Am 11. April 1945 marschierten die Amerikaner in der Stadt ein. Der Zweite Weltkrieg war damit in Schweinfurt vorbei. Im dritten Jahr erinnerten die Betreiber des nun „Deutsches Bunkermuseum Schweinfurt“ genannten Hochbunkers A 8 daran. Die Resonanz war an den beiden Wochenendtagen gut, wenngleich es im Vorfeld und auch vor Ort einige kritische Stimmen gab.
Das so genannte Gedenkwochenende im Hochbunker, den der Volksmund noch immer Fichtel- und Sachs-Bunker nennt, stand unter der Schirmherrschaft von OB Sebastian Remelé. Wie die Jahre zuvor gab es eine Mischung aus Ausstellung und Vorträgen. Zahlreiche Besucher kamen trotz des prima Wetters „einfach nur aus Neugierde“, die Kinder im Schlepptau. „Geschichtsunterricht der besonderen Art“, meinte ein Vater.
Austellung „Schweinfurt im Luftkrieg“ nun eine Dauerleihgabe der Stadt
Die Ausstellung „Schweinfurt im Luftkrieg 1943-1945“ ist fester Bestandteil. Sie war Ende 2013 im Rathaus zum 70. Jahrestag des zweiten großen Luftangriffs auf die Stadt erstmals gezeigt worden und ist nun Dauerleihgabe der Stadt. Petra und Nils Brennecke haben das Museum weiter ausgebaut, wozu viele ihnen zur Verfügung gestellte historische Dokumente beitrugen.
Neben dem Thema Luftschutz spielt der Kalte Krieg eine große Rolle. Viele der deutschen Bunker waren wegen der atomaren Bedrohung in den 1980er Jahren deshalb ausgebaut worden.
Zu sehen war wieder der Zeitzeugenfilm. Auch im Museum selbst ist in „Zellen“, wie die Räume heißen, das Wiedersehen beispielsweise von Paula Marx (Jahrgang 1929), Hanni Eusemann (1924) oder Elfriede Ziegler (1932) mit „ihrem“ Bunker auf Fotos dokumentiert.
Ein Museum war beim Kauf des Bunkers nicht geplant
Nils Brennecke bot dieses Mal keine Führungen an, sondern informierte in sich wiederholenden Vorträgen über die Hintergründe zum Erwerb und die Geschichte des Bunkers. Das half den Besuchern auf ihrem späteren Rundgang durch die mittlerweile zwei Museums-Stockwerke. Die Eheleute haben den 1941 gebauten Bunker vor drei Jahren gekauft, zuvorderst mit dem noch nicht aufgegebenen Ziel, eine Penthouse-Wohnung oben drauf zu setzen. Ein Museum zu schaffen, sei nicht beabsichtigt gewesen, zumal „ich kein Freund von Kriegsdevotionalen bin“, sagte Brennecke bei einem Vortrag am Sonntag.
Aber: Mangels Informationen zum Thema Luftschutz habe er eine Art Bunkerstudium begonnen, immer tiefer recherchiert, viele Bunker besucht, mit dem nun vorliegenden Ergebnis eines Bunkermuseums. Rund 130 000 Euro haben die Eheleute bisher investiert und, weil mittlerweile größte Ausstellung zum Thema, sich den Titel Deutsches Bunkermuseum Schweinfurt patentieren lassen.
Brennecke schilderte die Gründe für den befohlenen Bau von deutschlandweit 3000 Bunkern. In der Kugellagerstadt waren es 13. Zehn stehen noch, einer auf FAG-Gelände und neun sind in Privathand. Kritisch ging der Museumsleiter einmal mehr mit der Entscheidung um, 500 Bunker atomsicher umzubauen. Diese Millionen-Investition hätte sich die Bundesregierung sparen können, weil das hermetische Absichern nicht möglich ist. Er führte dazu Beispiele an „seinem“ 1983 „atomsicher“ umgebauten Bunker an.
Kritik am Bacon Bomber, Bomber Blond Bier und Friedensschwein in Uniform Erneut meldete sich eine Oberndorferin, die mit ihrer Familie im Bunker überlebte. Brennecke nutzte das zum spontanen Appell an Zeitzeugen, ihm über im Bunker Geborene zu berichten. Seinen lockeren Zungenschlag begründete der Betreiber so: Er sehe den Bunker als „positiven Ort, der Leute schützte und Überleben ermöglichte“.
Draußen waren historische US-Army-Fahrzeuge von Sammlern zu sehen. Die Bewirtung oblag dem „Bacon Bomber“, was im Vorfeld in Mails an diese Redaktion und an Brennecke, wie er einräumte, kritisiert wurde. Der Betreiber sah das unter Hinweis auf die Rosinenbomber, die wie die Bunker Leben gerettet hätten, weniger kritisch.
Auch der Kritik am uniformierten, neu geschaffenen Friedensschwein konnte Brennecke wenig abgewinnen, zumal das Schwein wegen der absichtlich nicht korrekten Uniformierung als Satire zu erkennen sein müsse. Nicht alle, die in die Ernst-Sachs-Straße kamen, wurden auch zu Besuchern. Ein Ehepaar mit zwei Kindern etwa wunderte sich über den auf den Plakaten nicht kommunizierten Eintrittspreis (8 Euro, Kinder die Hälfte) für eine als Gedenk-Wochenende angekündigte Veranstaltung.
Sie verzichteten. Kritische Meinungen gab es auch zum angebotenen „Bunker Blond“, einem 0,33 Liter Pils. Abgebildet ist auf dem Etikett eine blonde deutsche Frau.