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Schweinfurt: Fahrradversteigerung: Wer reparieren kann, macht Schnäppchen

Schweinfurt

Fahrradversteigerung: Wer reparieren kann, macht Schnäppchen

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    Für einen Nachmittag schlüpft Andreas Rehberger in die Rolle des Auktionators. Hauptberuflich ist er Abfallberater beim Servicebetrieb der Stadt Schweinfurt.
    Für einen Nachmittag schlüpft Andreas Rehberger in die Rolle des Auktionators. Hauptberuflich ist er Abfallberater beim Servicebetrieb der Stadt Schweinfurt. Foto: Jonas Keck

    Herrenlose Räder werden von der Polizei beschlagnahmt und vom Servicebetrieb der Stadt Schweinfurt ein halbes Jahr eingelagert. Die sogenannten Fundräder versteigert die Stadt einmal jährlich im Frühling. Rund 80 Fahrräder und drei Motorroller kamen jetzt unter den Hammer.

    Vor einigen Jahren war das Angebot laut Andreas Rehberger deutlich größer. Der Auktionator erinnert sich, dass er bei der Veranstaltung schon mal 180 Fahrräder an einem Nachmittag versteigert hat. "Vielleicht werden weniger gestohlen, oder die Leute passen besser auf ihre Räder auf", mutmaßt der hauptberufliche Abfallberater über die Ursache des Rückgangs.

    Eine Stunde vor Beginn der Versteigerung können sich potenzielle Käufer einen Eindruck von der Ware machen. Es gilt: gekauft wie gesehen. Eine Besucherin entdeckt unter den Rädern ihr eigenes. "Das ist mir vor ein paar Monaten gestohlen worden", sagt sie aufgeregt. Sie kann es gar nicht glauben. "Das ist mein Rad", wiederholt sie mehrfach. Die Mitarbeiter des Servicebetriebs nehmen es kurzerhand aus der Versteigerung. Die junge Frau muss nun nachweisen, dass das Rad tatsächlich ihr gehört. Sie kam gerade noch rechtzeitig. Denn wenn Rehbergers Hammer gefallen ist, wechselt das Rad den Eigentümer rechtmäßig. Wichtig sei es daher, dass die Käufer die Rechnung der Versteigerung als Beleg aufbewahren.

    Recycling steht im Vordergrund der Versteigerung

    Rehberger will die Halle im Bauhof leer bekommen. "Ich will hier heute Abend kein Rad mehr sehen", sagt er. Ziel der Veranstaltung sei es, dass die Räder wiederverwendet werden. "Wegwerfen entspricht nicht dem Umweltgedanken", sagt der Abfallberater. Das unterstreicht auch der Leiter des Servicebetriebs Bau- und Stadtgrün: "Bei der Versteigerung sind rund 2500 Euro zusammengekommen", sagt Axel Meffert. "Aus wirtschaftlicher Sicht müsste man die Räder verschrotten." Er hoffe, dass die Räder in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden, um nicht bald an der nächsten Straßenecke stehen.

    Die meisten Räder finden einen Käufer, viele davon für einen niedrigen zweistelligen Betrag. Manchmal muss der Auktionator dazu jedoch den eigenen Einstiegspreis unterbieten: "Fünf Euro! Niemand? Vier? Drei?" Ein Arm schnellt in die Höhe. Ein klappriges Damenrad mit platten Reifen wechselt den Besitzer. Und wenn selbst niedrige Preise nicht ziehen, setzt Rehberger auf Emotionen: "Stellen sie sich mal vor, wie sich die Räder fühlen, die heute nicht gekauft werden." Selbst wenn nicht alle Interessenten ein Rad ergatterten, Unterhaltungswert hatte die Versteigerung allemal. Zum Beispiel wenn der Auktionator zugibt, dass  das Herrenrad der Marke Pegasus "schon ein paar Flugstunden hinter sich hat".

    Rund 80 Fahrräder konnten die Besucher in der Halle des Bauhofs in Augenschein nehmen, ehe sie dafür ein Gebot abgaben.
    Rund 80 Fahrräder konnten die Besucher in der Halle des Bauhofs in Augenschein nehmen, ehe sie dafür ein Gebot abgaben. Foto: Jonas Keck

    Den höchsten Preis erzielte ein Karbonrad der Marke Haibike. Der Käufer bezahlt 510 Euro für das augenscheinlich neue Fahrrad. Ein E-Bike ohne Akku der selben Marke ging an den selben Bieter. "Die Kompetenten sind hochwertig", sagt der Schweinfurter über das Elektrorad, das er reparieren möchte. "Wenn das nicht klappt, schlachte ich es aus." Auch einige Kinderfahrräder waren zu erwerben. "Sie wächst so schnell raus", sagt ein Vater, der für seine Tochter ein Rad ersteigert hat. Ostern naht, aber einen Teil davon müsse sie selbst zahlen. 

    Eine Bieterin ersteigert ein rotes Damenrad, mutmaßlich aus den 1980er-Jahren. "Ich interessiere mich für nostalgische Räder", sagt die Käuferin, die bei dem Fahrradhersteller Winora arbeitet. Die  Satteltasche birgt eine Überraschung: Eine Ausgabe des Schweinfurter Tagblatts vom 3. April 2017. Auf dem Titelblatt: "Gadheim im Zentrum Europas". Mit dem Brexit läge der Ortsteil von Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) in der geografischen Mitte der Europäischen Union. Ein Thema, dass an Aktualität seither nichts verloren hat.

    Was hätten Sie für die Fahrräder geboten? Klicken Sie auf die Bilder um zu erfahren, für welchen Preis die Räder ihren Besitzer wechselten:

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