Vor 25 Jahren wurde das Gründerzentrum GRIBS eröffnet. Die Abkürzung steht für „Gründer-, Innovations- und Beratungszentrum Schweinfurt“. Damals wollten die Stadt und der Landkreis Schweinfurt zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt junge Unternehmen unterstützen. Bis heute kamen mehr als 1000 Gründer zur Erstberatung. Auch Veranstaltungen und Seminare für Existenzgründer bietet die Beratungsstelle an. Seit der Eröffnung haben 82 junge Unternehmen ein Büro im GRIBS gemietet.
Nicht Blick zurück, sondern Blick nach vorn
Wenn Institutionen ein Jubiläum feiern, blicken sie oft auf ihre Vergangenheit zurück. Das GRIBS tickt anders und widmete den Abend der Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schweinfurt. "Hier entwickelt sich gerade eine relativ breite Szene mit einem guten Netzwerk", sagt Geschäftsführer Reinhold Karl über die Start-Ups der Region. Diese Szene sei schon lange da, belebe sich im Moment aber nachhaltig.

Digitalisierung und Elektromobilität sind zwei große Themen, die auch die regionale Wirtschaft prägen. Welche Chancen sich daraus für ZF Friedrichshafen ergeben, machte der technische Leiter des Standorts Schweinfurt deutlich. Mario Lory sieht in den Veränderungen der Arbeitswelt die Möglichkeit die eigene Wandlungsfähigkeit zu beweisen. Auch der Automobilzulieferer verändere sich stetig, da die Politik die Elektromobilität weiter vorantreibe. "Die Industrie ist auf clevere Partner angewiesen und neue Ideen sind gefragt", so Lory. Für Gründer sei das eine große Chance.
Anschließend wurde diskutiert, welche Anforderungen junge Unternehmen und der Mittelstand an den Standort Schweinfurt haben. Die IHK-Vizepräsidentin Caroline Trips hielt ein Plädoyer für die Region: "Wir sind gut. Aber wir müssen lernen, besser darüber zu sprechen", sagte sie. Die Attraktivität der Region muss für Arbeitnehmer gesteigert werden. "Was nützen Firmen und Start-Ups, wenn sie keine Mitarbeiter finden?"

Auch Robert Mock, Geschäftsführer von Innosent, sieht im Fachkräftemangel die größte Herausforderung der kommenden Jahre. Der Unternehmer entwickelt Radarsensorik und ist auf Ingenieure angewiesen. "Die Absolventen haben heute meistens schon einen Vertrag, bevor sie die Hochschule abgeschlossen haben", sagt er. Es sei nicht nur wichtig Studenten für ein Studium in Schweinfurt zu gewinnen, sondern sie auch hier zu halten. Die Konkurrenz der Regionen um Fachkräfte nehme deutlich zu. Sebastian Vey stimmte dem zu und betonte, dass dafür auch die Wohnungspreise in Schweinfurt stabil gehalten werden müssen. "Gegenüber Würzburg könnte das ein Vorteil sein", sagte der Jungunternehmer des IT-Dienstleisters DRAI Consult.
Dazu will auch Robert Grebner beitragen. Der Präsident der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) möchte "nicht nur Studenten aus dem Schweinfurter Umland gewinnen". Er wird den Umkreis auf bis zu 300 Kilometer erhöhen, um auf die Studiengänge der FHWS aufmerksam zu machen. Auch eine Professur für Entrepreneurship, also für Unternehmensgründung, werde bald in Schweinfurt geschaffen. Grebner versteht die Fachhochschule nicht nur als Kaderschmiede für große Konzerne, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen.
Bildungsregion Schweinfurt gemeinsam fördern
Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte, dass die Stadt Schweinfurt und der Landkreis "Seite an Seite stehen, wenn es darum geht, die Bildungsregion Schweinfurt zu fördern". Von Projekten für junge Forscher in Kindertagesstätten bis zu Studenten an der Hochschule entwickle sich in dieser Hinsicht einiges. Konkurrenz belebe zwar das Geschäft, "aber in solchen wichtigen Zukunftsfeldern können wir nur gemeinsam wirken", so Remelé. Landrat Florian Töpper pflichtet dem bei und hebt die Stärken des ländlichen Raums hervor. "Eine lebendige Gründerszene muss nicht zwangsläufig mit Urbanität einhergehen", sagte Töpper. Der Landkreis bietet Flächen für die Entfaltung von Unternehmen.