Die Allermeisten freuen sich darüber, nur wenige machen sich aber wirklich Gedanken darüber und kaum jemand kümmert sich um sie. Gemeint sind die unzähligen städtischen Grünflächen in Gerolzhofen. Grundsätzlich zählt deren Pflege zu den Aufgaben des städtischen Bauhofs. Doch Stadtgärtner André Ditterich würde sich wünschen, es gäbe mehr sogenannte Grünpatinnen und -paten in der Stadt. Dies sind Anwohner, die freiwillig und unbezahlt für die von der Stadt gepflanzten Blumen und Stauden vor ihrem Anwesen sorgen. Der Aufwand für die Einzelne oder den Einzelnen ist meist sehr gering, der Nutzen für die Allgemeinheit dagegen sofort sichtbar.
Für rund 30 Pflanzbeete, Grünstreifen und Wiesenstücke in der Stadt hat der Stadtgärtner Grünpaten als feste Ansprechpartner. Das ist ein Grundstock, doch angesichts von Hunderten teils kleinster Flächen im Stadtgebiet, die er mit seiner Mannschaft zu pflegen hat, ist das letztlich nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Und mit Blick auf die kommenden Bau- und Gewerbegebiete steht fest: Die Zahl der öffentlichen Grünflächen wird sich in nächster Zeit weiter erhöhen.
Nase voll von Unkraut und stacheligen Sträuchern
Insoweit bräuchte es in den Augen von Stadtgärtner Ditterich mehr Menschen wie Katja Tröster. Diese kümmert sich als ehrenamtliche Grünpatin seit gut zehn Jahren um ein Pflanzbeet auf öffentlichem Grund vor ihrem Haus in der Eleker Straße. Sie wohnt dort mit ihrer Familie seit 27 Jahren. Und irgendwann, erzählt sie, hatte sie genug vom Zustand des Grünstreifens. "Dort wuchs lauter Unkraut und an den Stacheln der gepflanzten Sträucher kratzten sich die Kinder immer wieder und zerrissen sich die Kleidung."

Sie wandte sich an den damaligen Stadtgärtner Josef Meyer und vereinbarte mit diesem: Wenn die Stadt den Grünstreifen neu bepflanzt, dann würde sie diesen künftig auch pflegen. Seitdem stehen dort unter anderem Taglilien, Katzenminze, Gartensalbei, Fingerstrauch, Fette Henne und verschiedene Gräser. Im Frühjahr blühen Tulpen und einige Wochen später blühen ein paar Pfingstrosen. Der mit etwa 30 Quadratmetern im Vergleich zu anderen solcher Flächen recht große Grünstreifen mit der angepflanzten "Veitshöchheimer Mischung" ist ein farbenfroher Blickfang und kaum vom gepflegten Garten der Familie Tröster zu unterscheiden, der gleich hinter dem vorbeilaufenden Gehweg beginnt.
Grünpatin freut sich über den sichtbaren Unterschied
"Wenn's blüht", sagt Katja Tröster, "sieht das supertoll aus." Sie sei in der Pflanzenpflege allerdings auch "etwas penibel", gibt sie zu. Etwa sechs Mal pro Jahr schneidet sie die Stauden, jätet Unkraut und lockert die Erde. Die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei kämen höchstens zweimal im Jahr dazu, zieht deren Leiter den Vergleich. Der Unterschied ist in der Eleker Straße leicht zu erkennen.
"Die Stadt hätte gar nicht das Personal dazu, öfter jemanden zu schicken", sieht Katja Tröster den Grund dafür, weshalb "ihr" Grünstreifen sich positiv von den allermeisten anderen in der Stadt abhebt. Sie sieht nur Vorteile darin, wenn sie hier selbst etwas Zeit und Arbeitskraft investiert, um den Grünstreifen in Schuss zu halten. "Es sieht einfach schön aus, wenn man heimkommt. Ich freue mich jedes Mal darüber." Es blieben manchmal sogar Passanten stehen und lobten das gepflegte Grün vor ihrem Haus. Manche glaubten sogar, der Streifen gehöre der Familie Tröster, sagt die Gerolzhöferin, für die Gartenarbeit keine Last ist, sondern Freude bereitet. "Das erdet einen."
Planbare Arbeitserleichterung für die Stadtgärtnerei
Neben den Grünpaten, die ihm namentlich bekannt sind, gibt es in der Stadt weitere Anwohner, denen das öffentliche Grün vorm Haus nicht schnuppe ist, weiß der Stadtgärtner. Mal zupfen sie Unkraut, mal gießen sie Blumenkübel oder harken Beete. Er lobt dieses Engagement. Noch lieber wäre es ihm allerdings, diese Einwohner wären offiziell Grünpaten, denn dann könnte er dies bei der Planung des Arbeitseinsatzes seiner Mitarbeiter besser berücksichtigen. Dann wüsste er die betreffenden Grünflächen in guten Händen und müsste seine Leute dort nicht regelmäßig hinschicken. Dies würde der Stadtgärtnerei etwas Luft verschaffen, sich um andere Bereiche intensiver zu kümmern.

