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SCHWEINFURT: Fahrradfreundlichkeit: Lernen von den Profis

SCHWEINFURT

Fahrradfreundlichkeit: Lernen von den Profis

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    Von der Fahrradstadt Erlangen lernen: Fahrradbeauftragter Joachim Kaluza gab der Schweinfurter Delegation viele gute Tipps.
    Von der Fahrradstadt Erlangen lernen: Fahrradbeauftragter Joachim Kaluza gab der Schweinfurter Delegation viele gute Tipps. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Schweinfurt will fahrradfreundliche Stadt werden. Eine Voraussetzung ist mit dem Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) erfüllt. 2018 prüfen Akteure der AGFK bei einer Begehung, ob die Stadt den Titel „fahrradfreundliche Stadt“ verdient. Möglicherweise ist dann einer der AGFK-Prüfer Joachim Kaluza. Er ist hauptberuflich Fahrradbeauftragte von Erlangen.

    Das „Radforum Schweinfurt“ hat, um von der mittelfränkischen Fahrradstadt zu lernen, einen ganzen Tag mit Kaluza verbracht. Um in Sachen Fahrrad voranzukommen, war das Forum letztes Jahr von Baureferent Ralf Brettin ins Leben gerufen worden. Ihm gehören Vertreter von Stadt, Polizei, Rad-Vereinen, Stadträte und Akteure des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) an.

    In Erlangen nutzt jeder dritte Verkehrsteilnehmer regelmäßig das Fahrrad

    In der Stadt an der Regnitz spielt das Fahrrad ein weitaus größere Rolle als in Schweinfurt. Jeder dritte Verkehrsteilnehmer in Erlangen fährt Rad, in Schweinfurt nur jeder Zehnte. Das sieht man schon am Hauptbahnhof, wo die vierstündige Radtour beginnt.

    Ihre Räder bringen die über 20 Schweinfurter mit, darunter OB Sebastian Remelé, Brettin, die Amtsleiter Christof Klingler (Tiefbau), Markus Sauer (Hochbau), die Stadträte Jürgen Royek (CSU), Thomas End (SPD), Dagmar Bebersdorf (SWL), Reginhard von Hirschhausen (Grüne), Johannes Schöneich (Vorsitzender RV 89), Willi Schuhmann (Polizei), der Radbeauftragte Fritz Hebert sowie Adalbert Leuner und Martin Dettmar vom ADFC.

    30 000 Studenten hat Erlangen, viele wohnen außerhalb der Stadt, studieren auch in Nürnberg. Und: Sie fahren Rad. Es prägt das Stadtbild. Die 2000 Radparkplätze am Bahnhof reichen bei weitem nicht, weshalb viele wild abgestellt werden. Die Stadt reagiert im Zusammenspiel mit der Bahn: Ein Parkhaus für 900 Räder ist geplant, mit Service- und Reparatur-Station. Am Bahnhof Schweinfurt wurde die Kapazität kürzlich erweitert. Es gibt es jetzt 250 Plätze. Sie befinden sich zur Freude der Radfahrer nun unter dem Bahnhofsdach im vorher ungenutzten Bereich bei der Bahnhofsmission.

    Auch das zweite Erlanger Problem kennt Schweinfurt (noch) nicht: Sichtbar vom Eigentümer aufgegebene Räder. Erlangen hat Anfang März Schilder aufgestellt, dass Radabstellen 14 Tage erlaubt ist. Danach werden die nun markierten „Fundräder“ zu einer zentralen Stelle gebracht, wo sie für 20 Euro abgeholt werden können. Nach sechs Monaten werden diese Räder entsorgt oder versteigert. Dettmar berichtet, dass die Schweinfurter Großbetriebe ähnlich verfahren.

