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RÖTHLEIN/GRAINAU: Extremlauf auf der Zugspitze: 91 Kilometer in 17 Stunden

RÖTHLEIN/GRAINAU

Extremlauf auf der Zugspitze: 91 Kilometer in 17 Stunden

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    Schwere Bedingungen: Marco Kister aus Röthlein ist den Zugspitz Ultratrail gelaufen, ein 100-km-Lauf in alpinem Gelände, dabei hat er dieses Foto geschossen.
    Schwere Bedingungen: Marco Kister aus Röthlein ist den Zugspitz Ultratrail gelaufen, ein 100-km-Lauf in alpinem Gelände, dabei hat er dieses Foto geschossen. Foto: Foto: Marco Kister

    Wer über die aktuelle Hitzewelle stöhnt, dem sei diese Geschichte von Marco Kister aus Röthlein empfohlen. Quasi als mentale Abkühlung. Kister hat vor zwei Wochen 91 Kilometer rund um die Zugspitze zurückgelegt. Bei einer schönen Hüttentour? Mitnichten – innerhalb von 17 Stunden, 32 Minuten und 54 Sekunden. Der 36-Jährige ist den „Zugspitz Ultratrail“ gelaufen. Der Extremberglauf führt über unbefestigte Wege, sogenannte „Trails“ rund um die Zugspitze und das Wettersteingebirge. Zu überwindende Höhenmeter: rund 4500. Schnee, Regen und Matsch waren die drei Schlagworte des Rennens.

    „Früher habe ich Laufen gehasst“, sagt Marco Kister. Radfahren war seine Leidenschaft. Aber dann hat er entdeckt, dass ihm das Laufen irgendwie besser liegt, er schnell gute Leistungen brachte. Die „eigenen Grenzen zu finden und nach hinten zu verschieben“, das reizt ihn.

    Auch mal ganz klein angefangen

    Bei quasi null hat er angefangen. „Ich bin zuerst mal drei Kilometer ums Kernkraftwerk gejoggt.“ Das Trailrunning entdeckte er für sich als Nische, die Laufstrecken wurde schnell weiter. Zehn Kilometer, Halbmarathon, Marathon, Rennsteig-Supermarathon mit 73 Kilometern und jetzt eben der Zugspitz Ultratrail. Im letzten Jahr hatte er schon einmal teilgenommen, musste aber mit krampfenden Beinen bei Kilometer 35 abbrechen. Er hatte also noch eine Rechnung mit den Bergen offen.

    „Wir haben bis zur letzten Sekunde gehofft, dass sich das Wetter bessert.“ Aber es wurde nichts. Beim Start in Grainau am Fuße der Zugspitze regnete es bereits, das Thermometer zeigte neun Grad. Er ahnte nur, was vor ihm liegt – auf mehr als der doppelten Marathondistanz. „Auch für uns Läufer sind 100 Kilometer unvorstellbar.“ Kisters Sachen, die er in den Wochen zuvor akribisch zusammengestellt hatte, waren im Prinzip von Beginn an komplett durchnässt.

    Matschige Abstiege

    Das Höhenprofil der Route zeigt drei Spitzen, mit steilen Anstiegen und ebenso schwierigen, matschigen Abstiegen. „Irgendwie haben mir die Steigungen in diesem Jahr erstaunlich wenig ausgemacht“, sagt Kister. Erst einfach so, später mit Stöcken zog er sich den Berg hinauf. Zehn Versorgungsstationen gibt es, ab der dritten „ging es dann richtig in den alpinen Bereich.“ Auf dem Weg zum zweiten Gipfel überschritt er die Schneefallgrenze. „Es war faszinierend, den Übergang von grüner Wiese zu geschlossener Schneedecke zu erleben.“

    Geschafft: Marco Kister beim Zieleinlauf.
    Geschafft: Marco Kister beim Zieleinlauf. Foto: Foto: FOTO Sportograf

    Die Kälte ließ ihm die Finger schmerzen. „Am Körper geht es eigentlich, aber man darf auf keinen Fall stehen bleiben.“ Der Veranstalter hatte von allen Läufern eine Pflichtausrüstung verlangt, inklusive langer Kleidung, Handschuhen, Handy mit eingespeicherter Notrufnummer. Nicht beim Zugspitz Ultratrail, aber beim verwandten Zugspitzlauf waren 2008 zwei Läufer nach einem plötzlichen Kälteeinbruch gestorben.

    Plötzlich lecker: Gurkenscheiben mit einer dicken Schicht Salz

    Um den Körper bei der extremen Belastung mit dem Nötigsten zu versorgen, griff der Röthleiner an den Versorgungspunkten (VP) immer zuerst zu den vorgeschnittenen Gurkenscheiben, tunkte die Scheibe dann in eine Schüssel mit Salz. Flüssigkeit und Mineralien, die verliert der Körper zuerst. Dazu Banane, Melone, Cola. Aber „Immer kleine Portionen!“ Bei Versorgungspunkt 7, etwa bei Kilometer 70, musste es dann trotzdem ein Brot mit Erdnussbutter und Nutella sein. Es dämmerte, der Startschuss war morgens um 7.15 Uhr gefallen. Also Stirnlampe auf.

    „Die Zeit zwischen den VPs ist eigentlich schnell vergangen – bis zur letzten. Aber mit den letzten Kilometern habe ich echt gekämpft.“ Kister hatte sich ein bisschen verrechnet. Als er dachte, es fehlen noch zehn Kilometer, waren es noch 15. „Die letzten zwei Kilometer habe ich echt geflucht und gedacht ,Ich hasse Berge, ich hasse die Steigungen, ich mache hier nie wieder mit‘.“

    Aber er schaffte es – und wartet jetzt schon auf den Anmeldestart für kommendes Jahr. Vielleicht wird an der Zugspitze dann wieder der Teilnahmerekord gebrochen, in diesem Jahr waren mehr als 2000 Läufer dabei, die zwischen fünf unterschiedlichen Strecken wählen konnten.

    Auf dem Weg zum Breitensport

    Denn Marathon und Trailrunning boomen, werden immer mehr zum Breitensport. Beim Einsteiger-Trail war zum Beispiel auch Christian Höhne aus Marktsteinach dabei. Seine Initialzündung: Er bekam zu Weihnachten einen Rucksack mit Wasserblase geschenkt, wenige Tage später meldete er sich für den „Basetrail“ an. Er schaffte es, im nächsten Jahr soll es der „Basetrail XL“ werden. Die Steigerung, sie scheint schon eine Triebfeder zu sein.

    Marco Kister peilt in diesem Jahr seinen Trainingskilometer-Rekord an: „Zwischen 2500 und 3000 Kilometer sollten es schon werden.“ Mitarbeit: Ursula Lux

    Marco Kister führt einen Blog mit detaillierten Lauf-Berichten: marcokister.blogspot.de

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