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Schweinfurt: Früherer US-Soldat will Cornelia Hümpfer nicht gekannt haben: Warum ein DNA-Gutachten dies infrage stellt

Schweinfurt

Früherer US-Soldat will Cornelia Hümpfer nicht gekannt haben: Warum ein DNA-Gutachten dies infrage stellt

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    Der US-Amerikaner Tommy M. muss sich wegen Mordes vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Er soll 1978 die 18-jährige Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn getötet haben.
    Der US-Amerikaner Tommy M. muss sich wegen Mordes vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Er soll 1978 die 18-jährige Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn getötet haben. Foto: Daniel Löb, dpa (Archivbild)

    Während Tommy M., der Angeklagte, weiterhin schweigt, berichtet ein Polizeibeamter am dritten Verhandlungstag im Fall der getöteten Cornelia Hümpfer aus der Vernehmung des früheren US-Soldaten. Er kenne Cornelia Hümpfer nicht, soll Tommy M. gesagt haben. Er habe noch nie mit ihr zu tun gehabt. Und überhaupt, so gibt es der Ermittler aus der Vernehmung im Sommer 2024 wieder, will der Angeklagte nie ein außereheliches Verhältnis gehabt haben. Der heute 70-Jährige war von 1975 bis 1978 in Schweinfurt stationiert.

    Die DNA-Spuren, die eine Sachverständige des Landeskriminalamtes (LKA) an der Kleidung der Getöteten gefunden hat, stellen seine Aussage bei der Polizei zumindest infrage: Bei mehreren Proben von Hümpfers Wolljacke und Rock komme M., der wegen Mordes angeklagt ist, "als Mitverursacher in Betracht", sagt die Gutachterin an diesem Donnerstag vor Gericht. Zumindest könne er als Mitverursacher nicht ausgeschlossen werden. Auch DNA-Spuren des damaligen Partners der 18-Jährigen aus Dittelbrunn konnten an den Kleidungsstücken nachgewiesen werden.

    Eine eindeutigere Spur fanden die Ermittler der Sachverständigen zufolge an den Kniestrümpfen des Opfers. Da könne M. "mit höchster Wahrscheinlichkeit als Mitverursacher" gesehen werden. Der männliche Anteil der Spur sei "relativ hoch". Allerdings handele es sich bei den Spuren um eine Mischspur mit der DNA mehrerer Personen, betont die Gutachterin.

    Lange unbeachtet: Kniestrümpfe erst 2016 auf DNA untersucht

    Jahrzehntelang waren die Kniestrümpfe nicht beachtet worden. "Damals hatten die Strümpfe keine Bedeutung", sagt der Polizeibeamte, der die Ermittlungen 2016 übernommen hat und die Strümpfe im selben Jahr zum LKA schickte, vor Gericht. "Aufgrund der Bilder bin ich davon ausgegangen, dass der Täter das Opfer angepackt hat und gezogen hat an den Füßen." Auch auf dem Boden habe man entsprechende Spuren erkennen können.

    Überhaupt hinterfrage er die Arbeit seiner Vorgänger, sagt der Ermittler. Aus seiner Sicht traf sich die 18-Jährige am Abend des 20. April 1978 mit einer Person, mit der sie Sex hatte und die auch der spätere Täter sein müsse. Hümpfer habe sich bewusst "Freiräume geschaffen", sagt der Ermittler. So offenbar auch an jenem Abend: Ihren Eltern habe sie gesagt, sie gehe zur Bandprobe ihres Freundes. Zu ihrem Freund habe sie gesagt, sie gehe zu ihrer eigenen Bandprobe. Die wiederum habe sie aber bereits Tage vorher abgesagt.

    Notizbuch von Cornelia Hümpfer bis heute verschwunden

    Hinweise darauf, dass sich Cornelia Hümpfer an jenem Abend mit Tommy M. getroffen haben könnte, hätten Befragungen von Zeuginnen und Zeugen aus ihrem Umfeld nicht ergeben, sagt der Polizeibeamte. Aufschlüsse hätte womöglich ein Notizbuch geben können, das die 18-Jährige immer bei sich geführt und in das sie Adressen und Telefonnummern eingetragen haben soll.

    Doch von dem Buch fehle bis heute jede Spur, sagt der Polizeibeamte. Denkbar sei, dass der Täter es nach der Tat aus der Handtasche der jungen Frau entwendete. Letztlich habe Hümpfers Tasche beinahe wie drapiert neben ihr gelegen.

    Ebenfalls fraglich sei der Verbleib einiger anderer Beweismittel, sagt der Beamte. So sei bereits bei der ersten Wiederaufnahme der Ermittlungen 1996 aufgefallen, dass die Unterhose der jungen Frau sowie einige wichtige Abstriche "nicht mehr auffindbar seien". Erklären könne er sich das nicht.

    Abdrücke von Fußmatten auf der Kleidung gefunden

    Als die Polizei sich wenige Tage nach der Tat das Auto von Tommy M. habe anschauen wollen, sei aufgefallen, dass die Fußmatten frisch gereinigt waren, berichtet der Beamte. Der damalige Soldat habe angegeben, er habe Cola verschüttet. Abdrücke einer Fußmatte waren schon damals an den Schuhen und dem Rock der jungen Frau gefunden worden. Die Ermittler gingen davon aus, dass sie sich durch eine Flüssigkeit auf der Matte abgezeichnet hatten.

    Dass der Fiat 124 S, den der Angeklagte gefahren sein soll, am Tatort gewesen war, sei möglich, sagte ein Sachverständiger, der im April 1978 die Reifenspuren am Fundort der Leiche begutachtet hatte, am Donnerstag vor Gericht. Wahrscheinlichkeiten könne er aber nicht nennen. Auch habe er nicht feststellen können, wann die Spuren gelegt worden seien.

    Antrag der Verteidiger: Aussage der Ex-Frau auf Glaubwürdigkeit prüfen

    Das Landgericht Schweinfurt hat noch über einen Antrag zu entscheiden: Nachdem ihn seine Ex-Frau schwer belastet hat, haben die Anwälte des 70-Jährigen eine Erklärung abgegeben. Es geht um die Glaubwürdigkeit der jetzigen Aussage der Frau, die aus Sicht der Verteidiger "im Widerspruch zu früheren Aussagen und der Aktenlage" stehe.

    Die 62-Jährige hatte als Zeugin vor Gericht gesagt, ihr Ex-Mann sei aus einem Alkoholentzug zurückgekehrt und habe ihr auf Anraten seiner Therapeuten die Tat gestanden. In den Aussagen der Therapeuten in den USA stehe allerdings nichts von einem Mordgeständnis, erklärt die Verteidigung. Sie will die Therapeuten deshalb als Zeugen laden lassen. Außerdem kündigen die Anwälte an, ein aussagepsychologisches Gutachten zu der Zeugin anfertigen lassen zu wollen.

    Der Prozess wird an diesem Freitag, 7. Februar, fortgesetzt.

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