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Schweinfurt: "Fernwärme für ganz Schweinfurt": Kann das GKS theoretisch den Bedarf der kompletten Stadt stemmen?

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"Fernwärme für ganz Schweinfurt": Kann das GKS theoretisch den Bedarf der kompletten Stadt stemmen?

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    Im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) Schweinfurt wird Müll aus ganz Unterfranken verbrannt. Daraus wird neben Fernwärme auch Strom.
    Im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) Schweinfurt wird Müll aus ganz Unterfranken verbrannt. Daraus wird neben Fernwärme auch Strom. Foto: Anand Anders

    Spätestens seit der Energiekrise und der Debatte um Gas und Heizungsgesetz ist Fernwärme ein großes Thema, auch in privaten Haushalten. In Schweinfurt wird Fernwärme aktuell im großen Stil von der Industrie abgenommen; auch für die Produktion.

    SKF, ZF und Schaeffler sind die Hauptabnehmer von Fernwärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk (GKS) im Schweinfurter Hafen. Rund 70 Prozent gehen an sie – der Rest an die Stadtwerke Schweinfurt, die damit Privathaushalte und Gewerbetreibende versorgt. Zwischen 300 und 370 Gigawattstunden Fernwärme liefert das GKS aktuell im Jahr. Doch es gibt Luft nach oben.

    An der Quelle wird ein Ausbau der Fernwärme in Schweinfurt nicht scheitern, sagt GKS-Geschäftsführer Ragnar Warnecke. Bis zu 150 Megawatt Leistung hat das Kraftwerk. Die könne man bis auf rund 210 MW steigern. Macht eine Reserve von 30 Prozent.  "Ganz Schweinfurt kann noch Fernwärme bekommen", sagt Warnecke. Die Quelle sei nicht das Problem, sondern die Verteilung.

    Und die ist nicht ganz günstig. Eine Million Euro kostet ein Kilometer Fernwärme-Leitung, hat Stadtwerke-Chef Thomas Kästner im April 2022 erklärt. Seitdem dürfte der Preis eher gestiegen sein. Nicht überall macht das Verlegen der Leitungen Sinn. Entscheidend ist, wie viele Haushalte angeschlossen werden können.

    Die Nachfrage ist da, die Entscheidung für den Ausbau der Fernwärme aber eine politische

    Dass die Nachfrage steigt, zeigen auch Äußerungen von SWG-Vertretern, die bei Neubauten oder Modernisierung immer mehr auf Fernwärme setzen wollen. Auch politisch werden Forderungen laut – die nach einem raschen Einstieg in ein kommunales Wärmekonzept. Im Juli hatte Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), unterstützt von Stefan Labus (Freie Wähler), einen Antrag gestellt.

    Ihre Forderung: eine kommunale Planung schnellstmöglich auszuarbeiten, noch vor 2028, wenn die Stadt sie vorlegen muss. Und: Schweinfurt sollte den Ausbau der Fernwärme unterstützen, auch finanziell. Im Bauausschuss wurde vor kurzem über den Einstieg in eine Planung diskutiert – und eine Entscheidung vertagt. Man will warten, bis klar ist, welche Förderung es vom Bund gibt. Die Antwort aus Berlin dürfte auf sich warten lassen. Solange die Haushaltssperre des Bundes greift, wird es keine Zusagen geben. 400.000 Euro, so schätzt die Verwaltung, wird die Planung durch ein Fachbüro kosten.

    Warum das GKS rund 84 Millionen Euro für Klärschlamm investieren will

    Im GKS gibt es derweil andere Themen, allen voran den Ausstieg aus der Kohle. Getrockneter Klärschlamm soll sie bis 2029 weitgehend ersetzen. Seit Jahren ist das ein Thema im GKS. Seit 2020 wird im GKS nicht nur Müll und Kohle, sondern auch Klärschlamm verbrannt. Noch geschieht das in den alten Anlagen, doch die sind nicht dafür ausgelegt. Technisch sei das aufwändiger als gedacht, sagt Warnecke, verbucht das aber als Erfahrung, die man jetzt sammle.

