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Röthlein/Kitzingen: Gemüseanbau in Unterfranken: Wie viel Wasser verbraucht fränkischer Spargel?

Röthlein/Kitzingen

Gemüseanbau in Unterfranken: Wie viel Wasser verbraucht fränkischer Spargel?

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    Spargel braucht viel Wasser, um zu wachsen. Wie viel künstliche Bewässerung ist in Unterfranken für das Gemüse wirklich nötig? 
    Spargel braucht viel Wasser, um zu wachsen. Wie viel künstliche Bewässerung ist in Unterfranken für das Gemüse wirklich nötig?  Foto: Daniel Karmann, dpa

    Unterfranken ist bekannt für den Anbau von Wein, Gemüse und Spargel. Um stabile Mengen für die lebensmittelverarbeitende Industrie und den Handel zu erzeugen, bewässern Landwirtinnen und Landwirte ihre Felder künstlich. Jährlich pumpen sie dafür Millionen Kubikmeter Grundwasser aus dem Boden.

    Seit Jahrzehnten werden die Sommer heißer und die Wintermonate trockener. Die Folge: Der Grundwasserspiegel in Unterfranken sinkt weiter ab, neues Grundwasser bildet sich kaum noch nach. Vor allem der Anbau von Spargel steht aufgrund seines hohen Wasserbedarfs deshalb immer wieder in der Kritik von Umweltschützerinnen und Umweltschützern.

    Wie viel Liter Wasser braucht ein Kilogramm Spargel, um zu wachsen? Und stimmt es, dass er in Franken auf immer mehr und immer größeren Flächen angebaut wird? Expertinnen und Experten aus dem Umweltschutz und der Landwirtschaft geben Antworten.

    Wie viel Spargel wird in Unterfranken angebaut?

    Im Jahr 2022 wurden laut den Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen-Würzburg bayernweit 16.320 Tonnen Spargel auf 3757 Hektar geerntet. In Unterfranken wird Spargel hauptsächlich in den Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg entlang des Mains, in der sogenannten Sandachse, angebaut. Die vielen Sonnenstunden und die leicht erwärmbaren Sandböden bieten optimale Bedingungen für das Wachstum. Vergangenes Jahr bauten in der Region 73 Betriebe auf 560 Hektar Spargel an. Das entspricht 16 Prozent der Gesamtfläche für Gemüseanbau in Unterfranken.

    Wird in Unterfranken mehr Spargel angebaut als früher?

    In den vergangenen 13 Jahren hat sich die Anzahl der Spargelbetriebe laut AELF bayernweit und auch in Unterfranken halbiert. Allerdings wuchs im selben Zeitraum die Anbaufläche von Spargel in Bayern um 67 Prozent auf jetzt 3757 Hektar. Ähnlich der Trend in Unterfranken: Hier hat sich die Fläche für Spargel seit 2010 um 46 Prozent vergrößert.

    Im vergangenen Jahr, geprägt durch Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation und Steigerung des Mindestlohns, ging die Spargelanbaufläche in Unterfranken indes um 7,5 Prozent zurück. Die Zahl der  Betriebe sank von 78 auf 73 Anbauer.

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    Wie viel Wasser braucht der Spargel im Vergleich zu anderem Gemüse?

    Damit Gemüse qualitativ und marktfähig angebaut werden kann, müssen Felder bewässert werden, sagt Christine Müller vom Landwirtschaftsamt Kitzingen-Würzburg. Grundsätzlich sei Spargel aber tolerant gegen Trockenheit, weil er im Gegensatz zu anderen Gemüsesorten bis zu zwei Meter tief wurzelt und dort viele Nährstoffe speichert.

    Für ein Kilo Spargel benötigt die Pflanze laut Berechnungen des Landwirtschaftsamts insgesamt 1200 Liter Wasser. Geht man vom durchschnittlichen Jahresniederschlag von 500 Milliliter pro Quadratmeter in den vergangenen fünf Jahren in Unterfranken aus, muss die Pflanze demnach mit 200 Liter Wasser zusätzlich bewässert werden. Auf einem Hektar lassen sich durchschnittlich 5000 Kilogramm Spargel ernten. Die Berechnung berücksichtigt laut Landwirtschaftsamt die natürliche Verdunstung des Bodens und der Pflanze, die Bodenart und die Einsparung durch Tropfbewässerung. 

