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Schweinfurt: Fütterungsverbot in Schweinfurt: Gibt es das große Sterben der Stadttauben?

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Fütterungsverbot in Schweinfurt: Gibt es das große Sterben der Stadttauben?

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    Während des Lockdowns durfte die Stadttaubenhilfe "White Angels" per Ausnahmegenehmigung am Martin-Luther-Platz füttern, wie unser Archivbild zeigt. Diese Genehmigung zog die Stadtverwaltung zurück, es gilt wieder das Fütterungsverbot in der Innenstadt.
    Während des Lockdowns durfte die Stadttaubenhilfe "White Angels" per Ausnahmegenehmigung am Martin-Luther-Platz füttern, wie unser Archivbild zeigt. Diese Genehmigung zog die Stadtverwaltung zurück, es gilt wieder das Fütterungsverbot in der Innenstadt. Foto: Katja Beringer

    Tauben in der Schweinfurter Innenstadt, ein absolutes Reizthema. In der Stadtverwaltung, im Stadtrat, bei den Bürgern. Die einen, wie die Stadttaubenhilfe "White Angels" und Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), setzen sich für eine Ausnahme vom Fütterungsverbot während der Corona-Pandemie ein. Die anderen pochen auf das Verbot und sprechen von einer Plage.

    Nach der Entscheidung des Hauptausschusses ist klar: Das seit 1997 bestehende Fütterungsverbot gilt im gesamten Bereich der Innenstadt, die Stadttaubenhilfe darf nicht mehr am Martin-Luther-Platz die Tauben füttern. Und: die Stadtverwaltung verstärkt ihre Bemühungen, betreute Taubenschläge in der Innenstadt bauen zu lassen nach dem "Augsburger Modell", um den Bestand besser kontrollieren zu können. Ein Konzept dafür versprach Umweltreferent Jan von Lackum für das erste Halbjahr 2022.  

    Grundlage der Diskussion im Hauptausschuss war ein Eilantrag von Ulrike Schneider, der im Umweltausschuss nicht behandelt worden war. Sie fordert wegen der Corona-Pandemie, die Erlaubnis für die Stadttaubenhilfe, zu füttern, aufrecht zu erhalten. Sie erklärte, sie habe sich in zahlreiche Studien von renommierten Fachleuten eingelesen, die sagen, dass es sich nicht um Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere, zum Beispiel Brieftauben, handelt. Diese seien nicht in der Lage, sich außerhalb der Stadt Futter zu suchen.

    "Die Mehrheit der Menschen will, dass das Taubenproblem menschlich gelöst wird."

    Stadträtin Ulrike Schneider fordert während Corona eine Ausnahme vom Fütterungsverbot in der Innenstadt.

    Die Tauben sich selbst zu überlassen und auch hinzunehmen, dass viele von ihnen den Winter nicht überstehen, empört Schneider aus christlich-ethischen Gründen. "Die Mehrheit der Menschen will, dass das Taubenproblem menschlich gelöst wird", erklärte sie. Das Fütterungsverbot sei keine Lösung, so lange es keine betreuten Taubenschläge gebe. Sie brach auch eine Lanze für die ehrenamtliche Arbeit der Stadttaubenhilfe und forderte die Ratskollegen auf, sich "für Tierschutz und für Menschlichkeit auszusprechen."

    Betreute Taubenschläge wie dieser am Bahnhofsplatz in Würzburg sind eine Möglichkeit, den Bestand der Taubenpopulation zu kontrollieren, indem die Eier durch Gipseier ausgetauscht werden.
    Betreute Taubenschläge wie dieser am Bahnhofsplatz in Würzburg sind eine Möglichkeit, den Bestand der Taubenpopulation zu kontrollieren, indem die Eier durch Gipseier ausgetauscht werden. Foto: Patty Varasano

    Umweltreferent Jan von Lackum betonte, das Thema Taubenschlag sei auch aus Sicht der Stadt eine gute Lösung. Gleichwohl sei es nicht einfach zu lösen, da man auf die Mithilfe der Immobilienbesitzer in der Innenstadt angewiesen sei. Gegen Kritik von Sinan Öztürk (Linke) und Peter Hofmann (SPD), es sei bisher zu langsam vorangegangen und zu wenig getan worden, wehrte er sich. 

