Platzt der Traum vom Gewerbepark Conn Barracks? Dass das Gelände der ehemaligen US-Kaserne vor den Toren der Stadt auch anderen Zwecken dienen könnte, ist für Landrat Florian Töpper keinesfalls ein "Gespenst". Ein Teil der im Bundeseigentum befindlichen 200 Hektar großen Fläche ist ja bereits herausgelöst und dem Freistaat Bayern für den Betrieb seines Ankerzentrums zur Verfügung gestellt worden.
Die für 1200 Personen ausgelegte Einrichtung ist angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen aber an ihre Belastungsgrenze angelangt. Im November vergangenen Jahres hatte sie mit über 2000 Menschen eine Auslastung von 175 Prozent.
"Es ist ganz wichtig, das Signal zu setzen, dass wir kaufen", appellierte Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann deshalb eindringlich bei der Jahresversammlung des Zweckverbands im Schweinfurter Rathaus, sich die 90 Hektar Netto-Baufläche für den seit zehn Jahren geplanten Gewerbepark zu sichern. Ansonsten laufe man Gefahr, "dass die Bima damit etwas anderes macht".
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet die Liegenschaften der Bundesrepublik. Ihr gegenüber hatte 2022 der Zweckverband, den Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Gemeinden Niederwerrn und Geldersheim nach Abzug der Amerikaner im Jahr 2014 für die Entwicklung des insgesamt 200 Hektar großen Geländes gegründet haben, zwar seine Kaufabsicht mitgeteilt. Doch das Erstzugriffsrecht auf die Conn Barracks scheint in Gefahr zu sein, weil nach jahrelanger Einigkeit plötzlich Diskussionen über die Umsetzung der Konversion aufgekommen sind.
Geldersheim will den gemeinsamen Kurs nicht mehr mitgehen
Das gemeinsame Ziel der vier Protagonisten war immer, die Konversion komplett in Eigenregie abzuwickeln. Also die Grundstücke zu kaufen, zu erschließen und auch selbst zu vermarkten, um das Heft in der Hand zu haben. Das Areal soll zu einem hochwertigen Ansiedlungsstandort mit Arbeitsplätzen in Zukunftsbranchen entwickelt werden, um damit nachhaltig positive Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region anzustoßen.
Die Gemeinde Geldersheim sieht sich aus finanziellen Gründen nun aber nicht mehr in der Lage, diesen Kurs mitzugehen. Der Gemeinderat hat im März 2023 den Beschluss gefasst, dem Erwerb des Areals ohne Klärung der weiteren Vorgehensweise nicht zuzustimmen. In einem weiteren Beschluss hat sich das Ratsgremium zudem für ein Investorenmodell ausgesprochen, was der Zweckverband bislang abgelehnt hatte.
"Dieser Beschluss muss revidiert werden", sieht Bärmann das gemeinsame Projekt in Gefahr. Niederwerrn werde sich am Kauf des Areals nur beteiligen, wenn auch die Entwicklung in der Hand des Zweckverbands bleibt. "Wenn es an einen Investor geht, sind wir nicht mehr interessiert."
Auch der Landkreis Schweinfurt wäre dann raus. Denn der Einsatz von Kreismitteln sei nur möglich, so Landrat Florian Töpper, wenn die Entwicklung des Gewerbeparks ein politisch gelenkter Prozess ist. Es müsse gesichert sein, dass die Vermarktung des Gebiets zur Wirtschaftsförderung der Region beitrage. Der Kreisentwicklungsausschuss hatte sich im November vergangenen Jahres deshalb einstimmig für die Beibehaltung des eingeschlagenen Kurses ausgesprochen.
Warten auf das Ergebnis des Wertermittlungsverfahrens
Sowohl der Landkreis als auch die Gemeinde Niederwerrn haben Geldersheim finanzielle Unterstützung signalisiert. Landrat Töpper ist optimistisch, dass es genug "Variantenreichtum" und Wege gibt, damit Geldersheim an Bord bleiben kann.
Auch der Schweinfurter Stadtrat hat sich im Dezember 2023 noch einmal zu der vereinbarten Vorgehensweise bekannt. Geld für die Konversion der Conn Barracks wurde im Haushalt 2024 aber nicht eingestellt. Finanzreferentin Anna Barbara Keck erklärte auf Nachfrage in der Verbandsversammlung, dass man erst die Kaufpreisverhandlungen abwarten wolle und dann das Geld in einem Nachtragshaushalt bereitstellen werde.
Apropos Kaufpreis: Nach wie vor gibt es zwar keine konkrete Zahl, was das Gelände kosten wird, doch völlig im Dunkeln tappt der Zweckverband nicht. Geschäftsführer Tobias Blesch verwies auf ein erstes Wertermittlungsverfahren aus dem Jahr 2020. Die Summe sei zwar nicht mehr aktuell, weil kaufpreismindernde Veränderungen wie die Ermittlung der Gebäudeschadstoffe, Entsorgungskosten oder Erschließungsaufwand noch einzukalkulieren sind, aber ein Anhaltspunkt. Aktuell warte man auf die neue Wertermittlung der Bima.
Hausaufgabe für die Gemeinde Geldersheim
Der Gemeinde Geldersheim geht es aber weniger um den Kaufpreis als um die Entwicklungskosten. "Wir können uns nicht über Jahrzehnte jährliche Investitionsbeiträge leisten", verwies Bürgermeister Thomas Hemmerich auf die begrenzten finanziellen Ressourcen seiner kleinen Gemeinde.
"Hier geht's um dreistellige Millionenbeträge", zeigte Oberbürgermeister Sebastian Remelé Verständnis für den Kollegen und mahnte als aktueller Zweckverbandsvorsitzender, diese Diskussion nicht in der Öffentlichkeit zu führen. Nur schweren Herzens gab er der Bitte von Landrat Töpper nach, den beiden anwesenden Vertretern von IHK und Handwerkskammer Rederecht einzuräumen.
Jürgen Bode (IHK) warnte: "Wenn hier keine Einigkeit erzielt wird, gibt's nur einen großen Verlierer – die Wirtschaft in der Region." Und Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul von der Handwerkskammer sagte: "Mit Ihrer Entscheidung tragen Sie Verantwortung für die ganze Region."
Als Hausaufgabe gab OB Remelé den Geldersheimer Vertretern am Ende mit, sich mit ihrer Beschlusslage noch einmal zu befassen und "eigeninitiativ die Dinge klarzustellen".