Der Geruch nach gebrannten Mandeln, hell erleuchtete Buden, Weihnachtsmusik und dazu die Finger um eine dampfende Tasse Glühwein schlingen – das gehört für viele zu einem Weihnachtsmarktbesuch einfach dazu. Auch auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt klammern sich bereits nachmittags einige Besucherinnen und Besucher an den ersten Tassen Glühwein des Tages fest.
Die Preistafeln im Hintergrund lassen jedoch erahnen, dass die ein oder andere Tasse vielleicht nicht mehr ganz so unbeschwert gekauft wurde wie in den Jahren zuvor. 3,50 Euro für einen normalen Standardglühwein, 4 Euro für speziellere Sorten wie Heidelbeer-, Kirsch- oder Bratapfelglühwein müssen die Schweinfurterinnen und Schweinfurter in diesem Jahr berappen, mehr als in den vergangenen Jahren.
Preis für Standardglühwein stieg um 50 Cent gegenüber 2019
Denn wie bei vielen anderen Weihnachtsmärkten machen die allgemein steigenden Preise auch vor Schweinfurt nicht Halt. Preise wie 2019, als eine Tasse normaler roter Glühwein an den meisten Ständen noch drei Euro kostete, sucht man heuer vergebens. Von drei Euro auf 3,50 Euro – das bedeutet eine Preissteigerung von 17 Prozent.
"Ja, wir mussten unsere Preise leider auch ein bisschen erhöhen", sagt Curly-Sue Distel, Betreiberin des Glühweinstands "Elchhütte". 3,50 Euro statt wie bisher drei Euro kostet der Winzerglühwein jetzt. "Wir haben versucht die Preise so niedrig wie möglich zu halten und nur das, was wirklich nötig war, also das, was an den Produkten wirklich teurer geworden ist, zu erhöhen", sagt sie. Beschwert hätte sich aus der Kundschaft bisher zum Glück noch niemand. "Alles wird teurer, davon sind wir leider nicht ausgenommen. Mein Eindruck ist, dass die Leute dafür großes Verständnis haben", sagt Distel.

Grund für die erhöhten Glühweinpreise seien unter anderem der gestiegene Mindestlohn aber auch Preiserhöhungen bei den Händlerinnen und Händlern. "25 Prozent Preissteigerungen im Einkauf plus die 20 Prozent Steigerung beim Mindestlohn – klar, musste ich auch erhöhen. Es ist ja alles querbeet teurer geworden, das muss ich natürlich hier umsetzen sonst gehe ich am Ende leer aus", sagt Peter Wehner von "Rückerts Glühweinhäusle". Da er keinen klassischen Glühwein sondern regionale Beerenglühweine verkauft, kostet eine Tasse bei ihm in diesem Jahr vier Euro und damit ebenfalls 50 Cent mehr als noch im Jahr vor der Pandemie.
Ungewisse Kosten sorgen bei den Verkäuferinnen und Verkäufern für Unsicherheit
"Der Kunde schaut schon auf den Preis. Das Geld sitzt einfach nicht mehr so locker. Früher wurden auch mal drei Glühwein getrunken, heute vielleicht nur noch zwei", sagt Wehner. Seit sechs Jahren verkauft er Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Er beobachte oft, wie Besucherinnen und Besucher an den Ständen vorbeilaufen und die Preise vergleichen. "Man merkt schon die Verteuerung", sagt er. Den Preis für den Kinderpunsch habe er aber auch in diesem Jahr bei drei Euro wie vor der Pandemie belassen. "Das ist für mich eine soziale Sache, man muss ja nicht den aller letzten Cent rauspressen", meint er.

An der Glühweinpyramide der Familien Bergmann und Dölle kosten 0,2 Liter Christkindl-Glühwein heuer mit 3,50 Euro ebenfalls 50 Cent mehr als noch 2019, der alkoholfreie Punsch stieg von 2,50 Euro auf drei Euro. "Eigentlich wollten wir nicht erhöhen, aber jeder einzelne Lieferant ist wirklich eine ganze Ecke teurer geworden", sagt Betreiberin Heidi Bergmann.
Ob die aktuellen Preise die Kosten decken, müsse sich erst noch zeigen. So wüsste sie beispielsweise noch nicht, wie hoch die Stromrechnung für die Pyramide in diesem Jahr ausfalle. "Man lebt immer in einer gewissen Unsicherheit. Bilanz wird am Ende der Saison gezogen, dann sehen wir schon wie es ausgeht. Zur Not müssen wir eben nächstes Jahr nachlegen", sagt sie.
Schweinfurterinnen und Schweinfurter zeigen Verständnis
Unter den Schweinfurterinnen und Schweinfurtern scheinen die Preiserhöhungen auf Verständnis zu stoßen. "Klar habe ich gemerkt, dass die Preise angezogen haben, aber ich hatte es mir ehrlich gesagt noch schlimmer vorgestellt. Man hat ja damit gerechnet", sagt Nadja Knorr. Ihr seien vielmehr die hohen Preise für Essen auf dem Weihnachtsmarkt aufgefallen. Gerade mit Kindern käme da schnell einiges zusammen, meint sie.

"Ehrlich gesagt: Ich kann das verstehen", sagt Elke Räder. Schön sei es für den eigenen Geldbeutel zwar nicht, dafür aber ein Stück weit Solidarität gegenüber den Verkäuferinnen und Verkäufern, meint sie. "In Schweinfurt geht gerade ein Geschäft nach dem anderen kaputt, weil es sich nicht mehr rentiert. Wenn sich die Preise für die Stände nicht mehr rentieren, dann sterben die Weihnachtsmärkte auch", sagt sie.
Trotzdem könnten die 50 Cent mehr pro Tasse gerade älteren Menschen oder Studierenden weh tun, meint eine ältere Besucherin des Weihnachtsmarktes, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Es gibt viele, die nur wenig Rente kriegen, die merken das schon, die müssen jetzt sparen", sagt sie. Da müsse heuer vielleicht auch mal eine Tasse Glühwein reichen.