    Dem Radfahrer gewährt Erlangen auf den Fahrraad-Routen die Vorfahrt

    In Erlangen gibt es mehrere fast vollständig durchgängige Fahrrad-Straßen, auf denen die Radler Vorfahrt haben. Schilder sagen dem Autofahrer: Stopp. Erlangen hat auf einer dieser Strecken eine Zählanlage installiert. Man weiß jetzt: Täglich 8000 Radfahrer sind auf der Hauptstrecke unterwegs. Zweite Erkenntnis: Im Winter sind es kaum weniger. Eine weitere Zählstelle wird in der Innenstadt aufgestellt. Sie soll zum Radfahren animieren.

    Auch Erlangen sieht Poller, die den Autoverkehr fernhalten sollen, ungern, will sich abschaffen. Auffällig ist in Erlangen, dass es keine Vorabwarnung durch eine Markierung auf dem Belag gibt. In Schweinfurt ist man – nach einem Streit mit dem ADFC – da schon weiter.

    Erlangen setzt konsequent die neue Philosophie (und Rechtslage) um und reduziert die Zahl benutzungspflichtiger Radwege. Sie geht dabei rigoros vor, beschränkt dabei das Tempo auf 30 km/h. Schweinfurt ist hier auf einem bereits guten Weg.

    Auffällig ist, dass in Erlangen vielfach Radstreifen auf der Fahrbahn abmarkiert sind. Es handelt sich um eine alte Forderung des ADFC, weil der Radfahrer auf dieser eigenen Spur weit mehr ins Bewusstsein des Autofahrers rückt. Dettmar lobte diese Vorgehensweise Erlangens. Schweinfurt hat das an einigen Stellen auch schon vollzogen. In der Ignaz-Schön-Straße soll das laut Brettin noch heuer realisiert werden.

    In Erlangen sind 42 der 44 Einbahnstraßen im Kernbereich in beide Richtungen befahrbar. Die Wegweisung ist vorbildlich. Schweinfurt hat da noch Nachholbedarf.

    Fußgängerzone ist auch gesperrt, aber es gibt gut beschilderte Ausweichrouten

    Auch in der über 100 000 Einwohner-Stadt ist wie in Schweinfurt die Durchfahrt der Haupt-Fußgängerzone nur von 18 bis anderntags 10.30 Uhr erlaubt (Spitalstraße von 18 bis 11 Uhr). Aber: Es gibt zwei nahe und gut beschilderte Ausweichrouten. Schweinfurt hat eine solch gefahrlose Alternative erst nach der Umgestaltung der Zehntstraße (2018?).

    Am Ende zogen Remelé/Brettin und ADFC-Sprecher Dettmar wenig überraschend ein unterschiedliches Fazit. Man habe viel gelernt, vor allem hinsichtlich dessen, „was wir noch nicht haben“, sagte der OB. Die Rad-Tour zeige aber auch, dass Schweinfurt schon „gut auf dem Weg ist“. Brettin ähnlich: „Wir haben Handlungsbedarf, können uns was abschauen“, aber auch anderorts seien Probleme zu lösen.

    Schweinfurt weiß, dass es in Sachen Fahrradförderung noch viel Luft nach oben hat

    Für Martin Dettmar hat Erlangen demgegenüber „die Zeichen der Zeit erkannt hat“. Die Stadt suche konsequent Lösungen, um den Radverkehr zu fördern und auszubauen. Als Beispiel nannte er die Verlegung der Radwege möglichst überall auf die Straße. Nach Studien der Versicherungsunternehmen sei das um ein vielfaches sicherer, weil der Autofahrer die Radfahrer besser wahrnehme.

    Begrüßt hatte anfangs Erlangens Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. Sie erinnerte (wie auch der OB), dass es neben Radfahrern auch andere Verkehrsteilnehmer gibt, deren unterschiedliche Interessenslagen unter einen Hut zu bringen seien. Vorgabe der AGFK ist eine Erhöhung des Radanteils pro Jahr um fünf Prozent. Der Anteil in Erlangen liegt bei 33, in Schweinfurt im Moment bei 12 Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben.

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