„Das Metzgersterben geht weiter“ – so kommentiert ein sichtlich geknickter Ansgar Zänglein, Wirt der „Goldenen Flasche“, das Aus seiner Dorfmetzgerei. Letzter Verkaufstag wird am Donnerstag, 14. August, sein.
Das dazugehörige Traditionsgasthaus an der Ecke Strohgasse/Hambacher Hauptstraße gibt es in sechster Generation – Gründervater Georg Glöckner hatte bereits 1846 die Konzession erhalten. Die gute Nachricht: Das Wirtshaus mit Biergarten bleibt auf jeden Fall erhalten, ebenso der damit verbundene Party- und Festzeltservice. Die schlechte: Mit dem Metzgerei-Verkauf ist nach 89 Jahren unwiderruflich Schluss. 1925 hatte Ansgar Zängleins Großvater Florian Müller, ein erfahrener Metzgermeister aus Rannungen, den Laden gegründet, an Stelle eines landwirtschaftlichen Anwesens neben der Goldenen Flasche.
Der Betrieb des „Hambacher Volksernährers“ (Zänglein) musste schwere Krisen überstehen: die Rezession am Ende der Weimarer Republik, den Zweiten Weltkrieg, die Mühen der Nachkriegszeit. Dass der Enkel nun das Filetiermesser an den Nagel hängt, hat rein familiäre Gründe, diese Botschaft ist ihm schon wichtig.
Er hätte wirklich gerne weitergemacht mit dem Fleischereifachgeschäft, beteuert der Fünfzigjährige: „Es tut uns leid für die Stammkunden.“ Auch in seiner Generation hat die Metzgerei mit drei Mitarbeitern einige Unbill meistern müssen, von Rinderwahn über Schweinepest bis zur Vogelgrippe. Bei eigenen hohen Qualitätsstandards und Fleisch von Bauern aus der Region. Ohne Grund gibt da keiner sein Geschäft auf.
Metzgermeister ist Zänglein seit 1984, der jüngste Inhaber des Meisterbriefs war der Hambacher damals in Süddeutschland. Früh setzte er auf Party-Service und Catering und blieb zugleich den bis zu 100 Jahre alten Rezepten seiner Familie treu, zum Beispiel für „Opas beste Bratwurst“.
Gleichzeitig hat er die „fränkische Wurstkultur“ in die Ferne getragen, weit über den Weißwurst-Äquator hinaus: bis nach Riad, Hauptstadt Saudi-Arabiens, oder nach Dubai, um buchstäblich mehr Würze in die Produktpalette arabischer Fleischfabriken zu bringen.
Das Oktoberfest in Nikosia, Zypern, hat der Entwicklungshelfer in Sachen Bratwurst, Schlachtschüssel, Leberkäs und Leberknödel ebenfalls beliefert. Neudeutsch nennt sich sein Knöchli-Job im Ausland „coach for food solutions“.
Selbst Nelson Müller war schon in der „Goldenen Flasche“ zu Gast. Der bekannte Sternekoch und gebürtige Ghanese ist schließlich Zängleins Cousin, dank Adoption. Angefangen hat der Fernsehstar wirklich mal als Praktikant in Hambachs Dorfmetzgerei und dort Schweinehälften geschleppt, wie sich sein Verwandter schmunzelnd erinnert.
Geholfen hat Ansgar Zänglein die Weltoffenheit am Ende wenig, zu Hause hat er die Schlacht um die Metzgerschüssel verloren. „Ich bedanke mich bei meinen treuen Mitarbeitern und Kunden“, sagt Ansgar Zänglein.
Ein Trost: Seine Spezialitäten wird er weiterhin anbieten, ebenso diverse Services. Auch Nelson Müller hat schon Interesse an Zängleins Bratwürsten bekundet, für sein Gourmet-Restaurant in Essen. Die Ur-Dorfmetzgerei lebt ohnehin weiter, mit zahlreichen Exponaten im Hambacher Heimatmuseum nebenan. Ansonsten gilt: Alles hat ein Ende. Opas beste Bratwurst hat nach wie vor zwei.