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Schweinfurt: FH-Studiengang: Schweinfurt als Silicon Valley der Robotik

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FH-Studiengang: Schweinfurt als Silicon Valley der Robotik

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    Irgendwie zum Knuddeln und er ist mit nur ein bisschen Strom zufrieden. "Rojo" ist ein sogenannter humanoider Roboter, dem man möglichst fließende und komplexe Bewegungsabläufe "beigebracht" hat.   
    Irgendwie zum Knuddeln und er ist mit nur ein bisschen Strom zufrieden. "Rojo" ist ein sogenannter humanoider Roboter, dem man möglichst fließende und komplexe Bewegungsabläufe "beigebracht" hat.    Foto: Anand Anders

    Roboter, vom intelligenten Haushaltshelfer bis zum maßgeschneiderten High-Tech-Produkt für die Großindustrie, sind nicht nur ein innovatives, sondern auch schnell wachsendes Technologiefeld. Seit ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die ersten noch sehr einfachen Robot-Helfer an den Start gingen, hat sich sehr viel verändert.

    Roboter melken nicht nur Kühe oder mähen Rasen, sie haben auch in der Fertigung und in der Industrie einen immer bedeutenderen Stellenwert. Roboter, das sind heute hoch komplexe Systeme, deren Umsetzung und Gestaltung eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung erforderlich macht.  

    Die konsequente Reaktion auf diese Entwicklung ist, die Robotik als Studiengang an den Hochschulen anzubieten. Die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) ist hier Vorreiter, hat in Kooperation mit ihren Industriepartnern ab diesem Semester (Studienbeginn 1. Oktober) einen eigenständigen und deutschlandweit einmaligen Studiengang Robotik entwickelt und nun am Standort Schweinfurt im Angebot.

    Kollaborative Roboter wie dieser unterstützen die Mitarbeiter eines Betriebes, indem sie zum Beispiel Werkstücke sowie Fertigungsteile reichen oder Assistenzarbeiten ausführen. Wie das geht, präsentieren hier Forschungsprofessor Tobias Kaupp (links) und Roland Ulsamer, stellvertrender  Kanzler der FHWS.
    Kollaborative Roboter wie dieser unterstützen die Mitarbeiter eines Betriebes, indem sie zum Beispiel Werkstücke sowie Fertigungsteile reichen oder Assistenzarbeiten ausführen. Wie das geht, präsentieren hier Forschungsprofessor Tobias Kaupp (links) und Roland Ulsamer, stellvertrender  Kanzler der FHWS. Foto: Anand Anders

    100 junge Menschen haben in diesen Tagen an der FH ihre ersten Schritte auf ihrem Weg zum Robotik-Ingenieur unternommen. 80 aus Deutschland, 20 International – es werden inhaltsgleiche deutsch und englischsprachige Bachelor-Studiengänge angeboten zwischen denen die Studierenden wechseln können. Der "International-Anteil" wird in den kommenden Jahren deutlich höher sein, Corona hat diesen heuer ausgebremst.     

    Eigenes Gebäude für den Robotik-Studiengang in der Ledward Kaserne

    Warum sich Schweinfurt so hervorragend für diesen Studiengang eignet, erklärte Professor Dr. Tobias Kaupp am Stand der FHWS auf der Ufra, auf der die Hochschule auch im Corona-Jahr vertreten war. Kaupp ist Forschungsprofessor und Leiter des Center Robotics (CERI). Das  CERI der FHWS wird mittelfristig in einem eigens dafür zu errichtenden Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Ledward Kaserne angesiedelt.

    2025/2026, so der Plan, soll das Gebäude fertig sein, ergänzt Roland Ulsamer, stellvertretender Kanzler der FHWS. Hörsäle, Labore, Räume für den Technologietransfer und ein flexibler Fertigungsbereich für den raschen Aufbau unterschiedlichster Roboter-Szenarien sind geplant. Alle Robotik-fokussierten Forschungsprojekte werden in dem Gebäude ihren Platz finden.   

    Schweinfurt mit seiner für viele Bereiche der Robotik passgenauen Industrie und produzierenden Unternehmen sei ein einmaliger Standort für Forschung, Entwicklung und Produktion intelligenter Robotersysteme. Eine Stadt mit idealen Bedingungen für den Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Ein guter Nährboden so etwas wie ein Silicon Valley der Robotik, zumindest aber ein Leuchtturmprojekt in der bundesdeutschen Robotik-Ausbildung zu werden.     

