In einer mit neuen Nachrichten nicht gerade üppig gesegneten Ferienwoche sprudelt's dann bisweilen doch einfach so drauflos. Nicht immer unbedingt im positiven Sinn, sondern im konkreten Fall aufgrund eines Schadens an einem Wasserrohr. Diese Erfahrung hat Gerolzhofen – nicht zum ersten Mal – am Pfingstmontagabend machen dürfen.
In der Bahnhofstraße schossen urplötzlich Wasserfontänen aus dem Boden. Diese machten anfangs großen Springbrunnen, wie man sie auf großstädtischen Plätzen findet, durchaus Konkurrenz, wie Augenzeugen glaubhaft versichern. Doch der Wasserspaß hielt nicht lange an, da verwandelten sich die Wasserströme bereits in Rinnsale. Dies machte zwar optisch nicht mehr viel her, zeugte andererseits aber auch davon, dass auf die Truppe des Stadtbauhofs Verlass ist.
Bauhofmitarbeiter flicken das Loch ruckzuck
Denn trotz Feiertag waren diese ruckzuck zur Stelle, um nicht nur das zwei Meter tief im Erdboden versteckte Leck zu orten, sondern die gebrochene Wasserleitung auch gleich zu flicken. Dem örtlichen Bauunternehmen, das seine Mitarbeiter ebenfalls aus dem verlängerten Wochenende zusammentrommelt hat, gilt ebenso der Dank der Allgemeinheit. Ohne diese Arbeiter wäre die Straße nicht so schnell aufgebaggert gewesen und die Bauhofmitarbeiter hätten die Leitung nicht abdichten können.
Diese Form der Schadensbeseitigung funktioniert also tadellos – vielleicht auch dank des seit Jahren anhaltenden Trainings beim Flicken maroder Wasserrohre in der Stadt. Ebenso zuverlässig und auffällig präsentierte sich in den folgenden Tagen in der für den Verkehr gesperrten Bahnhofstraße das Wesen des deutschen Autofahrers und – hier befinden sich die Geschlechter tatsächlich auf Augenhöhe – seines weiblichen Pendants.
Verkehrszeichen gelten nur für andere
Denn grundsätzlicher Bestandteil von deren Fahrkultur und Verständnis von Fortbewegung ("Freie Fahrt für freie Bürger!") scheint die Auffassung zu sein, dass Warnbarken auf der Fahrbahn, verbunden mit diesem lustigen Verkehrszeichen, das einen rot umrandeten weißen Kreis zeigt, vielleicht für alle anderen Verkehrsteilnehmer irgendeine Bedeutung haben mag – doch ganz bestimmt nicht für einen selbst.
Also besteht erstmal kein erfindlicher Hinderungsgrund, in solchen Fällen mit dem Auto die Absperrung gekonnt zu umfahren. Im zweiten Schritt geht es dann darum, direkt vor der Straßenbaustelle nach mehrmaligen Versuchen, das Hindernis doch irgendwie zu umrunden, verwundert festzustellen: Mist, geht doch nicht! Nach umständlichen und schweißtreibenden Wenden in zehn Zügen wird dann mit erhöhtem Puls der Rückzug angetreten.
Weiße-Turm-Straße lädt ein zur Feldforschung
Wer dieses Verhalten von Verkehrsteilnehmern in freier Wildbahn mit eigenen Augen beobachten möchte, dem sei aktuell die Weiße-Turm-Straße in Gerolzhofen empfohlen. Geeignete Zeiträume zur Feldforschung finden sich dort quasi an jedem Wochentag. Denn dort stehen wegen eines in die Fahrbahn ragenden Gerüsts ebenfalls diese lustigen Warnbarken auf der Straße, um Autofahrer und -fahrerinnen zum, nennen wir es sportlichen Wettkampf gegen die unerbittliche Realität herauszufordern.
Eine eigene Wettkampf-Klasse für Fortgeschrittene hat sich an diesem Verkehrshindernis übrigens für Lastwagenfahrer etabliert. Diese Profis am Steuer ignorieren die Durchfahrt-Verboten-Schilder am Eingang zur Weiße-Turm-Straße ebenso gekonnt wie ihre Sportsfreunde in der leichteren Wettkampf-Klasse. Was sie eint, ist der unerschöpfliche Eifer, sich mit den auf der Fahrbahn stehenden Hindernissen zu messen – immer und immer wieder. Und sei es aus Prinzip.