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Schweinfurt: Großdemo in Schweinfurt: Rund 1000 Menschen wollen "den grünen Wahnsinn stoppen"

Schweinfurt

Großdemo in Schweinfurt: Rund 1000 Menschen wollen "den grünen Wahnsinn stoppen"

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    Rund 1000 Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Schweinfurter Marktplatz gegen die aktuelle Politik. Vertreten waren viele bekannte Gesichter aus dem Querdenker- und Verschwörungs-Milieu.
    Rund 1000 Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Schweinfurter Marktplatz gegen die aktuelle Politik. Vertreten waren viele bekannte Gesichter aus dem Querdenker- und Verschwörungs-Milieu. Foto: Ivana Biscan

    Der Andrang ist groß. Wer am Sonntagmittag den Mainkai in Schweinfurt entlangspaziert, trifft hier auf der Street-Food-Meile hunderte Menschen, die bei sonnigen 17 Grad mexikanische Burritos und andere kulinarische Leckerbissen genießen. Viel Essen bei sichtlich zufriedener Miene. Weitaus unzufriedener geht es dagegen keine 400 Meter weiter zeitgleich auf dem Schweinfurter Marktplatz zu. Dort findet eine Großdemonstration statt unter dem Motto "Franken steht zusammen! Mittelstand retten – Grünen Wahnsinn stoppen!"

    Es sind doppelt so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer als erwartet wurden. Rund 1000 Menschen haben sich nach Angaben der Polizei auf dem Marktplatz versammelt, um gegen "grünen Wahnsinn" und die "sozialistische Einheitspartei Deutschlands" zu demonstrieren. Neben einer mobilen Bühne samt Lautsprecheranlage waren mehrere regierungskritische Infostände, ein Fahrzeug des österreichischen rechtsalternativen Nachrichtensenders AUF 1 sowie Parteistände der AfD und der Basis aufgebaut.

    Organisiert hatte die Veranstaltung eine Gruppe aus dem örtlichen Querdenker- und Verschwörungs-Milieu, die auch mehrere prominente Redner aus der Szene sowie den Brandenburgischen AfD-Landtagsabgeordneten Lars Hünich und den unterfränkischen AfD-Spitzenkandidaten Richard Graupner zur Kundgebung eingeladen hatte.

    "Wir sind eingeladen worden zu unser Überraschung und auch zu unserer Freude", sagt Graupner, der in der Vergangenheit bisweilen getrennt von derartigen Protestveranstaltungen aufgetreten ist. Der Schweinfurter gilt als Sympathisant des rechtsnationalen AfD-Lagers, ist Anhänger des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke.

    Redner hetzen gegen Politik und Regierung

    Ebenfalls eingeladen und als Redner aufgetreten ist der Berliner Mediziner und Corona-Kritiker Paul Brandenburg. Während der Pandemie bezeichnete der Mediziner Mitglieder der Bundesregierung mehrmals als "Faschisten" und erklärte in Videos, wie sich ein Impfpass fälschen lässt.

    Lautstark bekundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demo auf dem Marktplatz ihre Querdenker-Meinung.
    Lautstark bekundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demo auf dem Marktplatz ihre Querdenker-Meinung. Foto: Ivana Biscan

    In seiner Rede auf dem Schweinfurter Marktplatz hetzt Brandenburg über Politikerinnen und Politiker aus der Bundes- und Landesregierung und bezeichnet diese unter anderem als "korrupte Verbrecher". Die Menge applaudiert. "Der Feind steht über uns in München und in Berlin", sagt Brandenburg und erntet erneut tosenden Applaus sowie Zustimmung seitens der Besucherinnen und Besucher. Viele von ihnen sind aus verschiedenen Teilen Deutschlands angereist.

    Auch Anhänger des Dritten Wegs sind zur Kundgebung erschienen und verteilen Flyer der rechtsextremistischen Kleinstpartei, die ihr Parteibüro im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf eingerichtet hat. Nach mehreren Redebeiträgen, unter anderem auch vom brandenburgischen AfD-Abgeordneten Lars Hünich, marschiert die Menge los. Mit Plakaten und Transparenten geht es durch die Stadt. Vorneweg fahren Traktoren.

    Keine Gegendemonstrationen

    Wer an diesem Sonntag auf dem Marktplatz in Schweinfurt nach Widerspruch sucht, tut sich schwer. Laut der Stadt Schweinfurt waren im Vorfeld keine Gegendemonstrationen zu der Veranstaltung angemeldet worden. Zum Ende der Demonstration findet sich der Einspruch dann aber doch noch.

    Kerstin Krammer-Kneissl ist zusammen mit ihrer Familie aus Gerolzhofen nach Schweinfurt gekommen, um sich ein Bild von der Demonstration zu machen. "Ich habe versucht zuzuhören und mit einigen zu reden", sagt sie. Krammer-Kneissl ist Kommunalpolitikerin der Grünen im Stadtrat in Gerolzhofen und nimmt normalerweise regelmäßig an Gegendemonstrationen teil. Aufgrund des laufenden Wahlkampfes sei es Bayern derzeit aber schwer, Kapazitäten dafür aufzubringen. "Ich würde mir wünschen, dass andere Demokraten sehen, welche Gefahr da gerade heranwächst."

    Als Gefahr sieht sich Stefan Hähnlein, Anmelder der Demonstration, nicht. "Es ist friedlich und es bleibt auch friedlich", sagt er. Den Medien und dieser Redaktion unterstellt Hähnlein unter anderem, falsche Informationen zu verbreiten und die Demonstrantinnen und Demonstranten bewusst in ein schlechtes Licht zu rücken. Für ihn steht fest: "Die Regierung muss weg."

    Polizei mit Ablauf zufrieden

    Das Polizeipräsidium von Unterfranken zieht trotz der höheren Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine positive Bilanz. "Wir hatten vereinzelte Personalfeststellungen wegen des Anfangsverdachts von Beleidigungsdelikten", sagt Pressesprecher Martin Kuhn. Insgesamt sei die Veranstaltung aber friedlich verlaufen. "Wir sind mit einem angemessenen Einsatzkonzept und dem Ablauf zufrieden." Ein Vertreter oder eine Vertreterin der Stadt Schweinfurt war für eine Stellungnahme an diesem Tag nicht mehr zu erreichen.

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