    Sogenannte "Line Follower", die dank ihrer Programmierung "einer Linie folgen", werden schon in den ersten Semestern des Robotik-Studiums von den Studentinnen und Studenten konstruiert. Das ganze Studium ist sehr praxisorientiert. 
    Sogenannte "Line Follower", die dank ihrer Programmierung "einer Linie folgen", werden schon in den ersten Semestern des Robotik-Studiums von den Studentinnen und Studenten konstruiert. Das ganze Studium ist sehr praxisorientiert.  Foto: Anand Anders

    Wie gehabt sind Abitur oder Fachhochschulreife der Schlüssel zum Studium, einen Numerus Clausus (NC) gibt es nicht, es werden keine Studiengebühren erhoben. "Entscheidend für das Studium sind Software-Kompetenzen", so Kaupp. Informatik, Elektronik, Maschinenbau - dieser interdisziplinäre Charakter präge nicht nur die Robotik-Ausbildung, sondern auch das spätere berufliche Umfeld.

    Ein Studium mit sehr hohem Praxisbezug

    Das Studium selbst gliedert sich in drei stark auf die Praxis zugeschnittene Abschnitte.  In den ersten vier Semestern des siebensemestrigen Studiums werden die oben genannten Grundlagen vermittelt. Grundlagen, die vom ersten Tag an auch in der Praxis und im Labor gelehrt und umgesetzt werden, betont Kaupp. Es handelt sich also um alles andere als ein theorielastiges Studium. Das fünfte Semester ist ein Praxissemester, in dem die Studierenden Erfahrungen in den Partnerbetrieben sammeln können.

    Die beiden abschließenden Semester dienen der Vertiefung und der Hinwendung zu einer der drei Fachrichtungen industrielle Robotik, mobile Robotik oder humanoide und  Service-Robotik. Das siebte Semester schließt die Erstellung der Bachelorarbeit ein. 

    Automatisierung und Produktion spielen bei der industriellen Robotik eine wichtige Rolle, immer mehr Gewicht bekommt die sogenannte kollaborative Robotik. Das bedeutet, dass Mensch und Roboter eine Partnerschaft am Arbeitsplatz eingehen, in deren Rahmen Begriffe wie "Kollege Roboter" eine völlig neue Wertigkeit bekommen. "Das kann sein, wenn ein Roboter für den Mitarbeiter als Bauteilhalter fungiert, Assistenzarbeiten ausführt, oder Arbeiten, die viel Kraft erfordern, übernimmt", skizziert Tobias Kaupp.

    Die Brille, die die Wirklichkeit ergänzt ist zwar keine Robotik, aber auch ein spannendes Thema im Bildungsangebot der FHWS. Sogenannte AR-Brillen (Augmented Reality), wie hier von Katharina Pfeuffer präsentiert, liefern wichtige zusätzliche Handlungsanweisungen zum Beispiel im Umgang mit Maschinenteilen.  
    Die Brille, die die Wirklichkeit ergänzt ist zwar keine Robotik, aber auch ein spannendes Thema im Bildungsangebot der FHWS. Sogenannte AR-Brillen (Augmented Reality), wie hier von Katharina Pfeuffer präsentiert, liefern wichtige zusätzliche Handlungsanweisungen zum Beispiel im Umgang mit Maschinenteilen.   Foto: Anand Anders

    Die humanoide und Service-Robotik ist ebenfalls ein weites Feld mit ständigen Entwicklungen. Da geht es um Spracherkennung, aufrechte Fortbewegung und um die anlassgerechte Kommunikation mit dem Menschen. Solche HRI-Roboter (Human Robot Interaction) könnten zum Beispiel in der Pflege eingesetzt werden. Oder aber sie werden zum Beispiel als "Social Companions" verwendet. Der kleine "Rojo" am Stand der FHWS, der aufsteht, sich wieder setzt und zwischendurch Kniebeugen macht, hat glatt das Zeug ein Haustier zu ersetzen – zumindest für Menschen, die vielleicht nicht mehr in der Lage sind ein eigenes Tier zu versorgen.

    Der Robotik-Studiengang in Schweinfurt wurde gemeinsam mit maßgeblichen Unternehmen der Region entwickelt, was Praxisnähe gewährleistet, weil Synergien optimal genutzt werden, so Professor Kaupp. Wie facettenreich die unterschiedlichen Themen der Studiengänge sind, demonstrierte auch die studentische Mitarbeiterin Katharina Pfeuffer mit der "Microsoft Holo Lense". Eine intelligente Brille, die mittels "Augmented Reality" (erweiterte Realität) wichtige Zusatzinformationen liefert.  Die Realität wird durch computergestützte Elemente ergänzt. In Echtzeit werden zum Beispiel beim Betrachten eines Bauteils oder eines Roboters gleich Handlungsanweisungen mit eingeblendet, die an einem imaginären Touch-Pad umgesetzt werden. Es bleibt spannend auf dem Campus, die neuen Technologien werden ihren Teil dazu beitragen.       

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