Als Bernhard Warmuth zum 1. März das Amt des Dienststellenleiters der Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen offiziell übernahm, hat er diese Funktion vertretungsweise bereits fast ein Vierteljahr lang ausgeübt. In diese Zeit fiel nicht nur ein Großeinsatz der Polizei in der Stadt, sondern der 46-jährige Hauptkommissar konnte sich mit den vor Ort anstehenden Aufgaben bereits gut vertraut machen. Dass der Schweinfurter den Posten als Gerolzhöfer Polizeichef überhaupt übernehmen konnte, ist mit einem traurigen Ereignis verknüpft.
Frage: Sie sind erst im Februar 2021 stellvertretender Leiter der PI Ebern geworden, nachdem Sie zuvor neun Jahre lang bei der Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Schweinfurt-Werneck waren. War es Ihr Wunsch, innerhalb so kurzer Zeit nochmals zu wechseln? Wie kam es dazu?
Bernhard Warmuth: Ich habe mich auf die Stelle beworben. Das hatte natürlich eine tragische Vorgeschichte mit dem unerwarteten Tod des Dienststellenleiters Michael Hußlein im Oktober 2021 und war so nicht planbar. Mein eigentlicher Plan war gewesen, dass ich drei bis vier Jahre in Ebern bleibe und dann schaue, wo eine passende Stelle frei wird. In Ebern war ich übrigens bereits ein halbes Jahr, bevor ich dort stellvertretender Leiter wurde - abgeordnet im Rahmen eines Personalentwicklungskonzepts.
Hat der Tod Ihres Vorgängers Ihren Start in Gerolzhofen belastet? Wie haben die Kollegen hier auf Sie reagiert?
Warmuth: Ich denke, es war keine Belastung für die Kollegen. Sie wünschen sich wohl eher Kontinuität, dass sie wissen, woran sie sind beim Chef. Und ich habe vor, hier zu bleiben.
Die PI Ebern und Gerolzhofen sind gut vergleichbar. Fühlen Sie sich auf Ihre Aufgaben hier gut vorbereitet?
Warmuth: Ich denke schon. Auch in Ebern war ich ja in einigen Zeiten allein und musste dann Entscheidungen treffen. Der Dienststellenleiter und ich haben dort viele Entscheidungen gemeinsam abgesprochen und entschieden, in welche Richtung die PI steuert. Und auch zuvor, bei der VPI, war ich nahe an die Dienststellenführung angebunden und habe daher auch schon Erfahrungen sammeln können.
Hat Sie in Gerolzhofen etwas überrascht?
Warmuth: Es gibt in Gerolzhofen ein anderes Schichtmodell als in Ebern, mit vier Dienstgruppen. In Ebern sind es fünf Dienstgruppen bzw. Schichten. Das Eberner finde ich persönlich besser, auch für die Kollegen. In Richtung Herbst möchte ich das anstoßen, vielleicht auch hier zu wechseln, wobei da die Kollegen immer eingebunden sind, ob sie das Schichtmodell ändern möchten. Das geht nicht gegen deren Willen. Daneben gibt es natürlich innerdienstliche Abläufe, die sich zwischen den Dienststellen unterscheiden.
Sie haben in Gerolzhofen eine vergleichsweise junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter zwischen 30 und 35 Jahren. Ist das eher ein Vorteil oder schafft das auch Probleme?
Warmuth: Ja, ich bin mit 46 schon einer der Ältesten hier. Doch so, wie die Mischung bei uns ist, ist das sehr gut. Das sind junge, motivierte Kollegen. Im mittleren Alter sind es genügend Kollegen, die die jüngeren anleiten können. Wenn es nur Junge wären, wie man es teilweise auf großen Dienststellen hat, wo die Jungen die Jungen anleiten müssen, dann wäre das eher problematisch. Ich kenne das aus München, wo jemand erst ein halbes Jahr da ist und dann Einweiser ist für die ganz neuen Kollegen – das ist eine schwierige Situation.
Wie definieren Sie denn gute Polizeiarbeit in einer PI wie der in Gerolzhofen?
