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EBRACH: Geißendörfers Dreh-Termin in der JVA

EBRACH

Geißendörfers Dreh-Termin in der JVA

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    JVA Ebrach als Film-Kulisse: Verschiedene Szenen für den soeben angelaufenen Kinofilm „In der Welt habt ihr Angst“ des u. a. von der „Lindenstraße“ bekannten Regisseur Hans W. Geißendörfer (rechts) entstanden in Bayerns größter Jugendstrafanstalt in Ebrach.
    JVA Ebrach als Film-Kulisse: Verschiedene Szenen für den soeben angelaufenen Kinofilm „In der Welt habt ihr Angst“ des u. a. von der „Lindenstraße“ bekannten Regisseur Hans W. Geißendörfer (rechts) entstanden in Bayerns größter Jugendstrafanstalt in Ebrach. Foto: Foto: Alexander Fischerkoesen

    Wer begibt sich schon freiwillig in ein Gefängnis wie Bayerns größte Jugendstrafanstalt in Ebrach, außer vielleicht um dort zu arbeiten oder, wie in diesem Fall, um keine krummen Dinger, sondern für einen Kinofilm zu drehen. Konkret handelt es sich um „In der Welt habt ihr Angst“ von Hans W. Geißendörfer („Lindenstraße“). Der preisgekrönte Regisseur, Autor und Produzent beschenkte sich mit der Verfilmung eines eigenen Drehbuchs quasi selbst zu seinem 70. Geburtstag am 6. April. Das mit Anna Maria Mühe, Max von Thun, Axel Prahl und anderen hochkarätig besetzte Drama läuft seit 3. März im Kino.

    Für den knapp zweistündigen Kinofilm drehte die Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion ab 3. November 2009 in Bamberg und der Umgebung, darunter eben auch in Ebrach. Nach 27 Drehtagen fiel am 9. Dezember 2009 die letzte Klappe. Die Kamera-Arbeit besorgte Alexander Fischerkoesen. Als Regieassistentin fungierte neben Chris Tromboukis Geißendörfers Tochter Hana.

    „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt erlöst.“

    Auszug aus der Bach-Kantate, aus der der Filmtitel entnommen ist

    Der Filmtitel ist aus einer Kantate von Johann Sebastian Bach entliehen. Darin heißt es: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt erlöst.“

    Um sich im Vorfeld einen Überblick über die Räumlichkeiten und Dreh-Möglichkeiten innerhalb der Haftanstalt zu verschaffen, hatte Hans W. Geißendörfer der JVA Ebrach in Begleitung seiner engsten Mitarbeiter ab Februar 2009 mehrere Besuche abgestattet.

    Dem Filmemacher und seinem Team war insbesondere daran gelegen, einen intensiven Einblick in die wirklichen Vorgänge und Abläufe des Strafvollzugs zu gewinnen, um nicht eine utopische, vollkommen unrealistische Knastszene in den Kinofilm einzubauen.

    In Absprache mit der damaligen Anstaltsleiterin, Renate Schöfer-Sigl, erteilte das Bayerische Justizministerium so schließlich Geißendörfers Film- und Fernsehproduktions-Gesellschaft die Drehgenehmigung. Der Kinofilm trug damals noch den Arbeitstitel „Schwarzer Strand“.

    Nach umfangreicher Vorbereitung fiel der Film-Tross am 30. November 2009 in Ebrach ein. Nachdem am Vormittag an der ehemaligen Tankstelle an der Bundesstraße 22 in Ebrach gedreht worden war, standen am Nachmittag in der JVA verschiedene Szenen und Einstellungen mit Hauptdarsteller Max von Thun („Jo“) im Zellentrakt, aber auch im Gefängnishof auf dem Programm.

    Fahrzeuge mit Unmengen an verschiedenster Technik und Ausstattung wurden hierzu in den Sicherheitsbereich gefahren und von einem Großaufgebot an Personen begleitet. Notstromaggregate und Beleuchtungseinrichtungen mussten zum Teil mittels ellenlanger Kabel vom Außen- in den Innenbereich verbunden werden.

    Einem echten Bediensteten der JVA kam bei einer Szene die Ehre zu, eine Zwischentür für „Jo“ zu öffnen und wieder zu verschließen und dadurch zum Darsteller zu werden.

    „Dass an so einem Tag eine zusätzliche Belastung auf Bedienstete und Gefangene zukommt, war uns vollkommen klar, nachdem die Dreharbeiten parallel zum völlig normalen Vollzugsalltag stattfanden“, so Herbert Kusche, der langjährige Leiter des Vollzugsdienstes in der JVA.

    Die Sicherheit im Gefängnis dürfe unter solchen Aktionen ebenso wenig leiden wie der Schutz der Persönlichkeit und die Intimsphäre der jungen Gefangenen. Am Ende hätte alles wie am Schnürchen geklappt und auch die Gefangenen hätten sich lobenswert verhalten, so Kusche.

    Andererseits betrat die JVA Ebrach auch kein „Kino“-Neuland. Entsprechende Erfahrungen hatte die Jugendstrafanstalt bereits bei einer Vielzahl von Dreharbeiten für die Serie „Der König“ mit dem bereits verstorbenen Günter Strack in der Hauptrolle sammeln können.

    Zum Dank für die gewährte Unterstützung postierten sich Geißendörfer und das am Set beteiligte Filmteam am Ende mit allen beteiligten Vollzugsbediensteten für ein gemeinsames Erinnerungsbild um den Kamerawagen.

    Für die weiteren Dreharbeiten wurde eigens in Bamberg ein Haftraum nachgebaut. Hierfür stellte die JVA Ebrach eine komplette Zellenausstattung inklusive Zellentür zur Verfügung. Die Gänge, die zu sehen sind, sind wiederum die zuvor „abgedrehten“ JVA-Originalgänge.

    Übrigens hat auch der junge Regisseur Philip Koch in der JVA Ebrach zwar nicht gefilmt, aber hier wie in anderen deutschen Jugendgefängnissen für seinen auf wahren Begebenheiten basierenden Film „Picco – Foltermord im Knast“ recherchiert. Auch dieser Streifen ist soeben in den deutschen Kinos angelaufen.

    Weitere Infos es über beide Filme unter

    www.geissendoerfer-film.de

    www.picco-derfilm.de

    „In der Welt habt ihr Angst“

    Hans W. Geißendörfer erzählt in seinem soeben in die Kinos gekommenen Film die Geschichte von Eva und Jo. Die Liebe der Musikstudentin ist so groß, dass sie ihrem Freund, einem Musiker, in die Heroinsucht folgt. Doch als sie schwanger wird, muss damit Schluss sein. Gemeinsam kämpfen beide nun für ihre Liebe und gegen die Drogensucht.

    Um zu überleben wählen sie den abrupten, „kalten“ Entzug. Zugleich beschließen sie, ein neues Leben in Neuseeland zu beginnen. Doch für ihr Vorhaben brauchen beide Geld . . .

    In letzter Verzweiflung überfällt das Pärchen eine Buchhandlung. Als sich der Ladenbesitzer wehrt, tötet ihn Eva im Affekt. Während sie fliehen kann, wird Jo verhaftet. So reißt das Schicksal die Liebenden auseinander. Der Aufbruch ins neue Leben droht im Chaos zu enden . . . Text: Novo

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