Die Gochsheimer und Weyerer werden auch künftig die Möglichkeit haben, ihre Gartenabfälle bei der Grünschnittdeponie der Gemeinde in Weyer kostenlos abgeben zu können. Der Gemeinderat stellte jetzt die Voraussetzungen dafür her. Wie berichtet, war von Bürgermeisterin Helga Fleischer der Betrieb vorübergehend eingeschränkt worden, so dass nur noch holzartige Abfälle angeliefert werden konnten. In den Bürgerversammlungen im März war der Betrieb der Grünschnittdeponie das beherrschende Thema gewesen.
Fleischer ließ zu Beginn der Diskussion über den Tagesordnungspunkt das bisher Geschehene Revue passieren. Bereits 1999 habe die Gemeinde die Kompostierungsfläche in Weyer befestigen und für Sickerwässer eine Auffangwanne einbauen müssen, erinnerte sie. Inzwischen hätten sich Umweltbestimmungen und Abfallverwertungsgesetze verschärft. Seit Januar 2009 dürften Mähgut, Strauchschnitt und sonstigen pflanzliche Abfällen nur noch unter bestimmten Voraussetzungen auf den Äckern ausgebracht werden. „Die Verschärfung ist notwendig, da (…) die Gefahr der Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten besteht“, erklärte Fleischer. Im März 2015 habe das Landratsamt noch einmal verstärkt auf den Vollzug des Kreislaufwirtschaftsgesetzes hingewiesen. „Da waren aber die Gemeinden gemeint bei der Entsorgung der Abfälle aus Klärschlamm und den Mäharbeiten an den Wirtschaftswegen“, schränkte sie ein. Aber: „Leider wurde unsere Deponie in Weyer von einigen Bürgern als Ablageplatz für jeglichen Müll missbraucht“, zeigte sie kein Verständnis für das Verhalten Weniger. Plastik, Tierstreu, Draht, Kot und Essensreste hätten sich in den angelieferten Mengen gefunden. Die vorübergehende Einschränkung des Betriebs sei nötig gewesen, damit „der Gemeinde die Kosten nicht davon laufen“.
Die ausgearbeitete Sitzungsvorlage beinhaltet die Herrichtung der derzeitigen Deponie mit einer Kompostmiete für den reinen Gras- und Laubabfall sowie dem vorhandenen Ablageplatz für holzartige Abfälle und einer Mulde für Staudengewächse und krautartige Abfälle. Die Kosten für das Weiterverarbeiten des Rohkomposts beliefen sich auf rund 3500 Euro jährlich, rechnete Fleischer vor. Wenn alles glatt gehe, könne die Deponie ab 2. Mai wieder für alle Bürger unbeschränkt benutzt werden.
Die Bürgermeisterin schlug vor, dass die Verwaltung dem Gemeinderat nach Ablauf eines Jahres eine Kostenaufstellung vorlege. Fleischer betonte, dass der Beschlussvorschlag einen Antrag der CSU/Freie Bürger-Fraktion nahezu eins zu eins abbilde. Eine Beschlussfassung über den Antrag fand sie daher für entbehrlich. Dies sah auch der Fraktionssprecher Dirk Hachtel so. In der Vorlage sei ein „zielführendes Ergebnis“ erarbeitet worden. „Der Bürger“ müsse lernen, dass er strenger trenne.
SPD-Sprecher Klaus Wörner freute sich ebenfalls über die „kostenneutrale“ Lösung. Ihn mache es aber traurig, dass die beiden Rentner, welche die Anlieferung betreuen, unflätig angegangen worden seien, wenn Lieferungen hätten beanstandet werden müssen. Unnötige Schärfe brachte aus Sicht mehrerer seiner Ratskollegen Matthias Riedl in die bis dahin einträchtige Debatte ein. „Ich habe vor allem eines herausgehört: Der Bürger liefert schlecht an!“, eröffnete er seinen Redebeitrag. Tatsächlich sei „der Bürger“ aber durch die vorübergehende Betriebseinschränkung vor den Kopf gestoßen worden. An dieser Stelle erhielt er vereinzelten Beifall von den voll besetzten Besucherstühlen. Er betonte, dass der Antrag seiner Fraktion vielmehr eine „Bedienungsanleitung für den Betrieb einer Grünschnittdeponie“ sei – was ihm einen ärgerlichen Zwischenruf von Jürgen Sander einbrachte. Riedl bemängelte vor allem, dass die Bürgermeisterin zu spät reagiert hätte: „Was ist in den letzten drei Jahren passiert?“ Fleischer verwahrte sich gegen diesen Vorwurf und wies auf Gespräche mit Behörden und Entsorger hin.
Mit der vorgelegten Beschlussvorlage nehme die Gemeinde im Landkreis vielmehr eine Vorreiterrolle ein. Wörner und Sander prangerten Riedls Wortwahl an. Wörner verwies auf die Debattierregeln, die sich der Gemeinderat selbst gegeben habe. Auch Freie Wähler-Frontmann Edwin Hußlein ärgerte sich über die aus dem Ruder gelaufene Debatte: „Das ist keine Diskussionskultur!“ Schließlich hätte das Gremium auch eine Vorbildfunktion. Die Ratsmitglieder votierten schließlich einstimmig für die von der Verwaltung vorgelegte Verfahrensweise. Fleischer sagte zu, alles zu tun, damit die Deponie so bald wie möglich wieder uneingeschränkt benutzt werden könne. „Wenn es gut geht am 2. Mai – aber nur für Gochsheimer und Weyerer!“, stellte sie in Aussicht.