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MEININGEN: „… hält weder Ochs noch Esel auf“

MEININGEN

„… hält weder Ochs noch Esel auf“

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    Auferstanden aus Ruinen: Genosse Erich Honecker und sein „Spiritual Leader“ Jörg Schmidt bei der Festrede.
    Auferstanden aus Ruinen: Genosse Erich Honecker und sein „Spiritual Leader“ Jörg Schmidt bei der Festrede. Foto: Foto: Foto-Ed

    Was kann die Faszination des großen kleinen Theaters besser ins Bild rücken als eine einfache Holzkiste, aus der plötzlich das ganze Universum einer Oper auftaucht? Mit einer freien Interpretation von John Gays „Bettleroper“ begann am Sonntag die Festwoche zum 30-jährigen Bestehen des Meininger Puppentheaters.

    Einem Zauberer gleich verwandelt der Puppenspieler Frieder Kräuter vom Puppentheater Gugelhupf die nüchterne Realität eines Raumes – der Kammerspiele – in einen magischen Ort. Das weckt Erinnerungen an die Stücke des Meininger Puppentheaters, die für mich Sternstunden der Theaterkunst waren und die sich nicht hinter der leibhaftigen Schauspielkunst verstecken mussten.

    Immer wieder fällt mir der „Standhafte Zinnsoldat“ ein, wenn ich gefragt werde, welches Meininger Theaterereignis mich in den vergangenen 30 Jahre am tiefsten berührte. Der Erfolg des Stückes bestätigt diesen Eindruck: Über ein Jahrzehnt waren die Meininger mit der preisgekrönten Inszenierung von Tobias J. Lehmann weltweit – in Europa, Asien, Amerika – unterwegs. Das Stück ist ein wunderbares Beispiel für die außergewöhnliche Kunst der Reduktion, die die Seele einer Geschichte freilegt und sie ohne Umschweife in die Seelen der Zuschauer transportiert.

    Am Freitag und am Samstag wird der „Standhafte Zinnsoldat“ mit dem Schauspieler Stefan Wey noch einmal zu sehen sein.

    Manchmal leuchtet sie in den Meininger Puppentheaterinszenierungen auf, diese in den Geschichten und ihren Erzählern schlummernde Potenz. Manchmal gibt es nur ein sanftes Glimmen, das zu früh verlöscht. Manchmal geht sie unter einem Übermaß an moralischem Anspruch verloren. Trotz aller Wehmutstropfen: Es ist ein Glück, dass das Meininger Puppentheater in guten wie in schlechten Zeiten überlebt hat. Angefangen hat alles im Herbst 1986. Damals probte der Hallenser Theatermann Rolf Thieme mit seinem kleinen Ensemble unterm Dach des Großen Hauses des Meininger Theaters das erste Stück, „Das wundervolle und erstaunliche Leben und das betruebte Ende des weltberuehmten Nicromantici Dr. Johannes Faust“. Vom sechsköpfigen Gründungsensemble wurde bei der sonntäglichen Feier nur der Puppenspieler Jörg Schmidt gesichtet.

    Der aber gab als Hausmeister Kowalski und als „Spirtual Leader“ des Festredners Erich Honecker einen vergnüglichen Türöffner in die Wunderwelt der großen kleinen Kunst, bevor Mackie Messer, Peachum, Polly & Co das Kommando über den Kosmos aus der Kiste übernahmen und bestätigten, was vorher Genosse Honecker aus heiserer Kehle dem Volk entgegenschleuderte: „Das Figurentheater in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ Siggi Seuss

    Das Programm: Wenn der Kasper aber nun ein Pech hat (Dienstag, 10 und 14 Uhr, ab 5). Hänsel. Gretel. Finsterwald (Mittwoch, 19 Uhr, ab 12). Die Berliner Stadtmusikanten (Donnerstag, 19 Uhr, ab 12). The Brave Tin Soldier, englische Version (Freitag, 11 und 19 Uhr, ab 12). Der standhafte Zinnsoldat (Samstag, 15 Uhr, ab 6). Höchste Eisenbahn. Männer und ihr Hobby (Sonntag, 15 Uhr, ab 6). Karten: Tel. (0 36 93) 45 12 22. www.das-meininger-theater.de

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