Als weiteres gutes Beispiel, wie Anwohner bei der Grünpflege mithelfen, nennt Ditterich den Bereich des früheren Löschweihers in Rügshofen. Dort stehen mittlerweile einige Obstbäume, drumherum wächst eine Blumenwiese. Wenn Nachbar Florian Keller mit seinem Aufsitzrasenmäher den Rasen am eigenen Haus stutzt, dann macht er immer wieder mal einen Abstecher zur öffentlichen Wiese und hält auch diese im Zaum. Zudem pflegt er eine kleine Grünfläche direkt an seinem Grundstück, die ebenfalls öffentlicher Grund ist.
Flickenteppich an kleinen und kleinsten Grünflächen
Es geht aber meistens gar nicht um solche große öffentliche Flächen, berichtet Ditterich. Was ihm zunehmend Bauchweh bereitet, sind die vielen kleinen und kleinsten Grünflächen. Er zeigt ein aktuelles Beispiel: Im neu geteerten Schießwasen, entlang der Stichstraße, die in den Fußweg in Richtung Kriegerdenkmal mündet, ist ein gerade einmal halber Meter breiter Streifen zwischen der neuen Fahrbahndecke und dem angrenzenden Grundstück unbefestigt geblieben. "Solche Streifen und winzige Flächen finden sich überall", sagt der Stadtgärtner.

Er wünscht sich, bei Bauvorhaben, aber auch bei der Gestaltung neuer Baugebiete, öffentliche Grünflächen möglichst so zu gestalten, dass größere Flächen entstehen, die sich leichter pflegen lassen als lauter winzige Flecken, von denen es allein im Baugebiet "Weiße Marter" mehr als genug gibt, wie ein Blick auf eine mit Punkten gesprenkelte Übersichtskarte des Stadtgärtners zeigt. Jeder Punkt bedeutet Pflegeaufwand.
Anwohner kümmert sich um schmalen Streifen
Im Schießwasen ist Anwohner Stephan Jüttner bereit, sich um den Streifen vor seinem Haus selbst zu kümmern. In Absprache mit ihm setzt die Stadtgärtnerei Pflanzen, berichtet der Stadtgärtner, auch um zu verhindern, dass dort am Ende nur ein Hundeklo entsteht. Wenn die Pflanzen die ersten beiden Jahren regelmäßig gegossen werden, dann dürfte sich der Aufwand in den Folgejahren auch deutlich reduzieren, meint Ditterich.
Wenn jemand Grünpatin oder Grünpate wird, dann besteht immer die Möglichkeit, bei der Auswahl der Pflanzen mitzureden, erläutert der Stadtgärtner. Dies gelte auch, wenn die Stadt im Stadtgebiet an Privathäusern Pflanzen zur Fassadenbegrünung setzt. Auf Kosten der Stadt werden dann nicht nur die Pflanzen angeschafft, sondern auch Pflanzlöcher angelegt. Der Hauseigentümer befestigt die Rankhilfen auf eigene Kosten und pflegt in der Folge die Pflanzen – und hilft so auch mit, die Idee der Grünpatenschaft voranzubringen.
Wer Interesse hat, Grünpatin oder Grünpate zu werden, oder hierzu Fragen hat, kann sich bei Stadtgärtner André Ditterich im Stadtbauhof in der Dreimühlenstraße 13b oder unter Tel. (09382) 316101 melden.
Weitere Idee des Stadtgärtners: BaumpatenschaftStadtgärtner André Ditterich möchte neben der Grünpatenschaft in der Stadt auch Baumpaten gewinnen. Seinen Angaben nach wachsen auf städtischem Grund etwa 2800 Einzelbäume sowie weitere 3000 Bäume in 130 Baumgruppen.Baumpaten übernehmen die Aufgabe, unter einem Baum regelmäßig die Erde zu lockern, um die Durchlüftung des Bodens und die Wasseraufnahme zu verbessern. Sie wässern den Baum oder die Bäume vor allem bei großer Hitze und anhaltender Trockenheit oder füllen die am Baumstamm angebrachten Wassersäcke. Zudem entfernen Baumpaten Unrat aus der Baumscheibe. Eine Unterpflanzung des Baums ist nach Rücksprache mit der Stadtgärtnerei möglich. Schnittarbeiten am Baum bleiben grundsätzlich Aufgabe der Stadt.Bislang gibt es bereits die Möglichkeit, Baumpatenschaften in Form einer Spende von 250 Euro für den Kauf eines Baumes zu übernehmen.mim