    Einlegegurken und Karotten hätten je nach Bodenart und Qualitätsansprüchen einen höheren Bedarf an zusätzlicher Bewässerung, sagt Christine Müller. Bewässert werden müsse Spargel als mehrjährige Kultur erst nach der Ernte: "Zur Förderung der Neuaustriebe und des Krautwachstums wird bis Ende August maximal dreimal bewässert." Im Vergleich zu anderem Gemüse komme Spargel mit wenig Wasser zurecht. 

    Was kritisieren Umweltschützer beim Anbau von Spargel?

    Der Bund Naturschutz kommt bei seinen Berechnungen aktuell auf einen höheren Wasserbedarf von insgesamt 1470 Liter pro Kilogramm Spargel. Durch die zunehmende Trockenheit und die steigenden Temperaturen müsse immer mehr bewässert werden, sagt Detlev Reusch, Mitglied im Landesarbeitskreis Wasser vom Bund Naturschutz aus Röthlein. Zudem kritisiert er eine Konzentration und Zunahme von Anbauflächen durch Großbetriebe: Dadurch würden viele zusammenhängende Flächen versiegelt und kleinere landwirtschaftliche Höfe verdrängt. 

    Was fordern Umweltschützer von Behörden und Landwirtschaft?

    Der Bund Naturschutz plädiert für die Einführung eines Wassercents und geeichte Zähler für alle landwirtschaftlichen Entnahmestellen, um den Verbrauch der Wassernutzung zu lenken. Außerdem sollten biologische Anbaumethoden gestärkt und die Konzentration von Anbauflächen angesichts der klimatischen Veränderungen auf der fränkischen Trockenplatte vermieden werden. Hierbei könnten laut AELF die Anpflanzung anderer Spargelsorten und Züchtungen künftig hilfreich sein.

    Wie versuchen Landwirte den Wasserverbrauch beim Spargelanbau zu reduzieren?

    Durch den Einsatz von Tropfbewässerung über Schläuche können Landwirte 25 bis 50 Prozent Wasser sparen, sagt Christine Müller vom Landwirtschaftsamt Kitzingen-Würzburg. Noch besser sei eine unterirdische Bewässerung. Die Folienabdeckungen über den Dämmen sorgen außerdem dafür, dass das Wasser darunter nicht verdunstet und die Feuchtigkeit im Erdwall gehalten wird, erklärt Miriam Adel vom Spargelerzeugerverband Franken. Auch durch mechanische Unkrautbekämpfung könne  natürliche Verdunstung reduziert werden. 

    Folien im Einsatz: Christine Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg auf einem Spargelfeld in Albertshofen.
    Folien im Einsatz: Christine Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg auf einem Spargelfeld in Albertshofen. Foto: Daniel Peter

    An und für sich sei die Tropfbewässerung der richtige Weg, sagt Detlev Reusch von der Landesarbeitsgruppe Wasser des BN. Allerdings weist er auf den Plastikeinsatz durch Folien und Schläuche hin. Wichtig sei, dass die Wassersparziele im Einklang und Dialog mit der Landwirtschaft verfolgt würden. 

    Hat der Spargel in der Region eine Zukunft?

    Die Zukunft einer Gemüsebauregion hänge letztlich vom Know-how der Landwirtinnen und Landwirte, den verfügbaren Arbeitskräften, der Nachfrage und der Logistik sowie der Wasserverfügbarkeit ab, sagt Christine Müller. Was die effiziente Bewässerung angeht, sehe sie die Landwirtschaft aber auf einem guten Weg. Hier würden die Bodenbearbeitung und Anpassung der Pflanzenkulturen künftig eine immer wichtigere Rolle spielen. 

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