    Natürlich habe sich das Ordnungsamt gekümmert und versucht Standorte zu finden. Gleichwohl habe die Corona-Pandemie den Schwerpunkt der Arbeit ausgemacht: "Wenn man sich um Ausbrüche in Altenheimen oder die Infektionsschutzverordnung kümmern muss, dann stehen Tauben nicht an erster Stelle", so von Lackum.

    Von Lackum betonte, das staatliche Veterinäramt habe die Stadt beraten und habe betont, die Tauben seien problemlos in der Lage, sich auf den Äckern außerhalb der Stadt Futter zu suchen. Pandemiebedingte Nachteile ergäben sich durch das Fütterungsverbot nicht. Deshalb appellierte er auch eindringlich an die Stadträte, der Empfehlung der Verwaltung zu folgen.

    "Wenn man sich um Corona-Ausbrüche in Altenheimen oder die Infektionsschutzverordnung kümmern muss, dann stehen Tauben nicht an erster Stelle."

    Umweltreferent Jan von Lackum.

    Der Umweltreferent äußerte sich auch ausführlich zu den Gründen, warum der Taubenhilfe die Ausnahmegenehmigung wieder entzogen wurde. Insbesondere die Beschwerden der Anwohner am Martin-Luther-Platz und der evangelischen Kirche hätten "massiv" zugenommen. Es sei zu viel Futter ausgegeben worden, die Tauben dadurch "wohl genährt", auch der Bestand sei deutlich gewachsen: "Wir haben derzeit so viele Tauben wie selten zuvor im Stadtgebiet."

    Stadttauben in Schweinfurt auf der Suche nach Futter während der Corona-Pandemie.
    Stadttauben in Schweinfurt auf der Suche nach Futter während der Corona-Pandemie. Foto: Katja Beringer

    Leider musste man feststellen, dass sich die derzeitigen Helfer der Stadttaubenhilfe nicht an die Vorgaben gehalten hätten. Die Vorsitzende der Stadttaubenhilfe sei ins Ausland gezogen, "die von ihr benannte Vertreterin ist in keiner Weise informiert oder in sonstiger Weise mit Führungskompetenz innerhalb der Organisation ausgestattet", schreibt von Lackum in der Vorlage an die Stadträte.

    Außerdem habe die Zusammenarbeit bei der Suche nach dem Taubenschlag nicht wie verabredet funktioniert. Das Thema Betreuung des Schlages – aus Sicht der Stadt braucht es drei bis vier Standorte – ist ebenfalls schwierig, besonders wenn es um ehrenamtliche Helfer geht. Möglicherweise braucht es städtisches Personal, das sich regelmäßig kümmern muss.

    Umweltreferent kritisiert "Medienkampagne" von Taubenfreunden gegen die Stadtverwaltung

    Hörbar verärgert war von Lackum über die von ihm "Medienkampagne" genannte Kritik der Taubenhilfe an dem Entzug der Ausnahmegenehmigung. Damit meinte er nicht die Berichterstattung dieser Redaktion, sondern vor allem die Aufforderung in Sozialen Medien, der Stadt Protest-E-Mails zu schreiben und Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzrecht zu erstatten. Jan von Lackum wählte diesbezüglich klare Worte: "Nur weil in Sozialen Medien laut geplärrt wird, ist das keine Mehrheit."

    Das Tischtuch zwischen Verwaltung und Taubenhilfe scheint zumindest kräftig angerissen: "Insgesamt besteht aus Sicht der Verwaltung keine Grundlage für eine auf Dauer ausgelegte Zusammenarbeit in Bezug auf den Betrieb des Taubenschlags. Die Verlässlichkeit und die Führungskompetenz der Vorsitzenden sind anzuzweifeln."

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