Erneut tut sich etwas in der Mieterlandschaft der Stadtgalerie Schweinfurt. Ende Februar hat das Familienunternehmen Groha seinen Friseursalon im ECE geschlossen – nach 15 Jahren. "Wir waren einer der wenigen Mieter der allerersten Stunde", sagt Geschäftsführer Joachim Groha im Gespräch mit dieser Redaktion. Und einer der letzten regionalen Mietpartner der Stadtgalerie, wie das Unternehmen in einer Pressemeldung mitteilt.
Geendet habe es letztlich ganz klassisch "mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Groha. Denn eigentlich habe man sich in der Stadtgalerie lange sehr wohlgefühlt. "Die Parkplatzsituation war im Vergleich zur Innenstadt zum Beispiel grandios", sagt Juniorchefin Valentina Groha. Doch zuletzt hätten einige bereits bestehende Vorgaben des Centers den Salon zunehmend vor kaum noch lösbare Herausforderungen gestellt. Deshalb habe sich das Unternehmen entschlossen, den Anfang des Jahres ausgelaufenen Mietvertrag nicht zu verlängern.
Als Auslöser für die Entscheidung, die Stadtgalerie zu verlassen, nennt der Betrieb in seinem Pressestatement unter anderem "strikte Rahmenbedingungen durch Vermieter, die einen attraktiven Arbeitsplatz erschwerten". Weiter heißt es: "Darüber hinaus entwickelt sich das Einkaufszentrum auch für Groha in eine Richtung, die es aktuell leider extrem erschwert, für die Zukunft zu planen." Was genau ist damit gemeint?
Herausforderung durch unflexible Öffnungszeiten
Gehapert habe es letztlich vor allem an der strikten Öffnungszeiten-Regelung der Stadtgalerie, sagt Joachim Groha. Aktuell hat das Center zwischen neun beziehungsweise zehn und 19 Uhr geöffnet – auch samstags. Viel zu lange für den Friseursalon, meint Groha. "Aufgrund der langen Öffnungszeiten mussten wir immer mit zwei Schichten arbeiten, das konnten wir zuletzt kaum noch besetzen", sagt er.
Denn wie die meisten Branchen habe auch er Probleme, Nachwuchs und ausgelernte Fachkräfte zu finden. Eine Situation, die sich nach Corona noch verstärkt habe. "Gerade bei Krankheitsfällen hatten wir das Problem, dass wir Schichten zum Teil nicht mehr besetzen konnten", sagt Valentina Groha.

Auch seien freie Samstage und Brückentage bislang quasi unmöglich gewesen. Und auch, wenn einmal keine Kundschaft im Laden war, musste der Salon in der Stadtgalerie zu deren Öffnungszeiten geöffnet bleiben. Gegenüber Mitbewerbern habe man sich in Sachen flexible Arbeitszeitenregelung damit kaum behaupten können, meint Joachim Groha.
"Die Öffnungszeiten sind für uns ein hoher Kostenfaktor. Das können wir auch nicht mit angelernten Kräften, zum Beispiel Studenten, ausgleichen, wie das andere Branchen zum Teil machen. Wir brauchen Fachkräfte", sagt er. Diese zu finden, sei auch durch die unflexiblen Arbeitszeiten mittlerweile jedoch deutlich schwieriger geworden.
Zum Teil auch Mitarbeitende verloren
Aber nicht nur neues Personal zu finden, sei dadurch zum Problem geworden. "Wir haben tatsächlich auch Mitarbeiter verloren, weil wir zum Teil Arbeitszeitmodelle nicht gewährleisten konnten, auch wenn wir es gerne gewollt hätten", sagt Joachim Groha. Auch wenn er durchaus verstehen könne, warum aus Sicht des Centers möglichst alle Geschäfte gleichzeitig geöffnet haben sollen, sei das letztlich der Hauptgrund für die Schließung der Filiale in der Stadtgalerie gewesen.

Hinzugekommen sei zudem ein Gefühl der fehlenden Planungssicherheit, meint Groha. Denn nach wie vor sei unklar, wohin das Konzept des ECE steuere, welche Branchen sich dort künftig ansiedeln sollen und ob das Center etwa vom Einzelhandel abrücke. "Uns war das Risiko für die Zukunft einfach zu groß, weil wir nicht einschätzen können, wie sich die Personalsituation und die Stadtgalerie insgesamt entwickeln werden", sagt Joachim Groha. Mit einer Mietverlängerung hätte der Betrieb eine langfristige Entscheidung treffen, noch einmal in die Filiale investieren und die Räumlichkeiten renovieren müssen, sagt er.
Ganz aus Schweinfurt verschwinden wird der Salon Groha aber nicht. Am 26. Februar ist das komplette Team aus der Stadtgalerie in das bisherige Ausbildungscenter des Betriebs "groha and talents" in die Siebenbrückleinsgasse umgezogen. Dieser hatte Anfang Februar innerhalb von zwei Wochen eine komplette Umgestaltung erhalten.
Geführt wird die Filiale nun unter dem Namen "groha hairdresser x groha and talents". Künftig sollen hier Ausbildung und regulärer Salon-Betrieb vereint werden, sagt Valentina Groha. "Uns war wichtig, dass die Ausbildung, wie wir sie bisher geboten haben, nicht verloren geht. Im Gegenteil: Jetzt können alle von dem Austausch profitieren. Wir sehen das jetzt auch als Chance", sagt sie.