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Schweinfurt: Gedächtnissportler Christian Schäfer versuchte, mehr als 18.000 Ziffern der Kreiszahl Pi zu nennen

Schweinfurt

Gedächtnissportler Christian Schäfer versuchte, mehr als 18.000 Ziffern der Kreiszahl Pi zu nennen

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    Kann sich mehr als nur ein paar Passwörter merken: Mathelehrer Christian Schäfer beim Rekordversuch.
    Kann sich mehr als nur ein paar Passwörter merken: Mathelehrer Christian Schäfer beim Rekordversuch. Foto: Uwe Eichler

    Ein Pausengong kann grausam sein: Um 12.15 Uhr erklingt er im vierten Stock der Friedrich-Fischer-Schule, wo ein Rekordversuch stattfindet, der höchste Konzentration erfordert. Gedächtnissportler Christian Schäfer, Mathematiklehrer an der FOS/BOS, tippt gerade Nachkommastellen der Kreiszahl Pi in den Computer, am "Tag der offenen Tür".

    Wer in Mathe aufgepasst hat, weiß: Pi meint das Verhältnis eines Kreisumfangs zu dessen Durchmesser. "Pi mal Daumen" gerechnet beträgt der Wert 3,14. Die magische Zahl, über die schon Archimedes gegrübelt hat, ist allerdings dafür berühmt oder berüchtigt, sehr, sehr viele Nachkommastellen (3,14159265....) zu haben. Mittlerweile wurde bereits die zigbillionste Zahl nach dem Komma ermittelt.

    Schäfer will Rekord einer Frankfurterin brechen

    Christian Schäfer, der im Haßfurter Gemeindeteil Prappach lebt, ist da bescheidener. Er will mehr als die ersten 18.026 Stellen wiedergeben, fehlerfrei aus dem Gedächtnis, und den deutschen Rekord einer Frankfurterin brechen. Auch sonst wurde im Schulhaus fleißig gezählt und gesammelt, für die BR-Spendenaktion "Sternstunden".

    Der gebürtige Siegerländer, Jahrgang 1992, der nun in der fränkischen Heimat Adam Rieses lebt, hat seine Liebe zu Riesenzahlen durchs Fernsehen entdeckt, beim Auftritt eines Weltmeisters. Es folgte der Blick in ein Buch über Gedächtnissport: Das sei wirklich ein Sport, betont der Rekordaspirant, noch nicht mal echte Mathematik, und auch keine Inselbegabung: "Lernen kann es jeder". Nur heißt das dann Üben, Üben, Üben.

    Wie war das noch mal mit der "58"? Eine Jury wachte über den Zahlenmarathon an der FOS/BOS.
    Wie war das noch mal mit der "58"? Eine Jury wachte über den Zahlenmarathon an der FOS/BOS. Foto: Uwe Eichler

    Beim Mathematiker und Informatiker dauert das Training schon 17 Jahre. Rasch war damals der sportliche Ehrgeiz geweckt. Nach den süddeutschen Meisterschaften folgte der Sprung zu mehreren erfolgreichen Weltmeisterschaften. Im letzten Jahr gab es bei der WM in Schweden drei Silbermedaillen, in Kategorien wie Schnellmerken oder Wiedergabe vorgesprochener Zahlen. 2014 brachte Schäfer es sogar zum Wettkönig bei "Wetten, dass...?".

    Nun trat er zum Heimspiel in der Schule an. Geplant war die Zahlenwiedergabe in der Zeit zwischen 8 und 13 Uhr. Eine insgesamt fünfköpfige Jury wachte über den korrekten Ablauf: Die Lehrer Miriam Fuchs, Astrid Gießübel, Eva Pfaab, Florian Treisch sowie die Coburger Gedächtnissportlerin Melanie Höllein arbeiteten sich mit dem Lineal durch die korrekten Zahlenreihen.

    Wie Christian Schäfer sich alles merken kann

    Ab und zu kamen oder gingen Besucher. Auf der Leinwand erschien Zahl um Zahl, wie beim Verfassen eines Telefonbuchs ohne Worte. Regelmäßig wurde pausiert, korrigiert und eingeloggt. Das war es in der sichtbaren Welt erstmal an Dramatik. Wie schafft Christian Schäfer das mit dem Merken?

    Das Ganze funktioniert mit Eselsbrücken. Während eingetippte Kombinationen wie "123", "007" oder "666" für den Laien noch einprägsam wirken, wird es bei "4881 98551" schon schwieriger. Schäfer kombiniert meist drei Zahlen, die durch Buchstaben repräsentiert werden, zu einem Bild, mit einer Bildergeschichte. Los ging sein Marathon durch die Welt der Kreiszahl in London, am Big Ben, der in eine Kröte pustet, deren Lippenstift in einen Schal gewickelt wird, bevor... "Je verrückter eine Geschichte klingt, desto leichter lässt sie sich merken", sagt Schäfer. Das Ganze ist allerdings auch körperlich anstrengend. Rasch wurde klar, dass es länger dauern würde als 13 Uhr.

    Der Fehlerteufel war gnadenlos, beinahe hätte Schäfer das Merkwort "Leiter" mit "Feuerwehrauto" verwechselt, vor dem Einloggen. Am Nachmittag war bei der 11.214ten Nachkommastelle Schluss, bei der Kombi "Rasenmäher, Alufolie, Schürze". Damit liegt der Haßfurter auf Platz 3 der deutschen Rangliste, mit persönlicher Bestleistung. Versuch Nummer Zwei wird folgen. Am Welt-Pi-Tag, dem 14. März (3/14 nach amerikanischer Datumsschreibweise) könnte Schäfer sich die 18.000 Zahlen nochmal durch den Kopf gehen lassen: Solange sie frisch sind. Gelernt ist schließlich gelernt.

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