Die 7-Tage-Inzidenz in der Stadt Schweinfurt ist weiter auf hohem Niveau: Mit 226,5 war sie laut RKI am Dienstag die zweithöchste in Deutschland. Insgesamt sind in der Stadt seit Beginn der Pandemie vor etwas mehr als einem Jahr 2938 Infektionen gezählt worden, in den vergangenen sieben Tagen 121.
Im Landkreis Schweinfurt sieht es zwar etwas besser aus, aber im Vergleich zum restlichen Unterfranken, wo es teilweise Inzidenzen unter 50 gibt, auch nicht gut: 130,8 war der Wert laut RKI am Dienstag, 151 Fälle binnen einer Woche. Sowohl in der Stadt als auch im Landkreis gibt es gleichwohl Anzeichen beginnender Entspannung, denn im Landkreis zählte das RKI nur zwei neue Corona-Fälle, in der Stadt drei. Hält dieser Trend an, sinkt die Inzidenz relativ stark in den nächsten Tagen.

Nichts desto trotz ist die Kritik am Management der Corona-Pandemie vor Ort in den vergangenen Tagen deutlich gewachsen. Es sind nicht mehr nur Bürgerinnen und Bürger sowie Geschäftsleute, die sich besorgt zu Wort melden und per Mail, Brief oder Telefon ihre Beobachtungen und Sorgen schildern. Die von Seiten des Gesundheitsamtes getätigte Aussage "diffuses Infektionsgeschehen" und "kein HotSpot", können viele Menschen nicht nachvollziehen.

Offenbar auch die CSU nicht: Sowohl die Christsozialen aus dem Landkreis als auch aus der Stadt fordern Aufklärung, insbesondere von Landrat Florian Töpper (SPD) und dem Gesundheitsamt. In der Stadtratssitzung am Dienstagnachmittag war das Corona-Management ebenfalls ein großes Thema, unter anderem gibt es Anträge der Freien Wähler und der CSU-Stadtratsfraktion mit der Bitte um ausführliche Information. Man brauche "nachvollziehbare Informationen über die aktuelle Situation und auch, warum deutschlandweit der Inzidenzwert sinkt, Schweinfurt zurzeit aber bundesweit zu den traurigen Spitzenreitern zählt", heißt es von Seiten der CSU.

In einer am Montag am späteren Abend verschickten Pressemitteilung äußert sich Landrat Florian Töpper zu den Vorwürfen, insbesondere der Landkreis-CSU. In ebenso deutlicher Wortwahl wie zuvor die CSU in der von Thorsten Wozniak, dem stellvertretenden CSU-Kreistags-Fraktionsvorsitzenden, verschickten Mail.
"Das Vertrauen in die Institution Gesundheitsamt ist nach unserem Dafürhalten erschüttert."
Kritik der CSU-Kreistagsfraktion im Zusammenhang mit den hohen Corona-Inzidenzen in Stadt und Landkreis Schweinfurt.
Das Landratsamt betont, man habe immer schnell und transparent informiert, auch wenn es Probleme gegeben habe wie bei der Softwareumstellung im Gesundheitsamt, nach der sich die Weitermeldung von Corona-Fällen an das LGL verzögert habe.
Kontaktpersonenverfolgung durch das Gesundheitsamt Schweinfurt gewährleistet
Die Kontaktierung und Isolierung der Positiv-Getesteten sowie die Kontaktpersonennachverfolgung im Landkreis und in der Stadt Schweinfurt seien immer gewährleistet gewesen. Es könne "ohne Zweifel" davon gesprochen werden, "dass Öffentlichkeit und Transparenz hergestellt worden waren, nachdem das Gesundheitsamt die Hintergründe zu den nachgemeldeten Fallzahlen intern ermittelt hatte", schreibt die Pressestelle des Landratsamtes mit Verweis auf Veröffentlichungen zum Thema Anfang Mai.

Die Kritik der CSU-Fraktion im Kreistag ist sehr deutlich: "Das Vertrauen in die Institution Gesundheitsamt ist nach unserem Dafürhalten erschüttert und wenn man dieses wiedergewinnen möchte, so müssen die Verantwortlichen im Landratsamt Schweinfurt inhaltlich ausführlich Stellung beziehen und Erklärungen abgeben", heißt es unter anderem.
"Wir lassen uns die Arbeit, die seit über einem Jahr geleistet wird, nicht schlechtreden."
Landrat Florian Töpper (SPD) verwahrt sich gegen CSU-Kritik am Gesundheitsamt während der Corona-Pandemie.
Gegen diese Äußerung verwahrt sich Landrat Töpper. Natürlich seien Nachfragen berechtigt und man bemühe sich, transparente Aufklärung zu betreiben. Kontroverse Debatten seien durchaus wichtig. Allerdings betont der Landrat auch: „Dass die CSU-Fraktion die Arbeit des Gesundheitsamts grundsätzlich in Frage stellt, ist der Situation in keiner Weise angemessen.“
Es sei ein Affront gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamtes, von der CSU pauschal kritisiert zu werden, zumal die Mitarbeiter laut Landrat durch Überstunden an Wochenenden und Feiertagen "Enormes leisten. Wir lassen uns die Arbeit, die seit über einem Jahr geleistet wird, nicht schlechtreden.“ Über die Beweggründe für die Kritik der CSU-Fraktion möchte der Landrat nicht weiter spekulieren, heißt es in der Mitteilung weiter.
Das Gesundheitsamt habe, so die Pressestelle, auch seine Arbeitsabläufe noch einmal geprüft und angepasst, um die korrekten Zahlen an Neuinfektionen aktuell weiterzumelden. Gleichwohl könne man Probleme mit der Software oder fehlgeschlagene Updates in der Meldesoftware nie ausschließen.