Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

Zeilitzheim: Furcht vorm Wolf: Ein Schäfer aus Zeilitzheim fordert verbesserten Schutz für seine Schafe und Ziegen

Zeilitzheim

Furcht vorm Wolf: Ein Schäfer aus Zeilitzheim fordert verbesserten Schutz für seine Schafe und Ziegen

    • |
    • |
    Schäfer Daniel Geiling aus Zeilitzheim tauscht sich mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber darüber aus, wie Schafe und weitere Weidetiere besser vor den sich im Land ausbreitenden Wölfen geschützt werden können.
    Schäfer Daniel Geiling aus Zeilitzheim tauscht sich mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber darüber aus, wie Schafe und weitere Weidetiere besser vor den sich im Land ausbreitenden Wölfen geschützt werden können. Foto: Johannes Kiefer

    Daniel Geiling aus Zeilitzheim ist leidenschaftlich gerne Schäfer. Um rund 150 Schafe, Lämmer und Ziegen kümmert sich der 28-Jährige. Doch zur Freude, die ihm die Tiere bereiten, mischen sich zuletzt immer mehr Sorgen. Großen Anteil daran hat ein Jäger, der vor allem nachts zuschlägt: der Wolf.

    Zwar hat der große Beutegreifer, wie Behörden einen Wolf auch bezeichnen, nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) in Geilings Herde noch kein Opfer gefunden. Überhaupt hat das LfU, das bayernweit alle Fälle erfasst und auswertet, im Landkreis Schweinfurt keinen einzigen Fall registriert, in dem ein Wolf ein Tier gerissen hat. Auch sind dort nach Kenntnis des LfU keine Reviere mit dauerhaft lebenden Wölfen vorhanden, teilt die Pressestelle der Behörde mit.

    Zweifelsfreier Nachweis gefragt

    Doch es werden in der Region immer wieder Wölfe gesichtet, zumindest mutmaßlich, wie im Frühjahr an der A 70 bei Bergrheinfeld – der eindeutige Nachweis, dass es sich bei einem gesichteten und vielleicht sogar fotografierten Tier um einen Wolf handelt, ist gar nicht so leicht zu erbringen. Für den zweifelsfreien Nachweis braucht es beispielsweise DNA-Spuren, entweder in Form von Kot oder aber von den Kadavern gerissener Tiere.

    Die Zahl der Wölfe in Deutschland wächst. Wie groß die Population exakt ist, lässt sich nur annähernd schätzen. Im Landkreis Schweinfurt ist bislang kein Wolfsrevier bekannt. 
    Die Zahl der Wölfe in Deutschland wächst. Wie groß die Population exakt ist, lässt sich nur annähernd schätzen. Im Landkreis Schweinfurt ist bislang kein Wolfsrevier bekannt.  Foto: Christian Charisius, dpa

    Dass im Landkreis Schweinfurt noch kein Wolf nachgewiesen wurde, beruhigt Schäfer Geiling aus Zeilitzheim keineswegs. Denn ein umherschweifender Wolf ist genauso gefährlich wie ein sesshafter. Und das nächste bekannte sesshafte Wolfsrudel ist nicht weit entfernt. Es lebt auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön.

    Deshalb hat sich Geiling wie die allermeisten seiner Kolleginnen und Kollegen hierzulande längst auf die von Wölfen ausgehenden Gefahren für seine Tiere vorbereitet. Es sind vor allem Schafe und Ziegen, die für Wölfe neben dem Rehwild eine verlockende Beute darstellen. Dass Wölfe unter den Weidetieren ein Blutbad anrichten, ist für Geiling keine theoretische Gefahr. Sie ist für ihn sehr real, wie er gegenüber dieser Redaktion schildert. Dazu hat er, der auch Schafe schert und weit herumkommt, von Kollegen schon zu viel Schreckliches gehört.

    Zaun schützt nicht immer

    In der Nähe von Herlheim weidet seine Herde gerade auf der Fläche einer Photovoltaikanlage. Obwohl diese komplett umzäunt ist, hat Geiling den Bereich, in dem seine Tiere sich aufhalten, nochmals mit einem mobilen, 1,10 Meter hohen Elektrozaun umgeben. Denn der Zaun, der die Photovoltaikanlage schützen soll, schließt nicht mit dem Boden ab. Ein Wolf könnte darunter leicht hindurchkriechen.

    Und selbst die 1,10 Meter Elektrozaun stellen keinen absolut sicheren Schutz dar, sagt Geiling. Es gebe immer wieder Fälle, in denen Wölfe gelernt haben, solche Zäune zu überspringen. Und befinden sie sich erst mal mitten unter den Schafen, dann gerieten sie schnell in eine Art Blutrausch, berichtet der Schäfer. Andernorts hätten Wölfe in kurzer Zeit Dutzende Schafe und Lämmer getötet oder so schwer verletzt hat, dass diese eingeschläfert werden mussten.

