Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Sömmersdorf: Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf: Der Jesus heißt heuer zweimal Tobias

Sömmersdorf

Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf: Der Jesus heißt heuer zweimal Tobias

    • |
    • |
    Zwei Freunde und zwei Jesus-Spieler sind bei den Sömmersdorfer Passionsspielen Tobias Garbe (links), der zum ersten Mal die Hauptrolle spielt, und Tobias Selzam (rechts), der sie zum dritten Mal bekommen hat.
    Zwei Freunde und zwei Jesus-Spieler sind bei den Sömmersdorfer Passionsspielen Tobias Garbe (links), der zum ersten Mal die Hauptrolle spielt, und Tobias Selzam (rechts), der sie zum dritten Mal bekommen hat. Foto: Silvia Eidel

    Die langen Haare haben beide noch mit einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Schließlich dürfen sie bei dieser ersten Probe der Kreuzabnahme nicht hinderlich sein. Als Jesus stehen bei den Fränkischen Passionsspielen Sömmersdorf vom 23. Juni bis 18. August zwei Männer mit dem gleichen Vornamen auf der Freilichtbühne: Tobias Selzam und Tobias Garbe. Jeder spielt die Figur auf seine Weise, nach seinem Naturell, aber beide mit riesiger Freude.

    Die Szene, bei der der gestorbene Jesus vom Kreuz heruntergenommen wird, ist diesmal anders. Der Standort des Holzes hat sich geändert, er liegt höher, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer das Geschehen besser verfolgen können. Die Leitern müssen anders angestellt werden, ein kräftiger Mann muss alleine den Körper heruntertragen.

    Auch wenn "heuer alles schneller geht", wie die beiden Laien-Darsteller wissen, dauert die Kreuzigung samt Kreuzabnahme noch lange genug, um richtig anstrengend zu werden. Schließlich muss der Jesus auf einem kleinen Holztritt am Kreuz stehen, mit ausgebreiteten Armen, die per Handmanschetten mit Ringen am Querbalken eingehängt werden. Und wenn es heiß ist, wird es schon heftig. Aber: "Man weiß, worauf man sich einlässt", meint Tobias Selzam lakonisch, "dann beißt man die Zähne zusammen."

    Zum dritten Mal in der Rolle des Jesus

    Der 45-jährige Berufsschullehrer spielt zum dritten Mal die Rolle des Jesus. "Am Anfang hatte ich noch Muffe", gesteht er. "Aber man entwickelt ein Gespür dafür." Selzam wirkt gelassen, gefestigt, sicher.

    Wie er, so ist auch Tobias Garbe von Kindesbeinen an bei den Sömmersdorfer Passionsspielen dabei: anfangs im jüdischen Volk auf dem Arm der Mutter, später in kleinen Sprechrollen, beim letzten Mal 2018 spielte Garbe den Apostel Johannes. "Man wächst da einfach rein, das ist Tradition", meint der 32-jährige Qualitätsingenieur.

    Mit dem christlichen Glauben ist er aufgewachsen, für ihn ist er heute noch bedeutsam. Die Jesus-Rolle zu bekommen, bezeichnet er als große Ehre. Auch Tobias Selzam sagt: "Das ist keine Pflicht, man macht das alles gern, da herrscht ein guter Geist".

    Wie einige andere ist diese Hauptrolle des Jesus doppelt besetzt, falls mal jemand ausfällt. Die beiden Männer spielen in den 18 Vorstellungen abwechselnd ihren Part, und immer ist der jeweils andere Jesus-Spieler in der Gruppe der Apostel dabei, als Jakobus der Jüngere. Um im Falle eines Falles als Souffleur zu dienen.

    Ihren Text beherrschen beide Darsteller mittlerweile. "Ich hab' seit Weihnachten gelernt", sagt Tobias Garbe, genannt Tobse. Aber es sei etwas anderes, zu Hause zu sprechen und auf der Bühne zu spielen, zeigt er Respekt vor der großen Rolle.

    Denn dieser Jesus von heute hat wesentlich mehr zu sagen als bisher. Die beiden Regisseure Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz haben das Textbuch überarbeitet, lassen Jesus jetzt auch mehr in Gleichnissen reden und im Laufe des Theaterstücks viel direkter das aussprechen, worauf es ihm ankommt.

    Bei der ersten Probe der Szene zur Kreuzabnahme Jesu auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne muss noch viel getüftelt werden.
    Bei der ersten Probe der Szene zur Kreuzabnahme Jesu auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne muss noch viel getüftelt werden. Foto: Silvia Eidel

    Das Passionsspiel sei eine andere Art Theater, ein Schauspiel mit Tiefgang, passend zu den heutigen schwierigen Zeiten mit politischem Beben, meint Tobias Selzam. "Der christliche Gedanke des Miteinander und nicht des Gegeneinander wird hier ausgedrückt", ergänzt Tobias Garbe. Heutzutage sei jeder nur auf sich selbst bedacht. Aber das Passionsspiel zeige, dass es ohne ein Miteinander nicht gehe.

    "Bleibt beieinander, denkt an mich, an unsere Gemeinschaft", zitiert Tobias Selzam seinen Text aus der Abendmahlszene, seiner Lieblingsszene. "Es geht eigentlich um die Nächstenliebe in der heutigen Zeit".

    Bei den Proben wird viel gelacht

    Der ältere Jesus, "Tobi" genannt, wirkt von seiner Art her eher zurückhaltend, bedächtig, nachdenklich. So spielt er auch seine Figur. "Ich versuche, Gefühl mitzugeben, damit sich die Leute selbst sehen", sagt er.

    Der jüngere Tobias bezeichnet sich lachend als "Frohnatur". Ja, er sei der lautere von beiden, und mit kräftiger Stimme ausgestattet. Und offen für alles. Konzentriert ist er bei den Proben dabei, saugt die Regieanweisungen auf und setzt sie um.

    Trotz des anspruchsvollen Inhalts des Stücks wird bei den Proben viel gelacht. "Das muss sein, das braucht es auch", wissen die beiden. Kleine Witze werden gerissen, wenn Versprecher passieren, aber danach geht es konzentriert weiter.

    Ob die beiden Lampenfieber haben? "Nee", sagen sie gleichzeitig. Aber ganz viel Vorfreude auf ihre Sömmersdorfer Passionsspiele.

    Karten für die Fränkischen PassionsspieleVom 23. Juni bis 18. August gibt es 18 Aufführungen der Fränkischen Passionsspiele auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. Kartenbestellungen sind möglich unter www.soemmersdorf2024.de und in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Mail: info@soemmersdorf2024.de oder Telefon (09726) 2626.Quelle: sia

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden