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Schweinfurt: Fatigue aus der Tabuzone holen: Orientierung und Hilfe für viele Krebspatienten

Schweinfurt

Fatigue aus der Tabuzone holen: Orientierung und Hilfe für viele Krebspatienten

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    Viele Menschen fühlen sich nach einer Krebserkrankung und einer oft langwierigen Krebstherapie erschöpft oder dauerhaft müde.
    Viele Menschen fühlen sich nach einer Krebserkrankung und einer oft langwierigen Krebstherapie erschöpft oder dauerhaft müde. Foto: Thinkstock

    "Was hast du denn, du schaust doch gut aus!" Diesen Satz muss sich Karin K. (Name von der Red. geändert) oft anhören. Sie hat eine Krebserkrankung durchstanden, konnte ihren Beruf wieder aufnehmen und gilt bei ihren Fachärzten als geheilt. Doch sie hat Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Antriebsmangel und ist dauernd müde. Irgendwie werde sie nicht ernst genommen, sagt die gelernte Krankenschwester.

    Dr. Elisabeth Jentschke sind diese Schilderungen gut bekannt. Sie ist die Leiterin des Psychoonkologischen Dienstes am Uniklinikum Würzburg und hält im voll besetzten Konferenzraum des Leopoldina-Krankenhauses einen Vortrag über den "Umgang mit tumorbedingter Fatigue". Erfahrung mit dem Thema hat sie, denn sie leitet die Fatigue-Sprechstunde an der Würzburger Uniklink.

    Esther Balling, Psychologin in der Psychosozialen Krebsberatungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft im Gesundheitspark Schweinfurt, konnte zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Claudia Lindner viele Betroffene, aber auch Angehörige von Krebserkrankten, begrüßen. Im Verlauf des kurzweiligen Abends wurde klar: Das Thema "Fatigue" scheint vielen Menschen unter den Nägeln zu brennen. In Fachkreisen schätzt man, dass 70 bis 90 Prozent der Krebspatienten während oder nach ihrer Erkrankung davon betroffen sind.

    Dr. Elisabeth Jentschke bei ihrem Vortrag über Tumorbedingter Fatigue im Leopoldina-Krankenhaus. Sie leitet die Psychoonkologie und die Fatigue-Sprechstunde am Uniklinikum Würzburg.
    Dr. Elisabeth Jentschke bei ihrem Vortrag über Tumorbedingter Fatigue im Leopoldina-Krankenhaus. Sie leitet die Psychoonkologie und die Fatigue-Sprechstunde am Uniklinikum Würzburg. Foto: Stefan Menz

    Doch um was handelt es sich bei Fatigue? Das Wort kommt vom lateinischen "Fatigatio" und heißt so viel wie Ermüdung. Viele Menschen fühlen sich nach einer Krebserkrankung und einer oft langwierigen Krebstherapie erschöpft oder dauerhaft müde. Energiereserven scheinen kaum noch vorhanden zu sein. Den Alltag zu bewältigen, falle schwer, trotz vieler Ruhepausen. Oder wie es die Ehefrau eines Betroffenen an diesem Abend ausdrückt: "Der Akku lässt sich nicht mehr aufladen."

    Diagnostik ist wichtig

    Für die erfahrene Psychologin ist das ein typisches Phänomen: Fehlende Energie, Konzentrationsstörungen, das Schwinden der Merkfähigkeit, Schlaflosigkeit oder das Gefühl, sich zu jeder Aktivität im Alltag zwingen zu müssen, gehörten zu den häufigsten Symptomen der Tumorbedingten Fatigue. Ein Zustand, der auch nach vielen anderen chronischen Erkrankungen zum Vorschein kommen kann. Es gelte der Grundsatz: "Je ausgeprägter die Fatigue, desto schwieriger die Alltagsbewältigung!"

    Doch dabei muss es nicht bleiben. In ihrem Vortrag zeigte Jentschke auf, dass beim Auftreten mehrerer Symptome zuallererst eine eingehende Diagnostik wichtig sei. Auch um andere Erkrankungen auszuschließen und die vorhandenen Symptome einzuordnen. Erst dann sei es möglich, einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

    "Es gibt viele nichtmedikamentöse Verfahren, die unterstützen und Fatigue mildern", versicherte die Psychologin. Auch die Betroffenen könnten aktiv dazu beitragen, wieder mehr Energie zur Verfügung zu haben. Besonders vier Elemente in der nichtmedikamentösen Therapie haben sich laut Jentschke bewährt: das Aktivitäts- und Energiemanagement für sich selbst einzuüben, die Psychoedukation, eine kognitive Verhaltenstherapie mit einer speziellen Therapiemethode und körperliches Training im sogenannten Mind-Body-Verfahren. Dazu gehören auch Yoga oder Entspannungs- und Atemübungen.

    Die angeregte Diskussion nach dem Vortrag zeigte jedenfalls, dass bei allen Betroffenen ein Besuch in der Krebsberatungsstelle oder in der Fatigue-Sprechstunde sinnvoll ist.

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