    Geschäftsführer Ragnar Warnecke ist sich sicher: 30 Prozent mehr an Leistung wären beim GKS noch drin, eine Versorgung der Stadt mit Fernwärme theoretisch kein Thema. 
    Geschäftsführer Ragnar Warnecke ist sich sicher: 30 Prozent mehr an Leistung wären beim GKS noch drin, eine Versorgung der Stadt mit Fernwärme theoretisch kein Thema.  Foto: Anand Anders

    Von ihnen werde man profitieren, wenn die Mono-Verbrennungsanlage für Klärschlamm fertig ist. Ein Meilenstein für das GKS. 84 Millionen Euro schwer ist die Investition, im Februar 2024 will man die Arbeiten ausschreiben und ins Genehmigungsverfahren gehen; im Jahr darauf den Bau vergeben. Ende 2028, so der GKS-Chef, soll die neue Anlage fertig sein; am Ende rund 60.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr verbrannt werden.

    Wofür braucht man eigentlich aktuell Kohle und später nur noch Klärschlamm? 

    320.000 Megawattstunden an Fernwärme produziert das GKS insgesamt im Jahr, dazu rund 115.000 Megawattstunden Strom. 64 Prozent des erzeugten Stroms und 55 Prozent der Fernwärme stammen aus der Müllverbrennung. Die läuft das ganze Jahr über, der Kohleteil nur von Oktober bis April. 185.000 Tonnen Müll aus ganz Unterfranken werden pro Jahr im GKS zu Asche.

    Seit 2020 wird im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt Trockenklärschlamm angeliefert -und verbrannt. Nach und nach soll er die Kohle ersetzen.
    Seit 2020 wird im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt Trockenklärschlamm angeliefert -und verbrannt. Nach und nach soll er die Kohle ersetzen. Foto: Anand Anders

    Die Müllverbrennung trägt sozusagen die Grundlast. Sie gilt als klimaneutral. Anders als Kohle, die das GKS rein rechtlich bis 2035 verfeuern dürfte. Mit dem Umstieg auf Klärschlamm werden laut Warnecke 75 Prozent des Kohlendioxids, das das GKS produziert, eingespart. Die Pläne im Kraftwerk gehen allerdings weiter – hin zur Nutzung von Abwärme, den Einsatz von Wärmepumpen und -speichern bis zu einer CO2-Abscheidung am Standort.  

    Zahlen und Fakten zum Gemeinschaftskraftwerk SchweinfurtGebaut wurde das GKS 1989, vor allem ging es dabei um Wärme für drei große Industriebetriebe. Als Grenzwerte verschärft werden sollten, gaben sie ihre eigenen Heizkraftwerke auf und starteten das gemeinsame Projekt: ein Kohleheizkraftwerk in Kraft-Wärme-Kopplung.Seit 1994 wird in Schweinfurt Müll aus Unterfranken verbrannt. Zu den ersten Gesellschaftern Schaeffler, SKF und ZF kamen die Landkreise Aschaffenburg, Schweinfurt, Haßberge, Main-Spessart, Miltenberg, Main-Tauber und Rhön-Grabfeld sowie die Städte Aschaffenburg, Schweinfurt und später auch die Stadtwerke Schweinfurt als Gesellschafter dazu. Ebenfalls in Schweinfurt verbrannt wird der Hausmüll aus dem Kreis Bad Kissingen.Im GKS arbeiten knapp 100 Menschen, 75 davon im gewerblichen Bereich.Das GKS besteht aus zwei Teilen: einem Müll- und einem Kohleteil. Beide sind, auch was die Kosten betrifft, streng voneinander getrennt. Von 186.000 Tonnen Hausmüll, die in drei Linien in riesigen Öfen verfeuert werden, bleiben am Ende rund 55.000 Tonnen Rohschlacke. Sie wird aufbereitet, Metalle werden herausgeholt. Am Ende landen 45.000 Tonnen im Straßenbau und auf der Deponie.Im ersten Quartal 2024 will die GmbH ihr neues Abfallzwischenlager auf der Deponie Rothmühle in Betrieb nehmen; seit 2023 laufen die Arbeiten. 10.000 Tonnen Müll sollen hier gelagert werden können, um flexibler sein und noch besser planen zu können.Quelle: GKS/kab

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