    Feste Zäune wie die auf dem Bild um eine Photovoltaikanlage bei Herlheim sind kein sicherer Schutz vor Wölfen. Wenn diese zu einer Schafherde vordringen, droht dort ein Blutbad.
    Feste Zäune wie die auf dem Bild um eine Photovoltaikanlage bei Herlheim sind kein sicherer Schutz vor Wölfen. Wenn diese zu einer Schafherde vordringen, droht dort ein Blutbad. Foto: Johannes Kiefer

    Neben den emotionalen Belastungen bleibt den Schäfern ein finanzieller Schaden, sagt Geiling. Zwar würden die unmittelbar vom Wolf getöteten Tiere auf Antrag komplett ersetzt. Diesen Ausgleich für Schäden, die Wildtiere verursacht haben, zahle der Staat nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft freiwillig, auch, um die Akzeptanz von Wölfen im Land in der Bevölkerung zu erhöhen.

    Schrecken der Überlebenden

    Doch würden Schäfer laut Geiling kein Geld für Tiere erhalten, die infolge der von Wölfen angerichteten Verletzungen eingeschläfert werden. Auch müssten die Tierhalter weitere Folgen ausbaden, die Wölfe anrichten, wenn sie eine Herde angreifen. Die überlebenden Tiere seien völlig verschreckt, müssten oft lange Zeit im Stall bleiben und langsam wieder daran gewöhnt werden, auf die Weide zu gehen.

    Zudem wiesen auch die vom Staat unter bestimmten Voraussetzungen zu 100 Prozent bezuschussten Maßnahmen zum Wolfsschutz Lücken auf. Die in Bayern gültige Förderrichtlinie sehe zwar den Kostenersatz für Elektrozäune vor. Doch den Kauf und Unterhalt von Herdenschutzhunden, die Wölfe abwehren sollen, finanziere der Staat nicht überall, bemängelt Geiling.

    Der Zeilitzheimer Schäfer Daniel Geiling versorgt rund 150 Schafe und Ziegen.
    Der Zeilitzheimer Schäfer Daniel Geiling versorgt rund 150 Schafe und Ziegen. Foto: Michael Mößlein

    Laut LfU werden die Kosten für Herdenschutzhunde – mindestens zwei pro Herde, bei größeren Herden auch mehr – dann übernommen, wenn die Weideflächen innerhalb eines Radius von 60 Kilometern um bekannte Reviere standorttreuer Wölfen liegen. Ausgehend vom Wolfsstandort bei Wildflecken bedeutet dies laut den vom LfU online einsehbaren Unterlagen, dass Zeilitzheim knapp innerhalb des Fördergebiets liegt. Schäfer in Brünnstadt oder Gerolzhofen erhalten dagegen keine Zuschüsse für Herdenschutzhunde.

    Schäfer und Politikerin sind sich einig

    Für Geiling ist dies unverständlich, wie er neulich im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (CSU) erläuterte. Denn: Allein bis ein Herdenschutzhund trainiert und an eine Herde gewöhnt ist, vergehe viel Zeit. Erst auf einen Wolfsriss in der Nähe warten zu müssen, um dann einen bezahlten Schutzhund anschaffen zu können, helfe den Schäfern nicht weiter.

    Die Politikerin, die mit dem Thema Wolfsschutz auch als umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zu tun hat, sieht dies genauso. Sie ist sich mit Geiling ebenso einig, dass verbesserte Schutzmaßnahmen gegen Wölfe allein nicht ausreichen. Ihrer Ansicht nach müsse die Bundesregierung national und auf Ebene der EU-Kommission mehr dafür unternehmen, dass der Wolfsbestand in Deutschland nicht weiter zunimmt. Dies ginge nicht ohne ein verbessertes Bestandsmanagement für die Wölfe im Land, die Weisgerber mit rund 2700 Wölfen beziffert, deren genaue Population aber nur annähernd geschätzt werden kann.

    Entscheidend ist für Weisgeber neben einer Herabsetzung des geltenden Schutzstatus für Wölfe der erleichterte Abschuss sogenannter Problemwölfe, auch über gezielte Lizenzjagd. Ihrer Ansicht nach sei der für einen gesunden Erhaltungszustand der Wölfe in Deutschland notwendige Bestand überschritten. Einem von ihrer Fraktion eingebrachten Antrag zur Ausweitung der Wolfsjagd zufolge wachse der Wolfsbestand in Deutschland um jährlich 30 Prozent und sei "unverzüglich zu dezimieren". Andernfalls, so fürchtet Weisgerber, drohe auch die Akzeptanz des Wolfes im Land "zu kippen", nicht nur bei Schäfern und Landwirten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden