Man kann immer "noch einen draufsetzen", wenn es darum geht Infektionen zu verhindern. Zum Beispiel auch von geboosterten Gästen einen aktuellen Corona-Test verlangen. Das taten die Antöner Narrenelf und die Antöner Tanzgarde, die sich neben der "Schwarzen Elf" entschlossen hatten, trotz Pandemie Faschingssitzungen auf die Beine zu stellen. Im Foyer der Stadthalle war eine "Teststrecke" aufgebaut. So war das beinahe schon vertraute Ritual "Maske ab und Stäbchen in die Nase" für einige Gäste der Auftakt für einen Abend mit knapp vier Stunden Show und Unterhaltung.
Ein Abend, für den in Sachen Infektionsschutz höchste Sicherheitsstandards galten. Die Antöner, die eigentlich im Pfarrsaal Peter und Paul ihre Sitzungen halten, nutzten die räumlich großzügigeren Möglichkeiten der Stadthalle und die von der "Schwarzen Elf" vorgelegte "Corona-Logistik". Das heißt, dass alle auftretenden Gruppen räumlich getrennte Möglichkeiten für Vorbereitung und Umkleiden haben. Selbst Snacks und Süßigkeiten, wichtige Nervennahrung gegen das Lampenfieber vor dem Auftritt, gab es für die Akteure nur in einzeln abgepackten Tütchen.

Endlich wieder raus auf die Bühne
"Wir alle sind etwas aufgeregt, aber wir wollen endlich wieder raus auf die Bühne", schildert eine Betreuerin hinter den Kulissen die Situation kurz vor dem Einzug der Narrenelf. Mit den Worten "Schön, dass wir uns wiedersehen, als wir 2020 feierten, haben wir noch gedacht, die neue (Kassen-)Bon-Pflicht wäre unser größtes Problem", stieg Sitzungspräsident Maurice Breitkopf launig in den Abend ein. Ein Abend, der von allen herbeigesehnt wurde. Vor allem die Tanzgruppen wollen wieder loslegen, stehen sozusagen seit zwei Jahren in den Startlöchern. Zeit, die genutzt wurde, denn alle haben neue Kostüme, von denen die letzten wenige Stunden vor dem Auftritt "noch auf der Nähmaschine lagen", wie der Sitzungspräsident einräumte.

Das galt bestimmt nicht für die schwarzen Smokings mit weißen Hemden und schwarze Fliegen der Elferräte. Dieses Outfit hat Tradition bei den Antönern, genauso wie die Gestaltung des Sessionsordens mit einem Motiv aus dem alten Schweinfurt. Zu sehen ist heuer das Hotel "zum Raben", das sich an der Ecke Markt/Keßlergasse befand. Der Besitzer hatte einen Kolkraben namens Jakob, dem Schalk und Schabernack nachgesagt wird. Ein "närrischer Vogel", der es gut 135 Jahre nach seinem Ableben auf einen Faschingsorden geschafft hat.

Auf die Bühne schafften es in den kommenden Stunden rund 15 vor allem tänzerische und närrische Nummern. Programmpunkte, die durchwegs dem Antöner-Motto "Menschen eine Freude bereiten" Ehre machten. Die Antöner haben eine ganze Reihe von Akteuren in ihren Reihen, die in der Bütt kein Blatt vor den Mund nehmen und vor allem viele Kinder und junge Leute, die gerne tanzen.
"Paukenversler" Lars Lang, der traditionell mit der Trommel den Geschehnissen die Leviten paukt, riet, "nicht am Nachbarn lecken, denn dort könnt ihr euch vielleicht anstecken". Claudia Rausch plauderte als Kioskbesitzerin aus dem Nähkästchen und verriet, dass sie hin und wieder einer gewissen Stadträtin Popcorn verkauft – das diese an die armen Stadttauben verfüttert. Lara Häfner kann nicht nur tanzen, sondern auch Bütt. Als "Schülerin" berichtete sie, wie sich Schule in Corona-Zeiten verändert hat. "Früher wurden in der Schule Filme geguckt, heute wird dort auf Teststreifen gespuckt."
Die Damen vom Bürgerservice
Ute Zürl und Birgit Jucknieß hatten als "Damen vom Bürgerservice" ihren Tresen aufgebaut. "Ordnung muss sein, erst eine Nummer ziehen, dann dran kommen", so ihre Botschaft. Den beiden Damen blieb aber genug Zeit, das Stadtgeschehen im Blick zu behalten. Zum Beispiel die "Spaziergänger". "Welcher normale Mensch fährt denn an einem Sonntagnachmittag, wenn alles zu hat, von Nürnberg nach Schweinfurt, um hier spazieren zu gehen."
Kultstatus haben bei den Antönern die "Tönis". In Wort und Lied machten Günter Siebenbürger, Philipp Hudert, Sonja Steinmetz und Martin Pensl die Bühne zur Faschings-Intensivstation. Sie nahmen unter anderem den Gender-Wahnsinn und die Diskussion um die Namensänderung des Sachs-Stadions aufs Korn. "Seit der Willy ausgemerzt wurde, spielen die Schnüdel auch nicht besser." Den Beatles-Klassiker "Let it be" hatten sie zu "Aus und vorbei" und damit zu einem Abgesang für die Steigerwaldbahn umgedichtet. Einen Taubenschlag, so der Tönis-Vorschlag, könne man "in Frau Dr. Schneiders Vorgarten" bauen und den abgelassenen Ellertshäuser See fürs "Wattwandern im Frankenland" vermarkten.

Florian Dittert berichtete als "Bundeswehrsoldat" davon, was beim "Barras" alles kaputt gespart wird, und Christian Köhler hatte als "himmlischer Praktikant" dort humorvoll die "Einlasskontrolle" im Blick. Sitzungspräsident Maurice Breitkopf schlüpfte in die Rolle eines angetrunkenen "Grußwort-Onkels", der in kurzer Zeit "12 Fässer gehalten und 8 Grußworte angestochen hat". Dass dabei einiges durcheinander geriet, lag in der Natur der Sache, denn nicht immer wusste der gut angeheiterte "Festredner", ob er ein Gehege am Wildpark "einweiht" oder vor Feuerwehrleuten spricht. Auf jeden Fall hatte er kommunalpolitische Ambitionen, was seine Laufbahn betrifft, denn er bezeichnete Schweinfurts OB Sebastian Remelé schon mal als "mein künftiger Vorgänger".

Große Klasse bewiesen die vielen Tanzgruppen, die die Antöner auszeichnen. Von den Tanzmäusen, die als "Minions" die Bühne eroberten und bei denen schon Dreijährige mitmachen, bis zur großen Showtanzgruppe und dem Männerballett gab es sieben sehenswerte Tanznummern. Im Tanzbereich "Polka", haben die Antöner darüber hinaus eine sehenswerte Nachwuchs-und eine Hauptgarde.
Gegen Mitternacht endete eine denkwürdige Faschingssitzung. Nicht nur wegen der Pandemiebedingungen, sondern weil verschiedene Schweinfurter Faschingsgesellschaften sich gegenseitig unter die Arme greifen, um den Fasching in schwieriger Zeit möglich zu machen. Auch das Schweinfurter Prinzenpaar Andrea und Florian Wieland war gekommen. Akteure der "Schwarzen 11" waren sozusagen als "Stadthallen-Ortsansässige" vor und hinter den Kulissen mit von der Partie.
