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OBERWERRN: Experten-Tipps: Wie ein Gartenteich zur Oase wird

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Experten-Tipps: Wie ein Gartenteich zur Oase wird

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    In seinem Koiteich kühlt sich Wolfgang Kohlhepp gern inmitten seiner Fische ab.
    In seinem Koiteich kühlt sich Wolfgang Kohlhepp gern inmitten seiner Fische ab. Foto: Fotos: Anand Anders

    Am Wasser steht ein zum Sessel getrimmter Busch. Wolfgang Kohlhepp gestaltet seinen Garten, als wäre er sein Wohnzimmer. Oder besser: Er ist sein Wohnzimmer. Warum sonst sollte er seit dem Hausbau in Oberwerrn im Jahr 1975 ungezählte Stunden darin verbringen. Winter wie Sommer – Kohlhepp findet immer etwas zu tun an Bonsai-Park und japanisch anmutenden Pflanzen.

    Der 67-Jährige ist, was man ein Multitalent nennt. Von Beruf Raumausstatter, hat er den Raum „Garten“ wie den einer Wohnung gestaltet. An zwei Wänden hängen kunstvolle selbst gemalte Gemälde mit Namen wie „Karpfenernte“. Das Wetter ist schon mehrere Tage trocken, da können die Bilder auch im Freien hängen.

    Kohlhepp hat drei Gewässer in seinem Garten, der komplett ums Haus führt: einen himmelblau gekachelten Pool, einen rund zehn Meter langen Koiteich und ein nur wenige Quadratmeter umfassendes Biotop. Zum Ortstermin am Gartenteich für diese Redaktion ist auch Gartenbau-Expertin Brigitte Goss gekommen. Kohlhepp und Goss fachsimpeln über Pflanzenbewuchs, Pumpenarten und Fiberglasmodelage.

    Das Anlegen

    Für den gelernten Raumausstatter Kohlhepp ist sein Garten ein Wohnzimmer zum Wohlfühlen.
    Für den gelernten Raumausstatter Kohlhepp ist sein Garten ein Wohnzimmer zum Wohlfühlen.

    Acht Monate hat Kohlhepp von September 1999 bis April 2000 an seinem Koiteich gebaut. Fast alles machte er allein, vom Aushub bis zur Ufergestaltung. „Der erste Teich war ein Wasserloch“, mit Folie ausgelegt und viel zu flach. „Ein Fisch will Volumen“, hat der 67-Jährige gelernt. Der heutige Teich ist beachtliche 1,70 Meter an der tiefsten Stelle, die Wände senkrecht.

    Elf Kois und ein Stör haben darin Platz, sich frei zu bewegen. Bei zu viel Sonneneinstrahlung können sich die Tiere unter einem Überbau aus Beton, der wie Naturstein modelliert ist, tummeln. Im Schnitt ist es im Teich drei Grad kälter als im Pool, Kohlhepp nutzt ihn zum Abkühlen lieber als das künstliche Bassin ein paar Meter weiter. Ist der Überbau über den Teich aus Pappmaché modelliert? Nix da: „Das ist kein Hollywood und kein Las Vegas“, sagt Kohlhepp lachend und winkt ab.

    Auch am kleinen Naturteich, dem Biotop, hat sich der Hobbykünstler Kohlhepp verausgabt: In den eigens in Negativformen gegossenen Beton baute er Lehmklumpen ein, die mit der Zeit vom Regen ausgeschwemmt wurden und naturgetreue Löcher hinterließen.

    Dass das Biotop an der Nordseite des Hauses liegt, ist Zufall. Expertin Goss hält jede Himmelsrichtung für geeignet. „Nur bei sehr flachen Teichen ist eine Beschattung nicht schlecht.“ In warmem Wasser wuchern sonst Algen.

    Kohlhepps Bild „Karpfenernte, 2015“ erinnert an das modellierte Gestein an seinen Naturteichen.
    Kohlhepps Bild „Karpfenernte, 2015“ erinnert an das modellierte Gestein an seinen Naturteichen.

    Und: Wer auf seinem Teich Seerosen blühen lassen möchte, braucht mindestens sechs Stunden Sonneneinstrahlung auf den Teich. Sonst gehen sie ein.

    Die Ausgaben

    Ein Gartenteich ist kein Schnäppchen. Kohlhepp erinnert sich, dass er 30.000 D-Mark an Materialkosten ausgab, seine unzähligen Arbeitsstunden will er gar nicht aufrechnen.

