Potz Blitz und Donnerkeil, das war mal ein richtiger Streit im Stadtrat. Weihnachtsfrieden, besinnliche Stimmung, Glühwein, Plätzchen, Lebkuchen, versöhnliche Worte? Ach was, doch nicht im Schweinfurter Stadtrat, der streitet sich drei Tage vor Heilig Abend wie es die Kesselflicker nicht besser gekonnt hätten.
Da ging sogar der Jahresrückblick des Oberbürgermeisters ein wenig unter, der mit allerlei bunten Bildern im Schnelldurchlauf von Januar bis Dezember zeigte, dass es nicht nur Corona als Thema gab. Sondern vom Eselhaus im Wildpark über die Eröffnung des Kinder- und Jugendtreffs am Bergl bis zur Woche der guten Nachrichten mit LGS-Vertragsunterzeichnung und Carus-Allee-Eröffnung doch ganz viel Positives. Jedenfalls aus Sicht des OB.

Nun, so wirklich angebracht war die Bemerkung von Ordnungsreferent Jan von Lackum nicht, dass das Lesen von Telegram-Gruppen voller Schwurbler und Corona-Leugner "ähnlich schmerzensgeldpflichtig" sei wie einer Stadtratssitzung wie der jüngsten beiwohnen zu müssen, in der die Verwaltung beim Thema Stadttauben angegriffen wurde. Hätte man sich denken können, dass da die gemeinte Person auf die Barrikaden geht, die ohnehin schon auf 180 war, eben wegen der Stadttauben.
Wir hoffen natürlich inständig, dass jetzt ein wenig Weihnachtsfrieden und Besinnlichkeit einzieht, in den heiligen Hallen des Rathauses. Die Kerzen am Weihnachtsbaum anzünden, "Driving home for Christmas" in Dauerschleife auf dem CD-Spieler, ein Glas Glühwein, ein bisschen Weihnachtsgebäck, dann wird das schon wieder.
Labus spendiert Taubenschlag und sucht Standort
Nachdenken kann man dann ja nicht nur darüber, wie sich das persönliche Verhältnis untereinander verbessern lässt. Sondern auch, wie Freie-Wähler-Fraktionschef Stefan Labus zum Retter der Stadttauben wurde: Sein Vorschlag, er lasse in zwei Wochen einen Taubenschlag bauen, den er und andere Sponsoren bezahlen, war mindestens ein ebenso großes potz Blitz und Donnerkeil wert wie der Streit über das Fütterungsverbot.
Eine Antwort bekam Labus im übrigen nicht von der Verwaltung, wo auf dem Martin-Luther-Platz oder einer anderen Fläche in der Innenstadt er seinen schicken neuen Taubenschlag aufstellen könnte. Muss wahrscheinlich erst geprüft werden, am besten durch einen Arbeitskreis. Bis dahin finden die Tauben auf den pandemiebedingt leer gefegten Schweinfurter Straßen allerdings auch weiter nichts zu Fressen. Müssen sie wohl doch auf die Felder fliegen. Eines können wir zumindest garantieren: Wir werden in 14 Tagen unvoreingenommen nachfragen, was aus dem Thema Taubenschlag geworden ist. Versprochen.
Schließen wollen wir mit einer Bemerkung des OB in der jetzt schon als "Kesselflicker-Sitzung" in die Annalen eingehenden jüngsten Zusammenkunft: "Nur Humor rettet einen hier." Dem schließen wir uns als langjährige, tapfere Berichterstatter jeder einzelnen Sitzung des Stadtrates und seiner Ausschüsse nach ungezählten Stunden und Debatten voll umfänglich und aus vollem Herzen an.
In diesem Sinne, liebe Stadträtinnen und Stadträte: Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und wie es Queen Elisabeth in ihrer Weihnachtsansprache 2020 so schön sagte: "Wir sehen uns wieder". Ob im Zeug gibt's oder im realen Leben.