"Es steht auf Messers Schneide." So beschreibt der Chefarzt des Schweinfurter Impfzentrums, Dr. Markus Hüttl, die aktuelle Lage an den Impfstellen in Stadt und Landkreis Schweinfurt. Seine Corona-Impfteams haben in den vergangenen Tagen mehrfach die Aggressivität und Wut von vergeblich wartenden Impfwilligen zu spüren bekommen. Traurige Spitze der Eskalation war ein Termin des Impfbusses Mitte November in Werneck. Dort hatten aufgebrachte Menschen versucht, den Bus zu stürmen.
Aufgrund der Booster-Impfungen herrscht im Moment großer Andrang an den Impfstellen. Laut Hüttl hatte sich an dem besagten Impftermin in Werneck vor dem Bus eine lange Menschenschlange gebildet. Unter den Wartenden habe es schon vorab Streitigkeiten wegen Drängelei gegeben. Die Situation eskalierte, als am Ende des Impftermins feststand, dass nicht alle in der Schlange geimpft werden können. Zum einen, weil kein Impfstoff mehr da gewesen sei, zum anderen, weil für das Impfteam nach gut 190 Impfungen und ganztägigem Einsatz der Dienst an diesem Tag beendet war. Das hätten einige der Wartenden nicht einsehen wollen. Sie weigerten sich zu gehen und versuchten, in den Bus zu drängen. "Einige Mitarbeiter wurden beschimpft und bedroht", berichtet Hüttl.
Auch vor der Impfstube in der Stadtgalerie war es in zu Beinahe-Übergriffen gekommen. Seit dem 22. November gilt dort wie im Impfzentrum auf dem Volksfestplatz nur noch Impfen nach Terminvereinbarung, um den aktuellen Ansturm auf die Impfangebote und die langen Wartezeiten in den Griff zu bekommen. Diese Änderung war manchen Wartenden wohl nicht bekannt, weshalb es auch hier zu einer bedrohlichen Situation gekommen sei. Menschen seien auf das Personal mit wütenden Blicken und verbal Attacken losgegangen. Eine Mitarbeiterin habe dies so beschrieben: "Das ist, wie wenn eine Wand auf dich zukommt."
Polizei bewacht die Impftermine
Stadt und Landratsamt haben inzwischen reagiert und die Polizei gebeten, die Impftermine stärker zu bewachen. Besonders gegen Ende der Impfzeiten sollen Polizeistreifen nun verstärkt vor Ort Präsenz zeigen. Hüttl unterdessen versucht täglich, seinen Impfteams "Mut und Hoffnung" zu geben, mit Gesprächsrunden oder gemeinsamen Essen. Das sei sehr wichtig für die Motivation. "Meine Leute sind wirklich maximal psychisch belastet."
Auch physisch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Impfzentrums an ihrer Belastungsgrenze. "Ein Team impft 190 Leute und mehr am Tag, obwohl wir nur 100 Impfungen machen müssten", so Hüttl. Danach seien alle wirklich geschafft. Inzwischen hat die Staatsregierung die Aufstockung der Kapazität der im Sommer mangels Nachfrage zurückgefahrenen Impfzentren bis zum Maximum wieder erlaubt. In Schweinfurt sind mittlerweile sieben der zehn Teams wieder im Einsatz. Auf vollen Touren kann laut Hüttl noch nicht gefahren werden, weil das Personal fehlt. "Wir suchen händeringend Leute." Es mangelt nicht nur an administrativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch an medizinischem Support-Personal und an Ärztinnen und Ärzten.
Ein Impfteam besteht aus fünf Mitgliedern. Als im Sommer die Kapazitäten auf drei Teams heruntergefahren wurden, hätten sich natürlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter andere Aufgaben gesucht. Manche seien wieder zurückgekommen, doch die Rekrutierung von Personal sei jetzt schwieriger als während des Lockdowns 2020, wo viele Menschen einen Job gesucht haben. Ziel ist es laut Hüttl, schnellstmöglich wieder auf neun bis zehn Impfteams hochzufahren. Denn: "Wir wollen Vollgas geben."
ImpfangeboteWer sich impfen lassen will, kann sich ab sofort direkt online beim Impfzentrum für seine Erstimpfung, Zweitimpfung und auch Auffrischimpfung anmelden. Zu allen Impfungen sollte nach Möglichkeit der Impfpass mitgebracht werden (bei fehlendem Impfpass wird vor Ort eine entsprechende Bescheinigung ausgestellt). Bei vorherigen Impfungen, die nicht im Impfzentrum Schweinfurt durchgeführt wurden, sollten die Impfbescheinigungen mit QR-Code mitgebracht werden, außerdem ein gültiger Personalausweis, Reisepass oder Führerschein sowie möglichst schon der ausgefüllte Aufklärungsbogen sowie der Anamnesebogen. Beides kann man auf den Seiten des RKI abrufen.Über die Software für die Terminvereinbarung werden Impftermine grundsätzlich immer für die folgenden 7 bis 14 Tage angeboten. Aufgrund der aktuellen Umstrukturierung der Impfkapazitäten und der geschilderten Unsicherheiten bei der Impfstoffversorgung, ändert sich das täglich, weshalb regelmäßig in das Portal geschaut werden sollte, um einsehen zu können, wann der passende Terminzeitraum freigeschaltet ist.Wem eine Online-Terminvereinbarung oder -Registrierung nicht möglich ist, dem steht von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr die Hotline zur Verfügung: Tel. (08 00) 877 28 34 zur Verfügung.Als niederschwelliges Angebot ist weiterhin von Montag bis Mittwoch der Impfbus in Stadt und Landkreis Schweinfurt unterwegs. Die Termine können unter www.landkreis-schweinfurt.de/sofortimpfung abgerufen werden.Quelle: Landratsamt Schweinfurt