Es ist ein heißer Nachmittag, als sich die Schüler der Klasse 5b der Mittelschule Bergrheinfeld auf dem Pausenhof versammeln. Der Nachmittagsunterricht entfällt. Stattdessen erklärt Philipp Katzenberger ihnen den Umgang mit Sprühdosen.
Der 35-jährige Künstler übernimmt zwei Tage lang die Klasse und führt sie in die Welt des Graffiti und der Streetart ein. Auf zwei mitgebrachten Leinwänden sollen Bilder für den Aufenthaltsraum der Schule gestaltet werden. Am zweiten Tag werden die Wände des Ruheraums, ein Snozzleraum, in dem die Schüler sich in der Mittagspause ausruhen können, verziert.
Was wie ein netter Zeitvertreib für den Nachmittag klingt, verfolgt diverse pädagogische Zwecke. Angestoßen wurde das Projekt durch die Jugendsozialarbeiterin des Landratsamtes Schweinfurt, Christina Gosinski-Stühler, und läuft unter dem Namen „Partizipation im Gemeinwesen“. Sowohl die Gemeinde Bergrheinfeld, als auch die Regierung Unterfranken zeigten sich kooperationsbereit und stellten Mittel zur Verfügung.
Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, Räume der Schule selbstständig zu gestalten. Dadurch soll eine Identifikation mit der Schule und dem Klassenzimmer sowie eine Wertschätzung für die Räume und die Schulumgebung entstehen.
Außerdem dient das Projekt als Vandalismusprävention. Die Schüler werden auf die gesetzliche Lage aufmerksam gemacht. Gleichzeitig wird ihnen Raum geboten, sich legal gestalterisch zu betätigen. Auf lange Sicht sollen Schüler dazu bewegt werden sich, in ihrem persönlichen, öffentlichen Räumen zu beteiligen, indem sie beispielsweise Jugendhäuser oder Spielplätze mitgestalten.
Des Weiteren werden demokratische Prozesse eingeübt und spielerisch verdeutlicht. Noch vor dem Beginn des Projekts fertigte jeder Schüler Skizzen an. Im Klassenverband wurde dann abgestimmt, was allen Schülern gefallen könnte. Die beliebtesten Entwürfe wurden schließlich umgesetzt.
Die Zusammenarbeit mit der Mittelschule Bergrheinfeld gilt als Pilotprojekt. Die rechtlichen und bürokratischen Hürden sind allerdings groß. So müssen erst einmal Flächen gefunden werden, an denen die Schüler sich ausleben dürfen. Und es müssen finanzielle Mittel für Farben und Leinwände bereitgestellt werden.
Für das Pilotprojekt stellen die Mittelschule Bergrheinfeld, die Gemeinde Bergrheinfeld, das Landratsamt Schweinfurt und die Regierung Unterfranken Mittel bereit. So entsteht Hoffnung, dass die Jugendsozialarbeit auch an anderen Schulen vorangebracht werden kann.