Die Grünen wollen es wissen, nicht nur, was die künftige Regierung in Deutschland betrifft. Wenige Tage vor der Bundestagswahl machte am Donnerstag die nahezu komplette bayerische Parteispitze von Bündnis 90/Die Grünen im Rahmen ihrer Herbstklausur in Ebrach Station, um vor Ort noch einmal vehement für einen Nationalpark im Steigerwald einzutreten. Unterstützt wurden sie von Anton Hofreiter, Sprecher der Partei im Deutschen Bundestag.
Kurz vor der Wahl in Deutschland ließ sich beim gesamten Tross der Grünen in Ebrach keine Anspannung ausmachen. Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, hatte ihren erst wenige Wochen alten Sohn mit dabei. Es herrschte auffallend gute Laune, was wohl nicht nur am sonnigen Spätsommerwetter lag.
Aufwändige Pressekonferenz mit Live-Übertragung
Wie wichtig der Termin der Partei war, ließ sich an manchen äußeren Gegebenheiten ermessen. Die insgesamt rund 20-minütige Pressekonferenz zu Beginn wurde im Garten des Hotels Klosterbräu in Ebrach abgehalten, weil eine Live-Übertragung mit Bild und Ton ins Internet vom Grillplatz im Wald aus kaum möglich gewesen wäre.

Beim Auftakt im Hotelgarten machte Schulze klar, dass das "Juwel Steigerwald" endlich ein Nationalpark werden müsse. Der dann dritte Nationalpark in Bayern solle, so Schulze, "jetzt kommen, und nicht erst in 100 Jahren".
Das unterstrich auch Hofreiter, der Ministerpräsident Markus Söder in der Pflicht sieht. Von dessen Seite brauche es nicht nur Worte, sondern Taten in Bezug auf den Nationalpark. "Wer seine Heimat liebt, der schützt sie", schob Hofreiter später im Wald hinterher.
Ex-Landrat Denzler meldet sich zu Wort
Mit dem ehemaligen Bamberger Landrat Günter Denzler ließen die Grünen einen weiteren Nationalpark-Fürsprecher zu Wort kommen. Er zitierte, dass Söder gesagt habe, der Staatswald müsse zum Klimawald umgebaut werden. Denzler verwies auf eine kürzlich getätigte Umfrage, nach der sich 75 Prozent der Bevölkerung in Bamberg, Schweinfurt und der Region für den Nationalpark ausgesprochen hätten. Klare Worte dazu sprach mit Gisela Sengl, die stellvertretenden Sprecherin der Partei im Landtag. "Der Nationalpark muss einfach verwirklicht werden. Die Menschen wollen ihn."

Ein kurzer Spaziergang im Wald sollte dann den Politikerinnen und Politikern einen Einblick geben. Am Grillplatz im Handthalgrund wartete auch Forstmann Günter Öltsch aus Ebrach, ein Kenner des Steigerwaldes, der die Gruppe führen sollte. Er habe bereits vielen den Wald hier gezeigt, unter anderem Cem Özdemir. Kürzlich sei auch die bayerische SPD-Spitze bei ihm gewesen, sagte Öltsch.

Er ist für den Nationalpark und sieht gute Chancen. "Ich würde sagen, jetzt ist Endspurt. So ein Wald wie hier ist wirklich einmalig." Wenn sich die politischen Verhältnisse ändern, wie es sich anbahne, sollte das klappen.
Grußwort der Nationalpark-Befürworter
Ebrachs Bürgermeister Daniel Vinzens wartete ebenso im Wald auf die Gäste aus der großen Politik. Das dauerte, weil sich der Bus mit den Grünen-Abgeordneten etwas verfahren hatte und am falschen Treffpunkt stand. Zunächst durfte Liebhard Löffler, Vorsitzender des Vereins Pro Nationalpark, ein kurzes Grußwort sprechen. Der Nationalpark müsse kommen, gerade hier in der Mitte Europas, zumal ihn die Bevölkerung wolle. "Bitte unterstützen sie uns", bat Löffler.

Auch Bürgermeister Vinzens hieß die Gäste willkommen. Hauptprotagonist sei der Wald, er freue sich auf einen offenen Dialog. Dann ging es einmal zusammen rund um den Grillplatz für die Kameras, in die Hofreiter noch ein Statement abgab. Schon verabschiedete sich der prominente Bundespolitiker. Weitere Termine drängten, hieß es.

Seine Parteikolleginnen und -kollegen machten sich dann auf zur kleinen Runde durch das Waldstück, wo ihnen unterwegs Martin Schreiner und Günter Öltsch Hintergründiges zum Steigerwald erklärten. Dies verlief recht ungezwungen. Ebrachs Bürgermeister Vinzens plauderte dabei mit Katharina Schulze. Sie wusste bereits einiges über das Kloster und die Zisterzienser. Dass Ebrach ein Schwimmbad hat, noch dazu ein Naturbad, das klimaneutral werden soll, darüber staunte sie. Wie auch über manche der beeindruckend mächtigen Buchen und Bäume, die am Wegesrand warteten.