Es ging, wie so oft in der Kunst, um grundsätzliche Fragen des Lebens wie des Menschseins, bei der Eröffnung der Austellung "Ausgewählt", die in den kommenden Wochen im Obergeschoss der Buchhandlung Collibri zu sehen sein wird. Die Kunst-Werkstatt der Offenen Behindertenarbeit (OBA) zeigt Bilder ihrer Maler, die durchaus zum Verkauf stehen. Zwei erfahrene Künstler haben ihre namensgebende "Auswahl" getroffen, unter den Werken der letzten Jahre. Zum einen der aus Schweinfurt stammende Maler Ernst Herlet (der mittlerweile bei Hammelburg lebt und arbeitet), zum anderen der Bildhauer und Bayernkolleg-Lehrer Peter Wittstadt (bekannt etwa für die heftig debattierte Lohrer Schneewittchen-Skulptur).
Ein "Schritt nach außen"
Die "ewige Frage" schwang über dem Marktplatz in jedem Fall wieder mit: Was ist eigentlich Kunst? Anne Heß zitierte als Leiterin der OBA-Malgruppe den Expressionisten Paul Klee: "Kunst ist ein Erinnern an das Uralte, Dunkle, von dem Fragmente noch im Künstler leben." Oft würden die Werke von "Menschen mit Assistenzbedarf" mit denen von Kindern verglichen. Für Heß ist der Vergleich in diesem Zusammenhang eigentlich eine "Herabwürdigung". Die Künstler seien auch keine passiven Empfänger von Reizen. Menschen mit Behinderung agierten mit ihren Eindrücken gleichberechtigt innerhalb der Gesellschaft, in der sie leben: "Erlebtes findet Ausdruck im Werk." Vergleichbar sei diese Kunst eher mit den Ausdrucksformen von Urzeit- oder indigenen Völkern. Im kleinen Rahmen solle die Ausstellung wieder einmal ein "Schritt nach außen" sein, im Sinne der Inklusion.
Ernst Herlet zeigte sich beeindruckt von den formschönen, ausdrucksstarken und farbenfrohen Kunstwerken, die manchmal bunte Muster und Ornamente zeigen, aber auch Porträts, Sonnen, Pyramiden, Blumen, Tiere, Flaggen, Landschaften. Schon zum Auftakt gab es die ersten Kaufinteressenten und stolze Aussteller. Die Kunstwerkstatt selbst gibt es seit 1992, geöffnet hat sie mittwochs, 8.30 bis 11.30 Uhr, in der Oberen Straße 18-20, im Atelier OBArt.