Es war ein längerer, stellenweise steiniger Weg bis zum Baugebiet "Am Nützelbach II" in Gerolzhofen. Nicht nur wegen der Keltenstraße, deren Bau als Zufahrtsstraße sich verzögerte und erst vor vier Wochen für den Verkehr freigegeben wurde - und sie somit als letztes Kapitel in der Entstehungsgeschichte exemplarisch für die etwas schwere Geburt stand.
Nachdem alle Erschließungsarbeiten abgeschlossen sind, konnte die Stadt nun endlich die ersehnte Einweihung feiern. Dazu hatte sie Bauherrn, Anwohner und Familien, Vertreter von Firmen und Behörden sowie weitere Verantwortliche am Dienstag eingeladen, gemeinsam auf die Umsetzung anzustoßen. Nicht fehlen durfte der symbolische Akt: Zusammen mit Landrat Florian Töpper und weiteren Helfern schnitt Bürgermeister Thorsten Wozniak das in der Straße Arlesgarten gespannte Band als sichtbares Zeichen der Eröffnung durch.
Fast alle Baugrundstücke verkauft oder reserviert
Besonders freute den Bürgermeister, dass fast alle 41 Baugrundstücke für Mehrfamilien-, Reihen- und Einfamilienhäuser verkauft oder reserviert sind. Entstanden sind laut Wozniak auf dem 4,5 Hektar großen Areal 780 Meter Straßen und Wege, 1100 Meter Wasserleitungen, 920 Meter Abwasserkanäle und 650 Meter Regenwasserkanäle sowie ein Regenrückhaltebecken.
Gerolzhofen sei ein attraktiver Wohn- und Familienstandort, stellte er fest. Wozniak dankte besonders den Anliegerinnen und Anliegern für deren Geduld und Verständnis, außerdem allen an der Realisierung Beteiligten für das gute Zusammenwirken - "trotz großer Hürden".

In der Tat war es eine zähe Angelegenheit bis zur Eröffnung. Erste Überlegungen, neues Bauland südlich des Nützelbachs am südlichen Stadtrand zu schaffen, stammen bereits aus den 1990er Jahren. Darauf wies er in seiner Rede hin.
Konkreter wurden die Pläne für das neue Baugebiet erst ab 2013, als die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen wurde. Eine Unterschriftensammlung gegen eine befürchtete "Trabantensiedlung" und ein Wohngebiet weit entfernt von der Innenstadt blieb erfolglos.

Es war nicht der einzige Widerstand im Laufe der Zeit. Hauchdünn scheiterte am 28. April 2019 ein Bürgerentscheid, übrigens der erste in der Stadtgeschichte, der das Baugebiet verhindern wollte. Der wurde zwar mit 1117 Ja-Stimmen (53,7 Prozent) bei 964 Nein-Voten gewonnen, aber es fehlten drei Stimmen, um das nötige Quorum zu erreichen.

Zu einer verpflichtenden Kalt-Wärme-Versorgung auf 20 Bauplätzen konnte sich der Stadtrat 2020 nicht durchringen. Zwei Jahre später verzichtete das Gremium endgültig darauf. Daneben wurde die Grundstücksvergabe kritisch beleuchtet: Die Stadtratsfraktion Geo-net hatte ein transparentes Verfahren bei der Vergabe von Bauplätzen gefordert.
Immer wieder gab es Verzögerungen
Als es im Frühjahr 2021 an die Erschließung gehen sollte, verzögerte sich der Beginn aufgrund der Brutsaison der Feldlerche und weiterer Bodenbrüter. Ein Jahr später wurden die ersten Häuser gebaut und die Erschließung abgeschlossen, bis auf die rund 450 Meter lange Zufahrtsstraße.

Diese Arbeiten, die im Juli 2023 begannen und zum Jahresende beendet sein sollten, währten nur kurz. Darauf ging Bürgermeister Wozniak in seinem Rückblick ein, der an die überraschenden Funde einer ehemaligen Deponie erinnerte.
Deshalb musste der Bau der Keltenstraße sieben Monate unterbrochen werden. Die Folge waren Bodenuntersuchungen wegen Schadstoffen im Untergrund sowie deren Entsorgung und in Teilen auch eine Umplanung.

Mit dem Abschluss der Arbeiten an einer ebenfalls benötigten Linksabbiegespur auf der Schallfelder Straße Anfang August und knapp zwei Wochen später an der Keltenstraße war das Baugebiet erstmals über die neue Zufahrt erreichbar.
Bis dato konnten die Baufirmen und Anwohner zu den Grundstücken nur über eine Behelfszufahrt, die Verlängerung des Philipp-Stöhr-Wegs erreichen. Zwischenzeitlich war der Seeweg für den Verkehr geöffnet worden, weil die Umleitungsstrecke aufgrund der feuchten Witterung schlecht befahrbar war.

Apropos Wetter: Bei Starkregenereignissen im Juni und Juli fluteten Wassermassen, die über einen Flurweg und Mais-Acker ins angrenzende Baugebiet flossen, ein tiefgelegenes Anwesen. Die Betroffenen fühlten sich im Stich gelassen, obwohl die Stadt einen Graben ziehen und Erde aufschütten ließ.
Weitere Bauplätze entstehen bald nebenan
Dies fand bei der Eröffnung keine Erwähnung. Aktuell, informierte der Bürgermeister, stünden noch Ausgleichs- und Grünflächen an. Die Pfarrer Stefan Mai und Reiner Apel segneten das Baugebiet im Rahmen der Feier, nachdem auch Landrat Florian Töpper der Stadt zu dem neuen Baugebiet gratuliert hatte. Gerolzhofen sei attraktiv als Arbeits- und Lebensraum.
Trotzdem ist Wohnraum weiterhin knapp in Gerolzhofen. Das sprach Bürgermeister Wozniak ebenfalls an. Wohnungen und Bauplätze würden gesucht. Es gehe aber weiter, sagte er im Hinblick auf das bereits ausgewiesene Baugebiet "Am Nützelbach III". Die Nachfrage nach dortigen Grundstücken sei rege.