    Eingerechnet sind aber die 10.000 Mark für Kauf und professionellen Einbau der Wasserpumpe. Das teuerste sei das Fiberglas gewesen, mit dem er den Teich ausgekleidet hat. Fiberglas ist ein glasfaserverstärkter Kunststoff, der laut Kohlhepp „ewig hält“.

    Was das Biotop an Kosten verursachte, kann Kohlhepp nicht mehr sagen. Das Material war vom Bau des großen Koiteichs übrig geblieben.

    Brigitte Goss, Fachberaterin für Gartenbau im Landratsamt, erklärt am Biotop, wie wertvoll Sumpfschwertlilien für Libellen sind.
    Brigitte Goss, Fachberaterin für Gartenbau im Landratsamt, erklärt am Biotop, wie wertvoll Sumpfschwertlilien für Libellen sind.

    Auch die Kosten für einen Naturschwimmteich, also einen ohne Filter und Pumpe, schätzt Brigitte Goss auf 15.000 bis 20.000 Euro. Bei Schwimmteichen wie Kohlhepps kommen noch Stromkosten dazu.

    Der Aufwand

    Kohlhepps Schwimmteich ist kein Naturteich. Der Filter samt Pumpe läuft zwölf Monate im Jahr. Ein Kleeblattfilter, bestehend aus vier Kammern, die das Wasser mechanisch säubern, mischt Leitungs- und Regenwasser unter das Teichwasser. Kohlhepp muss den Filter während eines Sommers drei Mal reinigen.

    Im Herbst fischt er regelmäßig mit dem Kescher Laub aus den Teichen (siehe „Fünf Tipps“ weiter unten). Ansonsten sind es die Fische, die gefüttert werden wollen. Die Teichpflege selbst ist wenig aufwändig.

    Expertin Goss empfiehlt, das Wasser möglichst von algenbefördernden Stoffen, im Frühjahr durch Pollenflug, im Herbst durch fallendes Laub, freizuhalten. Auch der Boden muss alle paar Jahre von Ablagerungen, dem Mulm, befreit werden. „Sensibles“ Vorgehen mahnt die Expertin dabei an. Denn mit den Pflanzenresten könnten auch Kleinstlebewesen aussortiert werden – eine Gefahr für das Gleichgewicht des Teichs.

    Fünf Tipps rund um den gedeihenden Gartenteich Brigitte Goss, Kreisfachberaterin für Gartenbau im Landratsamt Schweinfurt, kennt auch aus ihrer Arbeit für „Querbeet“ (BR) unter anderem die typischen Probleme der Naturteichbesitzer: 1) „Keine Fertigwanne kaufen“ Die vermeintlich praktischen schwarzen Kunststoffformen machen beim Anlegen mehr Arbeit als gedacht. Sie müssen aufwändig waagerecht eingesetzt werden und sind schwierig zu bepflanzen. 2) „Im Frühling anlegen“ Teichpflanzen wachsen im späten Frühjahr und Frühsommer am besten und schnellsten an. Das ist der optimale Zeitpunkt, um den Traum vom Gartenteich in die Tat umzusetzen. Wer im Herbst anlegen möchte, hat nur ein kleines Angebot an geeigneten Pflanzen für die Bepflanzung. 3) „Ein blaues Netz spannen“ Im Herbst sollten Eigentümer ihre Teiche regelmäßig von herabfallendem Laub befreien. Die Blätter bilden während ihrer Zersetzung im Wasser Faulgase, die ihm wertvollen Sauerstoff entziehen und den Nährstoffgehalt erhöhen. Das könnte die Algen im nächsten Sommer befördern. Ein engmaschiges Netz bewahrt den Teich vor Laub. Blaue Netze erkennen Vögel im Gegensatz zu grünen als Hindernisse. 4) „Algen reduzieren“ m langfristig die Nährstoffe im Wasser und somit den Algenwuchs zu reduzieren sollte ein Drittel der Teichfläche mit Wasser- und Sumpfpflanzen bepflanzt werden. Bei der Pflanzenauswahl sollten die unterschiedlichen Wassertiefen berücksichtig werden. 5) „Fressfeinde der Mücken pflegen“ Libellen sind natürliche Fressfeinde der Stechmücken. Wer sich im Garten vor Mückenstichen schützen will, bietet ihnen und anderen Fressfeinden ausreichend Raum zum Niederlassen. Gut geeignet sind zum Beispiel Sumpfschwertlilien, an denen die Larven zum schlüpfen nach oben klettern können.

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