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Waigolshausen: Gärtnerei Benkert: Warum Primeln den Chef traurig machen

Waigolshausen

Gärtnerei Benkert: Warum Primeln den Chef traurig machen

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    Rupert Benkert und seine geliebten Primeln. Sie zu verkaufen ist zur Zeit schwierig. 
    Rupert Benkert und seine geliebten Primeln. Sie zu verkaufen ist zur Zeit schwierig.  Foto: Susanne Wiedemann

    Eigentlich wäre jetzt die schönste Zeit in der Gärtnerei, sagt Rupert Benkert. Der Winter ist langsam auf dem Rückzug, die  Benkerts und ihr Team bereiten Pflänzchen für Balkone und Beete vor. Und im großen Gewächshaus, wo die Primeln wachsen, explodieren die Farben. Ein Anblick, der auch Rupert Benkert bezaubert. "Wenn ich mit meinem Hund eine Runde durch die Gewächshäuser gehe, bleibe ich bei den Primeln fünf Minuten länger." Zur Zeit machen ihn die bunten Blumen aber eher traurig.

    2500 Primeln im Gewächshaus

    2500 der typischen Frühlingspflanzen stehen im Gewächshaus. Vergangenes Jahr im August wurden sie eingetopft, sie werden gegossen, geputzt, gehegt, gepflegt. In der Hoffnung, dass sie im Frühjahr 2021 verkauft werden können. Doch das könnte schwierig werden. Die Corona-Beschränkungen treffen Betriebe wie die Gärtnerei Benkert hart. Wer bei ihnen einkaufen will, muss telefonisch oder per Internet Ware bestellen, dann abholen. Sich umschauen, sich was aussuchen: das geht nach den momentan geltenden Regeln in Gärtnereien und Blumengeschäften nicht.  Allerdings in  großen Supermärkten und Discountern. Dort gibt es Blumen, Gestecke, Osterdeko. Oder spezielle Angebote zum Valentinstag. Da fragen sich nicht nur die Benkerts, warum. 

    Die Gärtnerei Benkert in Waigolshausen bereitet Blumen und Pflanzen für das Frühjahr vor. Die Pflänzchen hier sollen einmal Beete und Balkone schmücken. 
    Die Gärtnerei Benkert in Waigolshausen bereitet Blumen und Pflanzen für das Frühjahr vor. Die Pflänzchen hier sollen einmal Beete und Balkone schmücken.  Foto: Susanne Wiedemann

    Wir freuen uns für jeden, der aufhat, sagen sie. Sie unterstützen die Anti-Corona-Maßnahmen. Aber sie würden sich halt ein bisschen mehr Planungssicherheit wünschen. Und Wertschätzung für ihre Arbeit. Und nicht zusätzliche Belastungen durch Dinge, die die Politik eingeführt und als  Erleichterung verkauft hat. Die Mehrwertsteuersenkung, zum Beispiel.  Die Kasse musste neu programmiert werden, neue Rechnungen geschrieben werden für die Grabpflege-Verträge, zum Beispiel. "Es hat keiner eine Tomate mehr gekauft, weil die Mehrwertsteuer von sieben auf fünf Prozent gefallen ist", sagt Benkert. 

    Hygienekonzepte umgesetzt 

    Hilde und Rupert Benkert bringt das Thema Lebensmitteleinzelhandel verständlicherweise aus der Fassung. Sie haben sich wie Gastronomen, Einzelhändler an die Vorgaben gehalten. Haben Desinfektionsmittel gekauft, ein Einbahn-Wege-System entworfen, auf Maskenpflicht und Mindestabstände geachtet, Hygienekonzepte umgesetzt. Mehr als drei Leute durften nie im großen Laden sein. "Die Leute bleiben ja auch nur maximal ein paar Minuten" Und dann kam wieder ein Lockdown. Alles umsonst. 

    Schon vergangenes Jahr war Ostern alles dicht. "1500 Primeln haben wir 2020 verschenkt", sagt Rupert Benkert. "Ich kann die Blumen doch nicht auf den Kompost werfen." Benkert ist ein naturverbundener Mensch. Die Pflanzen haben doch eine Wertigkeit, sagt er. "Ich will sie nicht für den Abfall produzieren." Die Weihnachtsgestecke konnten die Benkerts vergangenes Jahr wegen des Lockdowns kurz vor Weihnachten auch nicht verkaufen. Auch diese Arbeit war umsonst.   

    Vorbereitungen für die Garten-und Balkonsaison laufen in der Gärtnerei Benkert. Die große Frage ist, wann und wie die Pflanzen verkauft werden können.
    Vorbereitungen für die Garten-und Balkonsaison laufen in der Gärtnerei Benkert. Die große Frage ist, wann und wie die Pflanzen verkauft werden können. Foto: Susanne Wiedemann

    In einer Gärtnerei kann man nicht einfach von heute auf morgen die Produktion steigern, wenn wieder alles in den Normalbetrieb geht, sagt Benkert. Die Pflanzen brauchen Vorlauf, gut ein halbes Jahr. Und sie aufzuziehen ist kostenintensiv. Bei den momentanen Minustemperaturen steigen die Heizkosten für die Gewächshäuser. Benkert ist froh, dass auf den Dächern Schnee liegt, die Sonne nicht intensiv geschienen hat. Starke Sonne würde dazu führen, dass die Primeln schneller aufblühen. Schlecht, wenn man sie gerade nicht so gut verkaufen kann. Die Heizung abdrehen, die Pflanzen eingehen lassen: Das bringt er nicht fertig.  

    Trotz der nicht einfachen Lage machen die Benkerts jetzt erstmal mit Hoffnung weiter. "Wir planen für Beete und Balkone", sagt Benkert. Wie jedes Jahr . "Auch wenn ich nicht gut schlafe zur Zeit." Im Gewächshaus warten 30 000 Töpfe darauf, bepflanzt zu werden. "Man macht die Arbeit. Aber man kann nicht sagen, es geht aufwärts." Benkert ist froh, dass der Zusammenhalt im Team stimmt, die Familie mit einspringt. Die Kinder haben zum Beispiel in den Semesterferien geholfen, Bestellungen auszufahren.  

    Benkerts Hoffnung für die nahe Zukunft: "Das Leben wird sich wieder normalisieren." Deswegen schaut er in die Zukunft. Und kümmert sich um die Aufzucht von Pflanzen, die in ein paar  Wochen Beete und Balkone schmücken könnten. Die Gärtnerei Benkert wäre jedenfalls bereit für die nächste Gartensaison. 

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