(ue) Ein großer Wurf: Gleich drei Erzeugergemeinschaften – die EG Ringferkel Unter- und Oberfranken, die mittelfränkische Franken Vieh & Fleisch sowie die EG Tierische Veredelung Schwaben – fusionieren zur „Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben Tierische Veredelung“ – ein wirtschaftlicher Verein (w.V.) mit geschätzten 200 Millionen Euro Umsatzvolumen, fünf Fachfirmen sowie dem Schlachthof Augsburg als Filetstücken.
Der künftige Großvermarkter mit Sitz im schwäbischen Geratshofen bei Wertingen geht ab 1. Juli in die Startlöcher – ein halbes Jahr später als geplant, was der formaljuristisch korrekten Abwicklung geschuldet ist. Dann wird der Großverein 5000 Züchter zwischen Main und Alpen vertreten: ein Schwergewicht auf dem Viehmarkt, das mit 1,7 Millionen Jungschweinen unterm Dach der größte Ferkelerzeuger der Republik sein wird. Dazu kommen 600 000 Schlachtschweine, 30 000 Stück Großvieh, 40 000 Kälber zur Weitermast sowie 6000 „Fresser“ (Jungtiere), rechnete der designierte Vorsitzende Stephan Neher (bislang Chef der Schwaben-EG) in Bergrheinfeld vor.
Im dortigen Pfarrheim segneten die Mitglieder der EG Ringferkel Unterfranken den Zusammenschluss ab: Einstimmig wurden sowohl die Klauseln des „Übertragungsvertrags“ als auch die sich daraus ergebende Auflösung der EG Unterfranken und die Übertragung ihres Vermögens auf die EG Franken-Schwaben gebilligt.
Man wolle gemeinsame Potenziale nutzen zum „Vorteil aller“, das jeweils beste der anderen Regionen übernehmen, so Neher: Synergieeffekte durch gemeinsame Verwaltung, EDV und Fuhrpark mitnehmen. Es geht auch um die Selbstbehauptung der Vermarkter gegenüber Großabnehmern in der Fleischindustrie und um die Erschließung überregionaler, nationaler wie internationaler Absatzmöglichkeiten. „Ich sehe noch enorm Luft nach oben, bei der Schweinemast in Unter- wie Oberfranken“, so Neher.
Die bisherigen Geschäftsstellen in Geratshofen, Herrieden (Ansbach), Rödental (bei Coburg) und Niederlauer bei Neustadt bleiben erhalten, ebenso wie die Vorstände in einer Übergangszeit bis 2014. Auch die Arbeitsverhältnisse gehen auf die neue Großgemeinschaft über.
Kritik gab es an der schieren Größe des gemeinsamen Übergangs-Beirats (58 Personen). Der Waigolshäuser Tierhalter Otto Kremling begrüßte die Fusion zwar, warnte aber vor einem „Wasserkopf“ bei Vorständen wie Beiräten „auf tönernen Füßen“. Es komme darauf an, schnell auf Marktentwicklungen reagieren zu können.
Man habe niemanden in der Übergangszeit ausgrenzen wollen, so Neher, sämtliche Mitglieder, Regionen und Produktgruppen sollen vertreten sein: „Zentral führen, dezentral arbeiten“, laute die Devise. In vier Jahren werde der Beirat verkleinert, kündigte auch der heimische EG-Vorsitzende Walter Schnupp an.
Otto Hühnerkopf, Kitzinger Landtagsabgeordneter (CSU) und gelernter Landwirt, forderte von den fränkisch-schwäbischen Tiervermarktern einer Partnerschaft auf gleicher Höhe. „Der Bezug zu den Mitgliedern bleibt erhalten“, lobte er die Struktur der neuen EG, vergaß aber auch die anstehenden Probleme nicht: Man habe in den letzten zehn Jahren mehr als die Hälfte der Schweinezüchter verloren, in der Bevölkerung gebe es immer weniger Verständnis für Landwirtschaft, gerade im Bereich Schweinemast, kritisierte Hühnerkopf. Und: Was die Förderungen angehe, müsse es Chancengleichheit mit den Milchviehhaltern geben.