rolf Sachs, der von seinem Vater Gunter die Leidenschaft für Kunst und Talent geerbt hat, sagte in einem Interview einmal: "Künstler wird man nicht. Künstler ist man. Das Kreative steckt in einem."
Vom 17. Juli bis 5. Oktober 2025 wird Rolf Sachs (Jahrgang 1955) seine Arbeiten in der Kunsthalle Schweinfurt ausstellen. Das Museum ist ihm vertraut. Es gehört quasi zur Familiengeschichte. Urgroßvater Ernst Sachs (1867-1932), Begründer der Industriellen-Dynastie Sachs (Fichtel & Sachs), hat der Stadt zu seinem 60. Geburtstag ein Schwimmbad gestiftet. Bis 2004 war es in Betrieb. Dann wurde das Bad zum Museum für Gegenwartskunst umgebaut, das 2009 eröffnete.
Kunsthalle Schweinfurt ist auch mit Gunter Sachs verbunden
Die Kunsthalle ist aber auch mit dem Vater Gunter Sachs verbunden. 2013 war dessen Kunstsammlung hier zu sehen, 2019 seine Fotokunst. "Es ist eine große Ehre, hier ausstellen zu können", sagt Rolf Sachs bei einem Rundgang durch die Kunsthalle. "Das ist wirklich ein prachtvolles Haus. Es ist eine wunderschöne Herausforderung."
Nach einem Gespräch mit Museumsleiterin Andrea Brandl zur Vorbereitung der Ausstellung nimmt sich Rolf Sachs Zeit für Gespräch und Rundgang durch die aktuelle Ausstellung. Ohne die Kunst zu sehen, will er nicht gehen. So entwickelt sich ein intensives, humorvolles und tiefgründiges Gespräch zwischen den Arbeiten von Thomas Hildenbrand in der Großen Halle, beim Frauenporträt von Leo Putz am anderen Ende der Ausstellung und der Büste des Urgroßvaters Ernst Sachs im Eingang, bevor sich mit der Lichtinstallation "Der Freischwimmer"von Chris Nägele im Treppenhaus der Kreis wieder schließt.
Humor und Leichtigkeit sind ihm wichtig
Rolf Sachs malt, fotografiert, macht Installationen und Skulpturen. Liegen ihm alle Disziplinen gleichermaßen am Herzen? "Die Disziplinen sind natürlich stark unterschiedlich. Ich habe mit Design angefangen, weil ich das auch ein bisschen als Stiefkind sah zwischen Architektur und Kunst", sagt er. "Ich wollte nicht dekorative Kunst machen, sondern emotionale Kunst. Aus diesem Grund sind meine Objekte sehr stark offen, sie sind dekonstruiert, sie haben oft humoristische Seiten." Hinter allem stehe immer ein Konzept. Und Leichtigkeit muss dabei sein.
Die Fotografie ist eine tolle Disziplin, das Design auch, sagt Sachs. Am meisten Seele liegt seiner Meinung nach aber in der Malerei. "Deswegen hat sie vielleicht auch etwas Mystisches, Philosophisches, irgendetwas, was man nicht so genau erklären kann." Sachs findet es faszinierend, dass jeder in einem Gemälde etwas anders sieht, etwas anderes fühlt. "Malerei berührt jeden in einer anderen Art."
"Es geht darum, die Seele zu berühren."
Rolf Sachs
Was interessiert Künstler besonders, was steckt hinter der Kunst, philosophiert Sachs. Politik, soziales Engagement, Umweltthemen zum Beispiel. "Bei mir ist es ganz klar der Mensch. Ich lebe auch so. Ich interessiere mich für den Menschen." Was will er mit seiner Kunst erreichen? "Ich versuche, die Menschen dazuzubekommen, dass sie möglichst frei sind im Kopf." Denn frei im Kopf sei niemand. "Wir haben alle unsere Probleme."

Wahrscheinlich wird die Ausstellung, die vom 17. Juli bis 5. Oktober 2025 zu sehen sein wird, den Titel "Berühren" tragen. "Es geht darum, die Seele zu berühren", sagt Rolf Sachs. "Wir sind alle ein Zufallsprodukt. Wo, wann wir geboren sind, in was für einem sozialen Umfeld, das ist Zufall." Für ihn erwächst aus dieser Erkenntnis so etwas wie ein Auftrag. "Wenn wir uns das vor Augen halten, müssen wir alle voreinander Respekt haben."
Was in der Ausstellung zu sehen sein wird
Was wird im nächsten Jahr zu sehen sein in der Kunsthalle? "Ein bisschen von allem", sagt Sachs. Möbel, Installationen, Lichtobjekte, Fotografien, Gemälde, Skulpturen. Und natürlich Stühle. "Stühle sind immer dabei. Stühle sind mein Steckenpferd." Stühle tauchen auch in fast allen Berichten über Rolf Sachs auf. Stühle faszinieren ihn, weil sie wichtig sind. Zum Beispiel, wenn man in ein Lokal geht. "Die Stilrichtung des Lokals ist durch die Art der Stühle bestimmt."

Als Weltbürger wird Rolf Sachs gern bezeichnet. Er war in der Schweiz und in London zu Hause, jetzt hat er seinen Lebensschwerpunkt und sein Atelier nach Rom verlegt. 2014 hat er trotzdem oder gerade deswegen in Köln eine Ausstellung zum Thema "Typisch deutsch" gemacht, obwohl er kaum in Deutschland gelebt hat. "Ich könnte so etwas nicht über die Schweiz machen, wo ich viel länger gelebt habe, ich könnte sie auch nicht über Frankreich machen und ich bin Halbfranzose", sagt er.
Ist es mit dem Deutschsein wie mit der Kreativität, die einfach in einem steckt? Sachs lacht. "Das spürt man unter den Fingernägeln." Nach dem frühen Tod seiner Mutter lebte er zwischen seinem dritten und neunten Lebensjahr bei seiner deutschen Großmutter Elinor von Opel, der geschiedenen Frau von Willy Sachs. "Diese Jahre haben mich wahnsinnig geprägt."