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Grafenrheinfeld: Grafenrheinfeld: Warum der Naturbadesee heuer gesperrt ist

Grafenrheinfeld

Grafenrheinfeld: Warum der Naturbadesee heuer gesperrt ist

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    Der Naturbadesee in Grafenrheinfeld ist gesperrt.
    Der Naturbadesee in Grafenrheinfeld ist gesperrt. Foto: Susanne Wiedemann

    "Aufgrund der aktuellen Sicherheits- und Aufsichtsvorschriften können wir den Badesee in dieser Saison voraussichtlich nicht öffnen", steht auf einer Bekanntmachung der Gemeinde Grafenrheinfeld am Eingang zum Naturbadesee. Die Entscheidung sei sehr schwer gefallen, sagt Grafenrheinfelds Bürgermeister Christian Keller. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht."  

    Viele Bürgerinnen und Bürger hätten im Rathaus und bei vielen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und auch bei ihm nachgefragt, wann der Badesee geöffnet wird, sagt Keller. Die Gründe: Sicherheits-und Aufsichtsvorschriften. Und die damit verbundene  Verantwortung. Und auch Corona spielte eine Rolle bei der Entscheidung. Aktuelle Hygienevorschriften müssten zum Beispiel kontrolliert werden. 

    Was den Naturbadesee Grafenrheinfeld von anderen Seen unterscheidet

    Auf der Internet-Seite der Gemeinde und auf seiner Facebook-Seite hat Keller versucht, das zu erklären. Der Rafelder Naturbadesee  unterscheide sich nämlich rechtlich gesehen von vielen anderen Seen aber insbesondere dadurch, dass die Badeanlage abgesperrt ist und somit nicht vollumfänglich öffentlich zugänglich. Dies führe rechtlich zu völlig anderen Sicherheits- und Aufsichtsvorschriften als bei frei zugänglichen Gewässern. Dazu kommt ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) aus dem Jahr 2017. Es ging dabei um einen Unfall eines Mädchens, das sich in einem kommunalen Freibad unter Wasser mit dem Arm an einer Boje verfangen hatte. Das Mädchen wurde gerettet, trug aber massive Hirnschäden davon.  Der BGH verlangt in dem Urteil, dass Gemeinden im Falle eines Unfalles nachweisen müssen, dass sie alles für die Sicherheit getan haben. Stege und Badeinseln müssen außerdem so gestaltet sein, dass niemand darunter tauchen kann. Deswegen wurden Insel und Steg schon vor einiger Zeit gesperrt, so Keller. 

    Hohe Anforderungen an die Sicherheit

    Besonders viel Sicherheit werden von Anlagen wie dem Grafenrheinfelder Naturbadesee erwartet, so Keller. Warum? Die Gerichte gehen davon aus, dass Besucherinnen und Besucher bei einem eingezäunten  Gelände mit Anlagen wie Duschen und Toiletten, Kiosken, Badestegen und Schwimminseln davon ausgehen, dass die Sicherheit gewährleistet sei. Es sei auch eine Badeaufsicht erforderlich.

    Bis dieses Urteil bundesweite Wellen schlug, dauerte es ein bisschen. 2019 nahm die Zeitschrift Kommunal das Thema auf. 2019 habe sich der Gemeinderat, so Keller, unmittelbar des Themas angenommen und eine Sicherheitsprüfung in Auftrag gegeben. Man habe sich dagegen entschieden, "rumzustupseln", zum Beispiel den Steg erstmal nach  den neuesten Vorschriften herzurichten, um heuer vielleicht doch öffnen zu können. "Lieber gescheit machen", sagt Keller. Der Gemeinderat wolle den See auch entwickeln – aber so, dass die Sicherheit der Badegäste gewährleistet ist. Dafür brauche es Zeit.  Und die wolle man sich nehmen. 

    Keller: Entscheidung ist schwer gefallen

    "Und ich glaube, dass jeder, der mich kennt, weiß, wie verdammt schwer es mir gefallen ist, diesen Schritt zu gehen und Kindern und Familien dieses Angebot heuer nicht machen zu können", hat Keller in seinem facebook-profil gepostet. Nicht jeden konnte er mit seinen Argumenten überzeugen, aber es gibt auch Zustimmung für die Entscheidung. Nicht jeder Vorschlag in der Diskussion ist hilfreich, wie "mach halt den Zaun weg ", sagt Keller. Die Gemeinde sei trotzdem genau so stark in der Haftung, weil sich nach juristischer Auffassung die Besucherinnen und Besucherinnen quasi erstmal an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Situation jetzt eine andere sei.  

    Der Naturbadesee in Grafenrheinfeld bleibt diese Saison geschlossen. 
    Der Naturbadesee in Grafenrheinfeld bleibt diese Saison geschlossen.  Foto: Susanne Wiedemann

    Keller zeigt die emotionale Diskussion vor allem eines: "Die Leute hängen an dem See." Das sei jetzt richtig bewusst geworden. "Mir ist klar, was der See für einen Stellenwert hat." Er bittet alle , die hier gern geplanscht haben, um etwas Geduld und Verständnis für die Lage der Gemeinde. Der See wird auf jeden Fall wieder aufmachen, sagt er.  "Das ist so ein herrliches Gelände." Wer in Grafenrheinfeld bleiben möchte, um sich ein bisschen abzukühlen, kann ja diesen Sommer zum Tasch-See. Oder an den Schweinfurter Baggersee. Und sich auf ein Wiedersehen mit dem Rafelder Naturbadesee im nächsten Jahr freuen.  

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