Kathy Kelly – der Name weckt Erinnerungen an die berühmte „Kelly Family“, die durch ihre Musik, aber auch ihren unkonventionellen Lebensstil weltbekannt ist. Ihre erfolgreichste Zeit hatte die 13-köpfige Formation mit den irisch-amerikanischen Wurzeln in den 90ern. Dort entstanden Hits wie „An Angel“ und „I can't help myself“. Die Kelly Family trat in ausverkauften Hallen auf und räumte reihenweise hochkarätige Auszeichnungen ab. Dann wurde es ruhiger und die Mitglieder konzentrierten sich eher auf Solokarrieren wie die heute 51-jährige Kathy Kelly, die gemeinsam mit Chorissimo, dem gemischten Chor vom Gesangverein Bergrheinfeld, ein umjubeltes Gemeinschaftskonzert gab.
Doch der Mythos lebt weiter, die Reihen in der St. Bartholomäus Kirche sind gut gefüllt, darunter erstaunlich viele junge Leute, die wohl wie die zwei Mädels in der zweiten Reihe mit der Musik der Kelly Family groß wurden. Um es vorweg zu nehmen, das Konzert entpuppte sich als Knaller mit Gänsehautfaktor und Kathy Kelly zeigte sich ungeachtet ihrer Auftritte beim „Supertalent“, der „Alm“ und „Shoppingqueen“ als eine wunderbar gereifte, super sympathische Musikerin, die nicht nur ihren klassisch ausgebildeten, umfangreichen Sopran hervorragend einzusetzen verstand, sondern auch noch ihre Instrumente begnadet beherrschte. Nach einem herzlichen „Guten Abend, Bergrheinfeld“ riss Kelly das Publikum mit ihrer unter die Haut gehenden Stimme und einer unglaublichen Bühnenpräsenz gleich mehrfach von den Sitzen. Dazu gesellte sich ein bestens gelaunter Chor, der unter der sensiblen Leitung von Yvonne Göb mit einem perfekt abgestimmten Programm genau den richtigen Rahmen für die stimmgewaltige Kathy Kelly schuf. Mit dem Gospel „We lift our hands“ eröffnete Chorissimo den Konzertabend, der dann einige überraschende klangliche Wendungen nahm. Von Musicalmelodien („Tabaluga“), Indie Pop („Caravan of Love“) oder Donovans „Lord of the Dance“ mit zarter Tanzeinlage, über das göttliche „From a Distance“ und das groovige „Life is a Tango“ bis hin zu Rammsteins „Engel“ in der Version von Maybebob reichte das Repertoire der 44 Sängerinnen und Sänger, dazu kredenzten die „Pr8männer“ zwei Stücke und Kathy Kelly setzte dann als ausgebildete Opernsängerin noch eins drauf mit zwei lupenreinen Arien.
Mehre Songs präsentierte die in Spanien aufgewachsene Kelly in der Landessprache wie die spanische Version des Hits „An Angel“. Zum Auftakt griff Kelly, feinfühlig begleitet von ihrem Pianisten Andreas Recktenwald, in die Akkordeontasten und sang dazu den frühen Kelly-Hit „Who will come with me“, da war die erste Gänsehaut gleich vorprogrammiert. Es folgte die Vertonung eines spanischen Gedichtes aus dem 16. Jahrhundert, diesmal mit Gitarre unterlegt, dazu irische Traditionals auf der Geige und die Hymne „Loch Lomond“ des schottischen Poeten Robert Burns. Weiter ging es mit „Engelsmensch“ von Singer-Songwriter Michael Kraft, Cohens „Hallelujah“ und mitreißenden spanischen Flamenco-Klängen. Gemeinsam mit dem Chor, für den das sicher ein ganz besonderes Highlight gewesen sein dürfte, präsentierte Kelly dann zum krönenden konzertanten Abschluss „May the Lord send Angels“, „Swing Low, Sweet Chariot“ und das inspirierende „Oh Happy Days“ und dann nach frenetischem Beifall und stehenden Ovationen erst „Knockin' on Heaven‘s Door“ und dann noch mit dem begeisterten Publikum zusammen das Brahm'sche Wiegenlied.
Solche Kleinode der Konzertkunst erlebt man nicht selten unverhofft und so konnten sich die etwa 400 Besucher mehr als glücklich schätzen, die ihren Weg zu diesem Klangerlebnis im Rahmen der Feierlichkeiten zum 110-jährigen Bestehen des Gesangvereins gefunden haben. Ein inspirierendes Erlebnis, das noch lange nachhallen dürfte.