Die Abfallwirtschaft auf der Rothmühle bei Bergrheinfeld verbraucht 2,1 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. 99,9 Prozent des Verbrauchs erzeugt die Anlage selbst. Überschüsse fließen ins öffentliche Netz. Damit verdient der Landkreis Schweinfurt Geld, was den Verbraucherinnen und Verbrauchern zugutekommt: Denn seit vielen Jahren gehören die Müllgebühren zu den niedrigsten weit und breit. Das sollen sie auch bleiben.
Ab 2028 will das Landratsamt das Biogas, das bei der Vergärung von Biomüll anfällt, nicht mehr für die Stromerzeugung nutzen, sondern als aufbereitetes Biomethan in das Erdgasnetz einspeisen. Das sei wirtschaftlicher als die bisherige Praxis, sagte der Chef der Abfallwirtschaft, Thomas Fackelmann den Kreisrätinnen und Kreisräten des Umweltausschusses. Wirtschaftlicher auch deswegen, weil 2028 die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausläuft. Die Biogasaufbereitung sei zudem ökologischer als die Verstromung, sagte Fackelmann.
Dafür muss der Landkreis aber investieren. Hauptsächlich in eine Aufbereitungsanlage. Zudem muss er zwei Nachteile auffangen, wenn Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas wegfallen. Die Energieagentur Unterfranken hat nun den Auftrag, Vorschläge zu machen, wie man künftig die Gebäude der Rothmühle beheizt. Derzeit gehe man von einer Kombination aus Wärmepumpe, die per Photovoltaik gespeist werden könnte, einer Biomasseheizung, in der Abfallholz verfeuert wird, und einer Schwachgas-Anlage aus.
Schwachgas: Nicht jedes Gas ist hochwertig und kann ins Netz fließen
Was ist Schwachgas? Beim An- und Abfahren der Biomüllvergärung entsteht dieses Gas mit hohen Stickstoff- und geringen Methananteilen. Das kann laut Fackelmann nicht für die Aufarbeitung zu hochwertigem Erdgas genutzt werden. Als Brennstoff soll das Bioschwachgas dann mit Gasen gemischt werden, die in zwei nicht mehr genutzter Hausmülldeponien entsteht.
Technisch hat sie zwar nichts mit der Neuausrichtung der Biogas-Nutzung zu tun, aber dennoch beschäftigte sich der Umweltausschuss auch mit der Frage, wie dieses minderwertige Deponiegas künftig genutzt wird. Heute wird das Deponiegas in bestimmten Zyklen abgesaugt und in einem Blockheizkraftwerk verheizt. Doch die Anlage ist alt und störanfällig, nur noch zu sieben Prozent ausgelastet und die Menge des Deponiegases nimmt im Laufe der Jahre ab.
Dennoch will der Landkreis zwei Millionen Euro investieren, weil Fackelmann von einer Gesetzesänderung ausgeht, wonach Deponiegas künftig dauerhaft erfasst und verwertet werden muss. "Wir müssen schnell sein", mahnte der Chef der Abfallwirtschaft, weil 50 Prozent Förderung möglich sei und man nicht wisse, "wann der Topf wieder zugemacht wird".
Die Nutzung des Deponiegases soll sich vervierfachen
Die Erfassung des Deponiegases soll so optimiert werden, dass mehr Gas genutzt und somit weniger in die Atmosphäre entweichen kann. Für die zwei stillgelegten Deponien Bergrheinfeld (alt) und Rothmühle erwartet Fackelmann eine Verdrei- bis Vervierfachung des Nutzungrads auf um die 40 Prozent. Das soll den Ausstoß von Kohlendioxid um 17.000 Tonnen reduzieren.
Dazu müssen sogenannte Gasbrunnen, über die das Gas abgesaugt wird, sowie Leitungen erneuert werden. Es brauche zudem einen Gasspeicher und eine Verdichterstation. Verbrannt werden soll das Gas zusammen mit dem Schwachgas aus der Biomüllverwertung in einer sogenannten Schwachgas-Fackel. Für 20 Jahre ist die Investition ausgelegt.