Alles muss raus. Nach dem Lagerräumungsverkauf in den Sommermonaten, hat jetzt der Totalausverkauf bei Galeria Kaufhof begonnen. Die Schaufenster der Filiale am Jägersbrunnen sind mit großen bunten Plakaten zugeklebt. "Alles reduziert" steht darauf. "Bis zu 60 Prozent Rabatt" gibt es. Auch im Inneren hängen überall Rabatt-Schilder, an den Wänden, von den Decken, über den Regalen.
"Das Geschäft hat merklich angezogen", sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann. Er gehört zum kleinen harten Kern der früher mal 60 Angestellten, der bis zum Schluss ausharren will. Der Großteil der Beschäftigten ist längst gegangen, hat entweder selbst gekündigt oder die Kündigung erhalten. Anfragen der Redaktion bei Galeria über die aktuelle Lage stoßen auf taube Ohren. Die zentrale Pressestelle des Konzerns in Essen ist telefonisch nicht erreichbar, und schriftliche Anfragen werden schlicht nicht beantwortet. Rattmann weiß, dass "viele einen neuen Job haben".
Lange hatte man gehofft und gebangt, dass sich noch eine Lösung für den insolventen Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern und damit auch für das Schweinfurter Warenhaus findet. Von den 129 Filialen werden 52 bis Januar 2024 geschlossen. Eine davon ist Schweinfurt. Viele Aktionen hatte es gegeben, um dieses Schicksal abzuwenden. Gleich nach Bekanntwerden der Schließungspläne im Januar waren Unterschriften für den Erhalt der Filiale gesammelt worden. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi wurden Briefe an Politiker geschrieben und eine Resolution an Ministerpräsident Markus Söder übergeben.
Auch Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Landrat Florian Töpper (SPD) hatten sich für den Erhalt der Filiale eingesetzt und Solidarität zu den Beschäftigten bekundet. "Wir haben sehr viel Unterstützung bekommen", ist der Betriebsrat dankbar für das Engagement in der Region. Geändert hat es letztlich nichts. Das Warenhaus wird geschlossen.
Aushilfskräfte werden ständig gesucht
Die Auflösungserscheinungen sind im Geschäft unübersehbar. Der Ein- und Ausgang zur Rüfferstraße ist versperrt, um mehr Platz für Regale und die Lagerware zu haben. Überall stehen Kisten herum. Handtücher, Socken oder anderer Kleinkram wird gar nicht mehr ausgepackt, sondern in Kartons zum Kauf angeboten. Junge Männer füllen immer wieder nach oder räumen der Kundschaft hinterher. Es sind Aushilfskräfte, die eingestellt wurden, um den Räumungsverkauf abwickeln zu können. Die Belegschaft ist ja größtenteils nicht mehr da.
"Wir suchen ständig noch Leute", weiß Rattmann, denn das Geschäft muss ja bis Ende Januar 2024 weitergeführt werden. Ware, die bis dahin nicht verkauft ist, übernimmt eine Vermarktungsfirma. Nichts wird zurückbleiben. "Das Haus muss am 1. Februar besenrein dastehen."
Stadt hat kein Interesse am Kauf der Immobilie
Und was kommt danach? Bislang ist die Nachnutzung der Immobilie mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ungewiss. Es soll Interessenten geben. Auch Verhandlungen werden geführt. Das bestätigt der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann. Mehr aber nicht. Von Sanierung bis Abriss und Neubau sei alles denkbar.
Dass hier ein Kaufhaus wiederbelebt wird, gilt angesichts des rückläufigen Trends im Einzelhandel als wenig wahrscheinlich. Denkbar wäre vielmehr ein gemischt genutztes Gebäude, in dem Einzelhandel- und Gastronomieflächen, Büros und Dienstleister untergebracht sind.
Die Stadt selbst hat kein Interesse an der Immobilie oder besser, sie kann sich den Kauf des Gebäudes nicht leisten. Man habe schon genug Großprojekte abzuwickeln, meint Herrmann mit Blick auf die Theatersanierung oder den Neubau von Bauhof und Maxbrücke. Und die Gewerbesteuer sprudelt ja auch nicht mehr so kräftig. Primäres Ziel der Stadt ist es deshalb, mit dem jetzigen oder künftigen Eigentümer eine sinnvolle Nachnutzung für das Gebäude zu finden, damit das Scharnier zwischen Stadtgalerie und Innenstadt weiter funktioniert.