Warmuth: Vor allem der Kontakt zur Bürgerin und zum Bürger sollte sehr gut sein. Jeder soll wissen, dass sie oder er die Polizei jederzeit ansprechen kann, bei allen Themen. Von den Kollegen erwarte ich, dass sie "ihre Arbeit" machen. Das heißt: Wir führen selbstverständlich alle nötigen Kontrollen durch und ahnden Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Aber ich möchte bei den Kollegen im Rahmen des Ermessensspielraums Augenmaß und ein gewisses Fingerspitzengefühl sehen. Wenn es allerdings nötig ist, dann packen wir alles aus, was das Gesetz bietet. Letztlich geht es darum, die Polizei näher zum Bürger zu bringen. Deshalb machen wir auch Fußstreifen und haben beispielsweise die Sicherheitswacht, als erweiterte Augen und Ohren der Polizei.
In Ihre kurze Zeit hier in Gerolzhofen fiel bereits ein Großeinsatz der Polizei ...
Warmuth: ... diese Demonstration im Januar (Anm. d. Red.: Am 16. Januar marschierten abends rund 150 selbsternannte "Corona-Spaziergänger" durch die Gerolzhöfer Altstadt), damals war ich bereits nach Gerolzhofen abberufen, weil die Dienststellenleitung vakant war. Das war ein interessanter Einsatz. Wir hatten da noch keinen generellen Bescheid, der eine solche Versammlung geregelt hätte. Ich bin an dem Tag selbst vom Schlittenfahren mit meinen Kindern hier zur Dienststelle gekommen. Es kamen da Unterstützungskräfte aus Schweinfurt und Aschaffenburg, um den Einsatz zu bewältigen.

Ist Ihnen ein weiterer Einsatz hier besonders haften geblieben?
Warmuth: Negativ berührt mich, dass am Ostersonntagabend zwei meiner Kollegen tätlich angegriffen und verletzt wurden, als sie während eines Einsatzes in Gerolzhofen einen Streit schlichten wollten. Das ist ein No-Go, das wir hier auf dem Land nicht gewohnt sind.
Was macht in Ihren Augen einen guten Chef bei der Polizei aus?
Warmuth: Ich versuche meinen Mitarbeitern und Kollegen zuzuhören, aber auch den Bürgern, und treffe erst dann eine Entscheidung. Das Leben besteht aus einem Geben und Nehmen – diese Balance versuche ich bei allem zu bewahren.
Haben Sie sich Ziele gesetzt, die Sie mit der PI Gerolzhofen erreichen möchten?
Warmuth: Ich habe schon Ziele. Einen Teil haben wir schon umgesetzt, mit den Änderungen interner Abläufe. Ein großes Ziel ist es aber immer, für die Bevölkerung da zu sein, dass sie weiß, dass sie hier sicher leben kann. Wir haben auch Dienstfahrräder beantragt, damit wir noch näher mit den Menschen in Kontakt treten können. Wichtig ist natürlich auch der Kontakt zu Organisationen wie der Feuerwehr, dem Technischem Hilfswerk und dem Rettungsdienst, mit denen wir zusammenarbeiten.
Erhält man vom Polizeipräsidenten zum Start als PI-Chef eine Aufgabenliste, die man abarbeiten muss?
Warmuth (lacht): Nein, die gibt es nicht, das kriegt man selbst mit. Aber es war für mich auch so ein interessanter Start hier im Dezember, da damals keine Führungskraft da war. Ein junger Kollege, der erst ein paar Tage zuvor selbst frisch in Gerolzhofen begonnen hatte, nachdem er eine Führungsbewährung in Bad Brückenau hinter sich gebracht hatte, und ich mussten uns erst mal durchkämpfen und durchfragen bei den Kollegen, was sie denn so machen, wer welche Aufgaben hat usw. Das war schon eine kleine Herausforderung. Aber man wächst so gleich rein.
War Polizist für Sie von Anfang an ein Traumjob?
Warmuth: Ich bin mit 17 Jahren angestellt worden und das war schon immer mein Job. Das wird jeder Polizist bestätigen können: Wenn du als Polizist irgendwo bei einer Feier bist, wo neue Leute sind, die einen nicht kennen, dann kommen immer welche auf einen zu und fragen einen: Du bist doch Polizist, wie ist das denn, ich bin da mal kontrolliert worden, und derjenige hat dies und das Böse angestellt... Man ist nicht nur berufstätig als Polizist, sondern man lebt als Polizist.
Und als Kind waren Sie was lieber: Räuber oder Gendarm?
Warmuth: Da haben wir uns abgewechselt.
Welchen Appell haben Sie an die Menschen in Ihrem Dienstbereich?
Warmuth: Sie sollen keine Angst haben, mit ihrer Polizei Kontakt aufzunehmen und etwas zu melden. Wir sind immer ansprechbar und hören uns alles an. Auch wenn's mal Quatsch ist.