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ALTENMÜNSTER/FUJAIRAH: Feuerwehrmann in der Wüste

ALTENMÜNSTER/FUJAIRAH

Feuerwehrmann in der Wüste

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    Große Hitze sind Feuerwehrmänner eigentlich gewohnt. Aber als Sebastian Oberfichtner in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus dem Flughafengebäude spazierte, wäre er fast vor Hitze umgefallen, sagt er. Inzwischen hat sich der 21-Jährige aus Altenmünster (Markt Stadtlauringen) an die Hitze gewöhnt, seit einem halben Jahr ist er Fire Fighter – Feuerwehrmann – in Fujairah, einem Emirat im Nordosten der Vereinigten Arabischen Emirate.

    Angefangen hat alles im vergangenen Frühjahr, erzählt Oberfichtner. Auf der Suche nach freien Stellen bei Berufs- und Werksfeuerwehren in ganz Deutschland ist er im Internet auf eine interessante Stelle gestoßen: In den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden Feuerwehrmänner für den Aufbau des Brandschutzes gesucht. Oberfichtner, jahrelang bei der Freiwilligen Feuerwehr in Altenmünster und Stadtlauringen aktiv, meldete sich, führte Bewerbungsgespräche via Webcam und Skype. Und bekam die Zusage. So schwitzt der ausgebildete Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik seit Dezember jeden Tag bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius.

    Trotz Wirtschaftskrise gehören die Arabischen Emirate (VAE) nach wie vor zu den „boomenden“ Ländern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten nahezu explosionsartig entwickelt haben, so Oberfichtner. Einhergehend mit dem Aufschwung wurden modernste Architekturprojekte realisiert. So steht in Dubai unter anderem das das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa mit 828 Metern Höhe.

    Vorbild Deutschland

    Der Grund, weshalb die Emirate Feuerwehrmänner suchten, sei ein Großfeuer gewesen, das vor sieben Jahren in Abu Dhabi weite Teile des alten Markts vernichtete, erzählt Oberfichtner. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand daran gedacht, was im Katastrophenfall Luxus und Leben retten kann: eine gut funktionierende Feuerwehr.“ Deshalb habe der damalige Leutnant General und heutige Innenminister, Sheikh Saif Bin Zayed Al Nahyan, Material, Ausbildungs- und Einsatzpläne für die Feuerwehr den Anforderungen einer modernen Metropole anpassen wollen. Als Vorbild habe man das Feuerwehrsystem in Deutschland genommen, erzählt Oberleitner. Schließlich gelte das als eines der am besten funktionierenden Systeme der Welt.

    Das Directorate of Abu Dhabi Police beauftragte die deutsche Consultingfirma ProfiNet, innerhalb von 90 Tagen eine einsatzbereite Sondereinheit aufzubauen. Als Leiter verpflichtete man den ehemaligen Branddirektor der Feuerwehr Bremen, Manfred Wilkens. Die Feuerwache Al Falah im Zentrum von Abu Dhabi wurde umgebaut und renoviert. Weitere Wachen folgten und ein Vertrag, nach dem die Nord-Emirate auf den gleichen Sicherheitsstandard gebracht werden sollten.

    Sebastian Oberfichtner arbeitet in einem der nördlichen Emirate, in Fujairah. Seine Aufgabe und die seiner Kollegen ist die Aus- und Weiterbildung der arabischen Kollegen und der Einsatzdienst. Die Deutschen sind dabei aufgeteilt in Supervisoren und Fire Fighter, so Oberfichtner. Der deutsche Supervisor übernimmt – in beratender Funktion – mit dem lokalen Supervisor die Aufgaben des Einsatzleiters. Sie geben Anweisungen an die Fire Fighter. Dabei bilden ein deutscher und ein einheimischer Fire Fighter einen Trupp, wobei der deutsche zurzeit die Aufgaben des Truppführers hat, so Oberfichtner.

    Gearbeitet wird in Schichten. Jede Schicht ist 24 Stunden auf der Wache und hat dann 48 Stunden frei. Der Alltag auf der Wache sei mit dem einer Berufsfeuerwehr in Deutschland zu vergleichen, sagt der 21-Jährige: Der Tag beginnt mit der Schichtübergabe, dem Fahrzeug- und Equipmentcheck. Danach folgt die praktische oder theoretische Ausbildung. Ab 14.30 Uhr ist „Stand-By-Dienst“. „Einige Kollegen legen sich noch einmal hin, andere erledigen Büroarbeiten“, sagt Oberfichtner. Am Abend stehe noch einmal praktische und theoretische Ausbildung auf dem Programm, danach geht's zum Dienstsport.

    Tauchen im Indischen Ozean

    Seine Freizeit nutzt der Feuerwehrmann für Ausflüge nach Dubai, fährt mit dem Quad durch die Wüste, liegt am Pool im „Fujairah Tennis and Country Club“ oder geht Tauchen im indischen Ozean. Es war eine gute Entscheidung, für 16 Monate in die Vereinigten Arabischen Emirate zu gehen, sagt er heute.

    Nach rund sieben Monaten hat er die Hälfte der Zeit als Fire Fighter in Fujairah hinter sich. Im August geht es für einen kurzen Urlaub zurück nach Altenmünster. Sebastian Oberfichtner könnte sich auch vorstellen, seinen Vertrag um ein weiteres halbes Jahr zu verlängern. Dann aber soll's zurückgehen nach Deutschland. „Ich habe mir vorgenommen, maximal zwei Jahre hier zu bleiben“, sagt Sebastian Oberfichtner. Schließlich will er eines Tages bei der Berufsfeuerwehr arbeiten – in Deutschland.

    Vereinigte Arabische Emirate

    Lage: Die Arabischen Emirate (VAE) sind eine Föderation von sieben Emiraten im Südosten der Arabischen Halbinsel. Das Land liegt an der Küste des Persischen Golfs und grenzt an Saudi-Arabien und Oman.

    Wer gehört dazu? Die VAE bestehen aus den Emiraten Dubai, Abu Dhabi, Adschman, Fujarah, Ra's al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Die Hauptstadt ist Abu Dhabi, die zweitgrößte Stadt des Landes nach Dubai. Das Emirat Fujairah, in dem Sebastian Oberfichtner arbeitet, liegt im Nordosten der VAE und besteht aus zwei Hauptgebieten, die zusammen mit 1165 Quadratkilometern etwa halb so groß sind wie das Saarland. 143 000 Menschen leben in dem Emirat, Fujairah, die Stadt, hat etwa 60 000 Einwohner.

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